Ah, die Welt kann so glamourös sein. Selbst ein
Buch über Pilze kann Modeschöpferinnen dazu bringen, ganze Kollektionen ihnen zu Ehren zu entwerfen (
wunderbare Bilder aus der Kollektion von Iris van Herpen 2021) und
Hermès mit Leder aus ihren Stoffwechselprodukten (
Bild) experimentieren zu lassen. Das Buch muss allerdings von dem elfenhaften
Merlin Sheldrake, einem klugen Zauberwesen aus Britanniens Countryside geschrieben sein, selbst eine verwobenen Existenz, denn seine Brüder, mit denen er so eng verbunden ist wie ein Pilz mit sich selbst, brillieren als Musiker, und Dichter und seine Schwägerinnen als Keramerikerinnen. Und alle leben in umgebauten Kirchen, die aussehen wie ein Traum aus dem
Architectural Digest. "Entangled Life" (
"Verwobenes Leben") hieß sein Buch, das auch in Deutschland begeisterte Kritiken erhielt, ohne merklich zum Kultbuch aufgestiegen zu sein - aber jetzt vielleicht. Viele Bücher sind in letzter Zeit über Pilze erschienen,
schreibt Jennifer Kahn in ihrem Porträt des Autors, alles respektable Monografien. Aber "Sheldrakes eigenes Bestreben ist sowohl träumerischer als auch ehrgeiziger - er möchte, dass wir die Welt und unseren Ort darin anders sehen. Eine Sehnsucht zieht sich durch 'Entangled Life', der Wunsch, mit diesen fremden Lebewesen zu verschmelzen, die die Welt mit Millionen von Ranken, den Hyphen, erkunden, von denen jede gleichzeitig als unabhängiges
Gehirn,
Mund und
Sinnesorgan funktioniert. Wir bilden uns ein, Individuen zu sein, stellt Sheldrake fest, obwohl wir in Wirklichkeit Gemeinschaften sind, deren Körper so sehr von Mikroben bewohnt werden und von ihnen abhängig sind, dass schon der
Begriff der Individualität bizarr erscheint. Warum denken wir an ein 'Ich', wo es doch richtiger wäre, uns als ein
wandelndes Ökosystem zu bezeichnen?" Wie es wäre ein Pilz zu sein, werde Sheldrake zuweilen gefragt: "Stell dir vor, du hättest keinen Kopf, kein Herz, kein Operationszentrum", setze er dann an. "Du könntest mit deinem ganzen Körper schmecken. Du könntest ein Fragment deines Zehs oder deines Haares nehmen und daraus würde
ein neues Du wachsen - und Hunderte dieser neuen Dus könnten zu einer unvorstellbar großen Einheit verschmelzen." Ozeanisch.
Ebenfalls im
New York Times Magazine porträtiert Nicholas Casey den spanischen Spitzel
José Manuel Villarejo Pérez, der einiges zum Fall des Königs
Juan Carlos beitrug.