Alain de Botton

Trost der Philosophie

Eine Gebrauchsanweisung
Cover: Trost der Philosophie
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783100463173
Gebunden, 320 Seiten, 20,40 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Silvia Morawetz. Frust? Unbeliebt? Geldsorgen? Gefühle der Unzulänglichkeit? Kleinmütig? Liebeskummer? Ihnen kann geholfen werden ... Alain de Botton, Autor des Bestsellers "Wie Proust Ihr Leben verändern kann", ist in seinem Buch der Frage nachgegangen, welche Tröstungen bei den Lebensproblemen moderner, vorwiegend jugendlicher Zeitgenossen die Philosophie bereithält, genauer: welche Hilfsangebote Sokrates, Epikur, Seneca, Montaigne, Schopenhauer und Nietzsche machen könnten, wenn man denn deren Leben und Werk zu Rate zöge. Was er dem interessierten Leser an die Hand gibt, ist sowohl ein Kompendium guter Ratschläge, wie mit einigen der am weitesten verbreiteten Kümmernissen umzugehen sei, als auch eine Einführung in den Gebrauch der Philosophie.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.07.2001

Der lange Atem des Ludger Lütkehaus: Da entwirft der Rezensent mal eben einen prophetischen Traum des Sokrates "nach einem besonders üppigen Gelage" und lässt den Meister darin über die "gegenwärtige Glücksinflation" und gleich vier Arbeiten zum Thema zu Wort kommen: "Die Kunst zu leben" von Alexander Nehamas (Rotbuch), Annemarie Piepers "Glückssache" (Hoffmann und Campe), Alain de Bottons "Trost der Philosophie" (S. Fischer Verlag) und "Verdammt zu Glück" von Pascal Bruckner und erschienen bei Aufbau.
1) Alexander Nehamas: "Die Kunst zu leben"
"'Alle Achtung!', dachte Sokrates", denkt Lütkehaus: Der hier ist mit allen Wassern gewaschen, der Autor hier. Ist mir (Sokrates) am Ende ebenbürtig? Wenn er auch mit sich selber spricht ("er zitierte immerhin etliche 'Stimmen', die anscheinend in den inzwischen verflossenen zweieinhalbtausend Jahren mit ihm diskutiert hatten, einen 'Montaigne', einen 'Nietzsche', einen 'Foucault'"), er trifft doch ins Schwarze. Spricht über mich und dann ewig über "diesen Musterschüler Platon". Die Philosophiegeschichte - nur ein paar Fußnoten zu mir bzw. zu ihm, Platon? Also das ist Ironie. Sprach Sokrates, sprach Lütkehaus.
2) Annemarie Pieper: "Glückssache"
Gründliche Arbeit, denkt Sokrates-Lütkehaus über dieses Buch. Weniger ironisch, dafür umso solider hat die Autorin gearbeitet, "Schritt für Schritt, im Gänsemarsch der Begriffe, handelte sie Lebens- und Glücksformen ab": Ästhetische Lebensform: sinnliches Glück, religiöse Lebensform: kontemplatives Glück usw. - Zuordnungen allerdings, die Sokrates nicht immer glücklich machten, "zumal er die philosophische Lebensform schmerzlich vermisste." Und das Resultat? Doch eher blass. "Und Sokrates fühlte sich nur an Wissen reicher, im Übrigen so lebensklug als wie zuvor."
3) Alain de Botton: "Trost der Philosophie"
Bei diesem Autor ist es Sokrates wohl. Erstaunlich klug, der Junge ("Man sollte ihn mal nach Athen einladen!"), und witzig (hat begriffen, "dass man bei diesem Thema gut daran tat, selber etwas zu den 'Glückssachen' beizutragen"). Fragt nach dem Gebrauchswert all der Montaigne, Nietzsche, Epikur etc. für den Trost der Philosophie bei Unbeliebtheit, Geldmangel, Frustration. Allerdings, das denken wieder beide - Sokrates und Lütkehaus -: Manchmal doch "allzu salopp", was der Autor da zum Besten gibt, Dinge, "die offenbar äußerst nachlässig absolvierten Bibliotheksaufenthalten zu danken waren."
4) Pascal Bruckner: "Verdammt zum Glück"
Die eigentliche Entdeckung im Sokratischen Traum, meint Lütkehaus, ist dieses Buch. Der Autor verstehe es mal heiter, mal sarkastisch, fast immer buchstäblich treffend zu formulieren, "so wie Sokrates es selten gehört hatte". Er war unterhaltsam, mit diversen Impromptus zu Alltagsthemen, und schüttete seinen ganzen Hohn aus über die "gegenwärtige Glücksinflation". Eine "paradoxe frohe-unfrohe Botschaft", der selbst der Meister in der Hauptsache nicht widersprechen konnte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.05.2001

In einer Mehrfachbesprechung rezensiert Michael Schefczyk philosophische Bücher, die sich mit Glück und Trost beschäftigen.
1.) Alain de Botton: "Trost der Philosophie" (S. Fischer)
Der Rezensent hält sich hier mit einer dezidierten Wertung eher zurück, sondern erzählt vor allem, an welchen Themen der Autor den Trost in der Philosophie untersucht. So sei Botton etwa bei der Betrachtung von Jacques-Louis Davids Bild 'Tod des Sokrates' aufgefallen, dass ein gewisser Trost darin liegt, dass auch ein so großer Mann wie Sokrates "unbeliebt sein kann". Oder wenn Botton auf Epikurs Vorstellung von Glück (Freundschaft, Freiheit, Besinnung) eingeht. Neuigkeiten erfährt man in diesem Buch nicht, findet Schefczyk, dafür jedoch "Eindringlichkeit". Ihm gefällt offenbar das Spielerische Bottons und die gute Lesbarkeit, die auch in der "ausgesprochen gut lesbaren" Übersetzung von Silvia Morawetz erhalten bleibe. Und obwohl Botton Schweizer ist, so hat er sich nach Ansicht des Rezensenten einen sehr britischen Stil angeeignet, etwa die "Kunst, ohne Plumpheit persönlich zu werden".
2.) Annemarie Pieper: "Glückssache. Die Kunst gut zu leben" (Hoffmann und Campe)
Im Vergleich zu Bottons Buch findet Schefczyk Annemarie Pipers "Glückssache" etwas "unpersönlich" und sehr viel anspruchsvoller, als sein Titel möglicherweise vermuten lässt. Der Rezensent diagnostiziert hier typische Stärken und Schwächen einer akademischen Studie: So findet er es zwar "materialreicher, differenzierter, schwieriger als Bottons Text - aber letztlich bleibt alles ein wenig unverbindlich". Abschließend weist der Rezensent noch auf zwei Bände zu ähnlichen Themen hin: Alexander Nehamas "Die Kunst zu leben" (Rotbuch-Rationen), das er ebenfalls zum "härteren Schrot" rechnet. Und Pascal Bruckners "Verdammt zum Glück" (Aufbau-Verlag), der sich mit dem "Glückszwang" beschäftigt, der über uns alle verhängt sei.

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