Coen Rood

Wenn ich es nicht erzählen kann, muss ich weinen

Als Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie
Cover: Wenn ich es nicht erzählen kann, muss ich weinen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783596150175
Taschenbuch, 226 Seiten, 9,90 EUR

Klappentext

Der Amsterdamer Schneider Coenraad Rood ist 23, als im Mai 1940 deutsche Truppen die Niederlande besetzen. Weil er Jude ist, wird er 1942 verhaftet und über das KZ Westerbork nach Polen deportiert. Nach einigen Umwegen wird er bei den Deutschen GasRuss Werken (DGW) Gleiwitz/Oberschlesien zur Zwangsarbeit eingesetzt. Diese Werke gehören zum Degussa Konzern; das Arbeitslager selber wurde zunächst von der Organisation Todt verwaltet, anschließend von der SS als Teil des riesigen Lagerkomplexes Auschwitz. Der Autor beschreibt mit äußerstem Realismus seinen Alltag und beschönigt dabei - was sehr selten ist - nicht die gespannten Verhältnisse zwischen den Lagerinsassen und den verschiedenen Häftlingsgruppen, insbesondere zwischen den ost- und westeuropäischen Juden. Im Januar 1945 werden die Häftlinge vor der anrückenden Roten Armee nach Westen evakuiert. Über Oranienburg, Flossenbürg und Leonberg gelangt er in einem Todesmarsch nach Kaufering, wo sich ein Außenlager von Dachau befindet. Dort wird er im Mai 1945 von US-Truppen befreit. Coenraad Rood hat in drei Jahren elf nationalsozialistische Zwangsarbeitslager überlebt. Er kehrt bald nach Holland zurück, wo er seine Frau wiederfindet, die die Jahre der Okkupation in einem Versteck überlebt hat. Von seiner Familie (81 Menschen) haben sieben den Nazi-Terror überlebt. Das Buch beruht auf Notizen Roods aus den Jahren 1945 bis 1949, die er nun gemeinsam mit seiner Tochter bearbeitet hat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.07.2002

Einen vergleichbar aktuellen Bezug wie in Wolfram Wettes "Retter in Uniform" sieht Rezensent Christian Semler in Coen Roods Erfahrungsbericht über sein Schicksal als Zwangsarbeiter, den Rood, ein jüdische Schneider aus Amsterdam, in der unmittelbaren Nachkriegszeit verfasst hatte. Semler hebt hervor, dass sich Coen als "präziser, scharf beobachtender, manchmal auch witziger Zeitzeuge" erweise, der sich inmitten des tagtäglichen Grauens eine humane Weltsicht bewahrt habe. Wie Semler ausführt, gelang es Rood und seinen holländischen Leidensgenossen, durch praktizierte Solidarität den "Spaltungsmechanismen im Lager" zu entgehen. Abschließend weist Semler noch auf die "anrührende Vorgeschichte" der Veröffentlichung von Roods Bericht hin, die auch in dem Band dokumentiert ist.