Anne Dufourmantelle, Antonio Negri

Rückkehr

Alphabet eines bewegten Lebens
Cover: Rückkehr
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783593372426
Gebunden, 238 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen und deutsche Bearbeitung von Thomas Atzert. Antonio Negri, Autor von "Empire", berichtet in seinem autobiografischen Alphabet von den Stationen eines turbulenten Lebens und den theoretischen Leidenschaften eines politischen Denkers. In einem ausführlichen Gespräch mit der französischen Journalistin Anne Dufourmantelle lässt Negri die biografischen Stationen, politischen Ereignisse, intellektuellen Freundschaften und philosophischen Einflüsse Revue passieren. Das Gespräch folgt einer lockeren Serie alphabetisch geordneter Stichworte. So entstand von A (wie Attentat) über H (wie Heidegger) bis Z (Zwillingstürme des World Trade Centers) das kaleidoskopartige Bild eines leidenschaftlichen politischen Lebens und eines theoretischen Schaffens, eine Ergänzung zu "Empire" wie auch eine Einführung in Negris Werk.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.07.2003

Antonio Negris "Rückkehr", ein "feinfühliger Interviewband", in dem der Politologieprofessor und "vielleicht paradoxeste Linksradikale unserer Tage" der Journalistin Anne Dufourmantelle sein bewegtes Leben erzählt, hat Rezensent Robert Misik rundum überzeugt. Er berichtet von Negris "sensationellem Comeback", das ihm nach Gefängnis, Exil und abermaligem Gefängnis mit seinem (zusammen mit Michael Hardt verfassten) Weltbestseller "Empire" gelang, seiner Rolle als führender Theoretiker der italienischen radikalen Linken in den Sechziger und Siebziger Jahren, und geht auch auf den Prozess ein, der dem einstigen "Staatsfeind Nummer eins" Italiens wegen seiner Nähe zu den terroristischen "Roten Brigaden" gemacht wurde. Die "erstaunliche" Person Negris ist nach Einschätzung Misiks immer hinter seinen hermetischen Begriffen von "Planstaat", "Arbeiterautonomie", oder später von "Mulitude" oder "Exodus" verschwunden. Umso mehr zeigt er sich darüber erfreut, dass in "Rückkehr" erstmals der Ironiker Negri hinter dem Jargonjongleur hervorluge - ein "wenig altersweise", "unabgeklärt und fröhlich-optimistisch". Kritik an Negris Denken im Einzelnen hält Misik zwar für angebracht, seiner prinzipieller Perspektive sei aber schwer zu widersprechen. Danach sind es die Verhältnisse selbst, erklärt Misik abschließend, "die jene Wünsche und Ambitionen inspirieren, die sich dann bisweilen als Rebellionen oder in Gestalt von Verweigerungsstrategien gegen diese Verhältnisse zurückwenden."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.06.2003

Andreas Platthaus leitet seine Rezension mit einigen Informationen über Antonio Negri ein, der, wie er schreibt, "in den späten siebziger Jahren als mutmaßlicher Chefideologe der Roten Brigaden verhaftet" wurde. Später floh er nach Paris, wo er zusammen mit dem amerikanischen Soziologen Michael Hardt das Buch "Empire" konzipierte. In seinem neuen Buch "Rückkehr", das aus einem Interview besteht, das die französische Philosophin und Psychoanalytikerin Anne Dufourmantelle mit ihm geführt hat, erfährt man laut Platthaus, was Negri "in den letzten Jahren bewegt hat". Dufourmantelle fragt ihn nach "zentralen Begriffen, Orten und Namen" aus seinem Leben in alphabetischer Reihenfolge. Das Ergebnis ist ein "seltsamer Zwitter aus Rück- und Ausblick, nennen wir es Beschwörung", schreibt Platthaus. Angefügt ist der deutschen Ausgabe des Buches außerdem ein kurzes Interview, das Thomas Atzert Anfang diesen Jahres mit Negri geführt hat, wie Platthaus anmerkt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.06.2003

Antonio Negri, Häftling und "Symbolfigur der italienischen Linksintelligenz", hat eine Menge erlebt und deshalb auch eine Menge zu erzählen, findet der Rezensent mit dem Kürzel "upj." Deshalb ist diese Autobiografie in Stichwortform, die auf einem langen Gespräch zwischen der Journalistin Anne Dufourmantelle und Negri basiert, auch nach Ansicht des Rezensenten "erhellend". Obwohl die meisten Lebenslinien "ins Politische gelaufen sind", kehren die Gespräche doch oft zu den Anfängen zurück, "in die Welt des Gedanken" des jungen Studenten und späteren Philosophieprofessors Negri. Das Buch ist auch eine Rückschau des mittlerweile 70-jährigen Negris, warum sein Leben so und nicht anders verlaufen ist. Genau diese Fragestellung ist es auch, die der Rezensent erhellend findet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.05.2003

Antonio Negris kritische Analyse des globalisierten Kapitalismus, die er zusammen mit Michael Hardt 2000 unter dem Titel "Empire" vorgelegt hat, ist nach Ansicht von Rezensent Gottfried Oy "untrennbar" mit seiner Biografie und seinen politischen Interventionen verbunden, wie Anne Dufourmantelles Interviews mit dem italienischen Intellektuellen belegen. Aufbereitet als "biografisch-politisches Wörterbuch" gewähren sie Einblicke in das bewegte Leben und Denken Negris und seine Theorie des "Empire", hält Oy fest, für den der Band allerdings kein Wörterbuch im "eigentlichen Sinne" darstellt. "Denn", fragt der Rezensent, "wer würde schon unter Begriffen wie Champ (Feld. Lager), Jamais plus (Nie wieder) oder Yeux (Augen) nachschlagen, um auf Informationen über Militanz, Krieg oder Kunst zu stoßen?" Oy findet das allerdings gar nicht so schlecht. Schließlich treibe Negri anhand von Dufourmantelles Stichworten seine Reflexion der eigenen Biografie voran, was ihm zur Freude des Rezensenten zumeist recht gut gelingt.
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