Daniel Morat

Von der Tat zur Gelassenheit

Konservatives Denken bei Martin Heidegger, Ernst und Friedrich Georg Jünger
Cover: Von der Tat zur Gelassenheit
Wallstein Verlag, Göttingen 2007
ISBN 9783835301405
Gebunden, 592 Seiten, 48,00 EUR

Klappentext

Eine quellennahe Untersuchung der intellektuellen Beziehung zwischen Martin Heidegger und den Brüdern Ernst und Friedrich Georg Jünger. Martin Heidegger und Ernst Jünger zählen noch immer zu den meist diskutierten deutschen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Daniel Morat untersucht erstmals detailliert und auf umfangreicher Quellenbasis die Einzelheiten ihrer intellektuellen Beziehung. Dass er auch den weniger bekannten Friedrich Georg Jünger in die Betrachtung aufnimmt und dessen zentrale Rolle im intellektuellen Austausch zwischen Heidegger und den beiden Brüdern Jünger herausarbeitet, schließt eine Wahrnehmungslücke. Der Fokus der Untersuchung liegt auf der Bedeutung, die der politische und philosophische Radikalismus der 1920er und frühen 1930er Jahre und das zeitweilige nationalsozialistische Engagement für die weitere Entwicklung Heideggers und der Brüder Jünger hatte. Dabei zeigt sich, daß ihre Spätphilosophie der "Gelassenheit" als Reaktion auf ihre nationalistische und nationalsozialistische Vergangenheit und den Voluntarismus der "Tat" verstanden werden kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.09.2007

Von der Tat zur Gelassenheit - das meint die Wende Ernst Jüngers, seines Bruders Friedrich Georg und Martin Heideggers von einer aktiven Identifikation mit den Nazis zu einer Haltung des Wartens und der Distanz - wenn auch nicht Distanzierung. Rezensent Dieter Thomä, Professor für Philosophie in Sankt Gallen, hat in diesem Buch über die drei Protagonisten des rechten Denkens in Deutschland trotz mancher Abstriche eine Menge gelernt. Zwar schien ihm die Phase der "Tat" einigermaßen erforscht, aber auch hier stößt er auf ein ihm bis dato unbekanntes und ziemlich abgründiges Zitat Heideggers: "Der N.S. wäre schön als barbarisches Prinzip - aber er sollte nicht so bürgerlich sein." Dieser Satz ist 1936 geschrieben, nach der Phase der "Tat" also. Merklich inspiriert durch das Buch schildert Thomä, wie sich die drei Denker nach ihrer Verstrickung damit beschäftigten, jeder Selbstbezichtigung aus dem Weg zu gehen und statt dessen die Liebe zu Käfern und Waldgängen und die Kritik an der Technik zu predigen. Allein warum Morat die drei einem "konservativen" Denken zuordnen will, will dem Rezensenten angesichts ihrer nationalrevolutionären Zerstörungsphantasien nicht einleuchten.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.08.2007

In ihren Grundzügen "überzeugend", ja sogar "in mancher Hinsicht bedeutend" findet der Rezensent Frank-Rutger Hausmann diese Studie des Göttinger Historikers Daniel Morat. Taten und Denken eines Dreigestirns konservativer Intellektueller aus Deutschland - Friedrich Georg und Ernst Jünger sowie Martin Heidegger - werden "denkbiografisch" unter die Lupe genommen. Heraus kommt die These einer ähnlichen Entwicklung, die alle drei nahmen. Vom rechtsgerichteten Denken zur rechtsgerichteten Tat habe, je unterschiedlich, der Weg aller drei geführt und nach dem Scheitern der Tat dann wieder zurück zum Denken beziehungsweise wie der Titel sagt, "zur Gelassenheit" und Distanz zum Tagesgeschehen. An der Grundthese hat Hausmann wenig auszusetzen, er findet die Untersuchung als "Fallbeispiel für die Transformation des intellektuellen Konservatismus im 20. Jahrhundert" anregend. Er versteht nur nicht ganz, warum als weitere bedeutende Figur Carl Schmitt ausgespart bleibt - er, nicht der weniger bedeutende Friedrich Georg Jünger, wäre, so Hausmann, der "wahre 'Dritte im Bunde'" gewesen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.06.2007

Magna cum laude. Über die Gemeinsamkeiten im Denken von Martin Heidegger, Ernst Jünger und seinem Bruder Friedrich Georg Jünger ist ja schon einiges veröffentlicht worden, meint Thomas Meyer. Doch Daniel Morat ist nun der "mit Abstand" überzeugendste Anlauf gelungen, die drei nebeneinander zu stellen und dankbarerweise nicht zu einer Einheit "zusammenzuschweißen". Dass Heidegger und die Jüngers nicht über einen Kamm geschert, sondern jeweils "minutiös" betrachtet und die Verschiebungen in ihrem Denken jeweils für sich geschildert werden, hält Meyer dann auch für den größten Vorzug des Buches. Lobende Erwähnung findet in Meyers recht akademischer Besprechung außerdem Morats "spärlicher, aber präziser" Einsatz des moralischen Diskurses.