Carl Schmitt

Der Schatten Gottes

Introspektionen, Tagebücher und Briefe 1921 bis 1924
Cover: Der Schatten Gottes
Duncker und Humblot Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783428143085
Gebunden, 601 Seiten, 69,90 EUR

Klappentext

Carl Schmitt gehört zu den bedeutendsten und international am meisten diskutierten politischen Denkern des 20. Jahrhunderts. Über Jahrzehnte seines langen Lebens führte er Tagebücher, von denen bisher drei Bände erschienen sind. Der jetzt vorliegende neue Band beleuchtet Schmitt an einer entscheidenden Nahtstelle, am Beginn der 1920er Jahre in Bonn, die für das Entstehen seines Werkes als besonders fruchtbar gelten. Die Aufzeichnungen aus dieser von militärischer Besatzung, Wirtschaftskrise und Währungszusammenbruch gekennzeichneten Zeit erschließen die schwierigen Begleitumstände seines akademischen Wirkens. Sie zeigen den jungen Staatsrechtslehrer als von Unrast getriebenen, aber produktiven "Künstlertypus". Schmitts Freundes- und Kollegenbeziehungen, seine Alltagserfahrungen, seine Lektüre- und Gedankenwelten, auch seine seelischen und erotischen Obsessionen treten hervor.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.11.2014

Von wegen Souveränität! In diesen Aufzeichnungen erlebt Rezensent Stefan Breuer Carl Schmitt nicht als einen, der über Ausnahmezustände gebietet, sondern als jemanden, der von extremsten Affekten hin und her gerissen wird - von der "fruchtbaren Gier nach einer Frau" oder von der Wut auf das enge Elternhaus, die kläglichen Finanzen und die "ekelhaften Preußen". Aufschlussreich findet Breuer das in gewisser Weise schon, aber auch sehr quälend. Denn in den Tagebüchern und Briefen von 1921 bis 1924 beschäftigt sich Schmitt weder ernsthaft mit dem Geschehen seiner Zeit noch mit anderen Menschen. Er bleibt ganz in seinem seelischen Souterrain. Zum Putsch von Hitler und Ludendorff liest Breuer etwa nur: "Schrecklich, aber ich dachte nur an Duschka, die ich nachher sehe." Für den Rezensenten wird erkennbar, wie viel Schmitt an sich selbst bekämpft hat, was er in seiner Kritik an der politischen Romantik attackieren wird.