Arnulf Baring, Gregor Schöllgen

Kanzler, Krisen, Koalitionen

Das Buch zur Fernseh-Dokumentation bei RTL
Cover: Kanzler, Krisen, Koalitionen
Siedler Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783886807628
Gebunden, 352 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Sieben Kanzler haben das politische Leben der Bundesrepublik auf unverwechselbare Weise geprägt: Konrad Adenauer übernahm im Großvateralter die Macht am Rhein und begründete in vierzehn Jahren den Begriff der Kanzlerdemokratie. Äußerst widerwillig nur übergab er 1963 sein Amt an Ludwig Erhard, den erfolgreichen Wirtschaftsminister, der zu einem glücklosen Kanzler wurde und drei Jahre später zurücktreten musste. Kurt-Georg Kiesinger moderierte eher, als dass er regierte. Und doch waren die drei Jahre der Großen Koalition von CDU und SPD eine Zeit der Reformen, die Willy Brandt drei Jahre später zu seinem äußerst knappen Wahlsieg führte. Sein langjähriger Konkurrent Helmut Schmidt, der ihm im Amt nachfolgte, verstand sich als leitender Angestellter der Republik und regierte sie nüchtern und effizient. 1982 löste ihn Helmut Kohl ab. Gerhard Schröder trat 1998 an, siegte und regiert fortan als Bundeskanzler auf der Suche nach seiner Unverwechselbarkeit.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.12.2002

Alles schon gehabt in der deutschen Politik. Auf diesen Nenner bringt der "de." zeichnende Rezensent die Quintessenz aus Arnulf Barings und Gregor Schöllgens "Kanzler, Krisen, Koalitionen". Die beiden Zeithistoriker haben damit ein Buch vorgelegt, das mithelfe, eine Antwort auf die Frage zu geben, ob sich die erste Regierungszeit des SPD-Kanzlers Schröder in einen historischen Kontext eingliedern lasse und aller Sprunghaftigkeit zum Trotz eine Kontinuität markiere. Abgesehen vom "überragenden" Ost-West-Konflikt der Gründerzeit, wird dabei nach Ansicht des Rezensenten klar, "dass die früheren Akteure der deutschen Politik ähnlichen Versuchungen und Hemmungen ausgesetzt waren wie die rot-grünen Amtsträger von heute." Der Rezensent hebt hervor, dass sich die Autoren nicht auf die Darstellung der jeweiligen Kanzler beschränken, sondern auch das Kräftespiel zwischen Regierungschef und Parteiapparat ausführlich schildern, was interessante Vergleiche zwischen Patriarchen wie Adenauer oder Kohl und Figuren wie Erhard oder Helmut Schmidt erlaube. Insgesamt präsentieren Baring und Schöllgen zur Freude des Rezensenten eine "flüssig geschriebene, leicht verständliche und mit vielen Bildern illustrierte Darstellung der Kräfte, die über Erfolg oder Scheitern der deutschen Nachkriegsregierungen entschieden haben".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.09.2002

Das besprochene Buch, das parallel zur der gleichnamigen TV-Dokumentation bei RTL erschienen ist, macht auf den Rezensenten einen sehr oberflächigen Eindruck. "Ein Buch, das im Kielwasser einer Fernsehdokumentation entsteht und sich irgendwie der Erzählweise eines Dokumentarfilmes anbequemen muss," bleibt "letztendlich hinter den genuinen Möglichkeiten eines für sich genommen konzipierten Buches" zurück", so Robert Leicht. Warum wird zum Beispiel die Chance vertan, fragt er sich, den Sturz Willy Brandts neu zu beleuchten. Die Figuren, die am Rande des politischen Geschehens agieren, kommen in dem Buch entschieden zu kurz, obwohl von den renommierten Autoren doch mehr als das Dargelegte zu erwarten gewesen wäre. Überhaupt ist Leicht das Anliegen der Autoren ein Dorn im Auge. Man sollte "das Konzept, die Nachkriegsgeschichte am Leitstil der Kanzlerbiografien zu erzählen, grundsätzlicher infrage stellen". Dieses Vorhaben sei in dem Umfang des vorliegenden Bandes nicht befriedigend zu füllen. Es muss, so Leicht, den Leser ermüden.