Adam Zagajewski

Die kleine Ewigkeit der Kunst

Tagebuch ohne Datum
Cover: Die kleine Ewigkeit der Kunst
Carl Hanser Verlag, München 2014
ISBN 9783446246126
Gebunden, 320 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall und Bernhard Hartmann. Adam Zagajewskis neues Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Unentbehrlichkeit der Kunst in der modernen Welt. Es ist ein Tagebuch ohne Datum, es verbindet das Persönliche mit dem Allgemeinen. Zagajewski erzählt darin von seiner Geburtsstadt Lemberg, von der Aussiedlung der Familie, von Städten, in denen er gelebt hat: Paris, Houston, Berlin, Krakau. Dabei führen die privaten Erfahrungen immer auch zu einer neuen Sicht auf die Welt. Und wenn es um Literatur geht - Rilke, Kafka, Simone Weil, Cioran, Milosz - schreibt er nicht nur über die Werke, sondern auch über die Grenze zwischen Leben und Kunst.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 20.06.2015

Herbert Wiesner liest das Tagebuch Adam Zagajewskis als Verknüpfung persönlicher Erinnerungen des Autors mit Überlegungen moral-philologischer Art. Was Litotes und Hyperbel miteinander auszumachen haben und sprachlicher Reichtum und Askese, erfährt er hier, aber auch, was der Holocaust und die ermordeten Polen von Katyn miteinander verbindet. Für Wiesner sind dies die Höhepunkte des Buches, weniger die allerdings auch "kostbaren" Reminiszenzen des Autors an Brodsky, Milosz und andere.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.03.2015

Adam Zagajewski nennt sein Buch "Die kleine Ewigkeit der Kunst" auch ein "Tagebuch ohne Datum", was für Volker Breidecker besonders anschaulich macht, wie dieses Buch verfasst ist: als Selbstschau und Erinnerung, der durch das fehlende Datum aber gleichsam die Chronologie abhanden gekommen ist, erklärt der Rezensent. Zagajewski stellt Poesie und Prosa gegenüber und nebeneinander, verdichtet Miniaturen zu Epigrammen, gedenkt toter wie lebender Freunde, erinnert sich an die Deportation aus Lemberg und das Leid der verloren Heimat, die in der Kunst selbst gesetzt werden muss, fasst Breidecker zusammen. "Die Dichter bauen ein Haus für uns - doch sie selbst / können nicht darin wohnen", zitiert der Rezensent und erklärt: Zagajewski gelinge das Lob der dichterischen Epiphanie ohne religiös-mytisches Pathos.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.02.2015

In seinem tagebuchartigen Kompendium "Die kleine Ewigkeit der Kunst" erzählt der polnische Lyriker Adam Zagajewski sehr ehrlich von seiner Herkunft, im literarischen wie im persönlichen Sinne, berichtet Nicole Henneberg, besonders die Musik Gustav Mahlers und die Gedichte Gottfried Benns haben ihn begeistert, auch der Nobelpreisträger Czesław Miłosz, als dessen Nachfolger er gilt. Dem Schreiben haftet dabei für Zagajewski nach wie vor etwas "Unseriöses" an, was es aber nicht von dem Anspruch befreie, eine "Antwort auf den Zustand der Welt" zu geben, so die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.02.2015

Andreas Breitenstein kriegt sich gar nicht ein angesichts von Adam Zagajewskis neuem, im Original schon 2011 erschienenem Buch. Ein Buch für Sehnsüchtige, schreibt er, das die Kunst ernst und das Leben heiter nimmt. Breitenstein schätzt den Überschwang und die Ironie des Autors, seine Abgeklärtheit und seine Gelehrtheit und die Verbindung von Abstraktion und Anschauung, von Essay und Erzählung in diesem Text. Dass der Autor ein Wegweiser durch das Unwichtige zum Wichtigen ist, wenn er sich emphatisch zur Kunst als einem utopischen Ort bekennt, weiß der Rezensent sicher. So folgt er Zagajewski bereitwillig durch seine Familiengeschichten, die polnische Heimat, die Lebensstationen eines widerständigen Dichterlebens. Was er liest, scheint ihm anschaulich in der Anekdote und der Epiphanie, voller Witz und Weisheit. Und die Kunst erscheint ihm wie selten in ihrer existenziellen Bedeutung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.10.2014

Zweierlei leistet Adam Zagajewski in seinem Essayband "Die kleine Ewigkeit der Kunst", berichtet Artur Becker: zum einen das autobiografische Projekt seiner Familiengeschichte mit Stalinismus und Vertreibung, zum anderen der intellektuelle Reise- und Erfahrungsbericht eines dichtenden Kosmopoliten samt kunsttheoretischen Reflexionen sowie Begegnungen und Gesprächen mit Susan Sontag, Emil Cioran, Joseph Brodsky und anderen. Beide Komponenten dieses "episch-essayistischen Unternehmens" sind für den Rezensenten gleichermaßen Grund zur Freude, besonders beeindruckt ihn jedoch, wie harmonisch und schlüssig bei Zagajewski beides ineinander greift. Die "leicht bekömmliche Übersetzung" durch Bernhard Hartmann und Renate Schmidgall macht die Lektüre für Becker zu einem reinen Genuss.