Aki Shimazaki

Wasurenagusa

Roman
Cover: Wasurenagusa
Antje Kunstmann Verlag, München 2005
ISBN 9783888973802
Gebunden, 119 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Bernd Wilczek. Als Erbe einer alten japanischen Familie ist Kenji Takahashi seinen Eltern Gehorsam schuldig, so will es die Tradition. Deshalb lässt er sich zur Scheidung drängen, als seine Ehe kinderlos bleibt - und erfährt wenig später, dass er selbst unfruchtbar ist. Zutiefst verstört zieht er nach Tokio, vergräbt sich in seine Arbeit. Ein einziger Mensch zählt noch für ihn: seine Amme Sono, die ihm in der Kindheit, fast gegen den Widerstand der Eltern, alle Liebe zuteil werden ließ, die er seither bitter vermisst. Die Bekanntschaft mit der sensiblen Mariko, die einen unehelichen Sohn hat, fällt wie ein Lichtstrahl in Kenjis erstarrtes Leben. Er heiratet sie, auch wenn dies den endgültigen Bruch mit seinen Eltern bedeutet, die eine Frau von "zweifelhafter Herkunft" nicht akzeptieren. Erst spät, nachdem er aus Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrt ist, erfährt Kenji durch einen Zufall von der Lebenslüge seiner Eltern und dem Geheimnis seiner eigenen Herkunft.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.05.2005

Was für eine "rührselige Geschichte", seufzt Leopold Federmair. Aki Shimazaki, aus Japan stammend, in Kanada lebende und französisch schreibende Autorin, erzählt die Geschichte eines Mannes, der mit den gesellschaftlichen Konventionen seines Landes bricht, indem er eine von seiner Familie nicht akzeptierte Frau heiratet. Die Handlung beginnt zwischen den beiden Weltkriegen und endet fast ein halbes Jahrhundert später. Shimazaki flicht darin zwar zeitgeschichtliche Indizien ein, doch "die Gesellschaftskritik verliert durch den braven Edelmut der Charaktere und ihrer Handlungen jegliche Schärfe", erklärt der Kritiker. Das Paar wird alt und glücklich. Vielleicht sollte man das ganze einfach wie ein Märchen lesen, überlegt Federmair. Dann könne man sich wie in einem Hollywoodfilm einfach ungeniert seinen Tränen hingeben und "geschneuzt und geläutert" aus der Lektüre auftauchen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.04.2005

Einen "kleinen, aber beherzten Roman" hat Aki Shimazaki geschrieben, meint Rezensent Burkhard Müller. Die japanische Autorin erzählt auf gerade einmal 117 Seiten den "ganzen Lebenslauf" eines jungen Mannes, der sich gegen die Zwänge des japanischen Adels der 30-er Jahre auflehnt. Der Gipfel der Revolte ist erreicht, als sich der Protagonist von seiner Familie lossagt und damit einen "mutmaßlich unerhörten Schritt wagt". Gefühle werden dem Leser jedoch nur versteckt präsentiert, weiß der Kritiker. Und so könne man nur ahnen, "mit welcher Entschiedenheit" Shimazaki die Themen Tradition, Schuld und Neubeginn verhandelt. Auch Shimazakis Sprache werde dem Leser zunächst in ihrer "Sprödheit" fremd vorkommen, in die man sich langsam "einlesen" müsse. Dann jedoch erwarte einen ein Buch, das bei allem "Lakonismus des Sprechens" genug Raum bietet für die "Erstarrung" einer Familie, aber auch das "große Glück", das im Aufbegehren liegt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.03.2005

Barbara von Becker erinnert der Roman "Wasurenagusa" von der seit 20 Jahren in Kanada lebenden japanischen Autorin Aki Shimazaki durch seine "Strenge und Klarheit" an "japanische Holzschnitte". Die Geschichte des Pharmakologen Kenji Takahashi, der von seinen Eltern gezwungen wird, sich wegen der Kinderlosigkeit seiner Ehe von seiner Frau scheiden zu lassen, zeichnee sich durch eine adjektivarme, schnörkellose Sprache aus.  Die Autorin lasse das persönliche "Drama" Takahashis vor dem Hintergrund der Weltgeschichte von 1933 spielen, erklärt die Rezensentin durchaus angetan. In der minimalistischen Erzählweise wittert von Becker allerdings auch ein Problem, denn mitunter wirkt das Ganze zu sehr nach dem "Reißbrett mit dem Zirkelmaß" entworfen. Die "kühle Berechnung" der Autorin ist allenthalben nur zu deutlich zu spüren, was der "literarischen Gestaltung" der Geschichte nicht bekommt, meint die Rezensentin.