Daniel C. Dennett

Den Bann brechen

Religion als natürliches Phänomen
Cover: Den Bann brechen
Verlag der Weltreligionen, Franfurt am Main 2008
ISBN 9783458710110
Gebunden, 531 Seiten, 28,80 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Frank Born. Religion ist, wie jedes andere menschliche oder nichtmenschliche Phänomen, den Naturgesetzen unterworfen und somit auch naturwissenschaftlich erforschbar. So lautet Daniel Dennetts These. In seiner Untersuchung konzentriert er sich vor allem auf die Gründe und Bedingungen für die Entstehung der Religion, ihre verschiedenen Erscheinungsformen und Ausprägungen sowie auf die Mannigfaltigkeit ihrer Inhalte. Um Handlungsstrategien im Umgang mit religiösen Auswüchsen aller Art entwickeln zu können, muss man zunächst ihre Grundlagen verstehen. Warum hat die menschliche Evolution ein so kostspieliges Phänomen hervorgebracht und am Leben gehalten? Wem nützt die Religion? Ist es wahrscheinlich, dass Religiosität genetisch bedingt ist? Oder sind es eher religiöse "Meme", die sich erfolgreicher vermehrt haben als ihre Konkurrenten?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.07.2009

500 Seiten und Christoph Türcke bekommt vom Autor auch nicht eine These detailliert auseinandergesetzt. Stattdessen Lesefrüchte, Gedankenspiele, Witzchen. Aber in Hülle und Fülle. Und kenntnisreich serviert. Und durchaus zu interessanten Themen, etwa zum Zusammenhang von Selbstreplikation und Ideenbildung. Aber auch zu "Pauschalfragen", die den Rezensenten zu Binsenweisheiten führen. So kühn Daniel C. Dennetts Versuch, Religion als soziales System zu definieren und wertfrei zu analysieren, Türcke mitunter erscheint, so enttäuschend ist das Ergebnis am Ende für ihn. Religion für "bewundernswert fit" zu erachten, wie es Dennett hier macht, klingt für Türcke weniger nach der vom Autor so vollmundig annoncierten neuen Religionsbiologie, als nach einer "Theologisierung des Darwninismus".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.09.2008

Man müsse Daniel C. Dennett gewiss nicht zustimmen - und der Rezensent Helmut Mayer tut es sicher nicht auf ganzer Linie -, daran, dass er auch für den Gläubigen ein absolut ernstzunehmender Gegner ist, bestehe kein Zweifel. Und das, obwohl sein naturalistischer Ansatz auf den ersten Blick manches mit dem des Soziobiologen Richard Dawkins gemeinsam hat. Zum Beispiel auch die Verwendung des Begriffs "Mem" für kulturelle Äquivalente von Genen - und die damit verbundene These, auch Religion sei restlos erklärbar als Vorteil der Adaption. Wo Dawkins, etwa in seiner Zurückweisung des Glaubens, brachial vorgeht, da argumentiert, so Mayer, Dennett zwar immer und prinzipiell darwinistisch, aber auf subtile Weise.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.09.2008

Zurückhaltend bespricht Uwe Justus Wenzel dieses Buch über Religion des Philosophen und Bewusstseinsforschers Daniel C. Dennett. Als wohltuend empfindet er, dass es verglichen mit anderer Religionskritik wie etwa Richard Dawkins' "Gotteswahn" weniger lärmend daher kommt. Gemeinsamkeiten mit Dawkin sieht Wenzel dann aber doch: das fast missionarische Bekenntnis zum Naturalismus und zur Theorie der "Meme", einem quasi darwinistischen Modell kultureller Evolution. Beidem steht Wenzel eher skeptisch gegenüber. Viele Punkte bei Dennetts Versuch, Religion zu naturalisieren und evolutionsbiologisch beziehungsweise als Ergebnis kultureller Evolution wissenschaftlich zu erklären, bleiben seines Erachtens unklar und offen oder aber blutleer abstrakt. Das Plädoyer des Autors für eine offene Gesellschaft und für Aufklärung am Ende des Buchs scheint ihm zwar inhaltlich in Ordnung, klingt für ihn aber wie eine "Sonntagspredigt". Generell wendet sich das Buch in seinen Augen eher an ein amerikanisches Publikum.