Dorothee Wierling

Geboren im Jahr Eins

Der Jahrgang 1949 in der DDR. Versuch einer Kollektivbiographie
Cover: Geboren im Jahr Eins
Ch. Links Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783861532781
Kartoniert, 591 Seiten, 34,80 EUR

Klappentext

Der Geburtsjahrgang 1949 hatte symbolische Bedeutung, denn mit dem neuen Staat sollte auch ein neuer Mensch entstehen. Auf ihn richtete sich in ganz besonderer Weise der Erziehungsoptimismus der politischen Führung der DDR, die glaubte, mit der Kontrolle aller gesellschaftlichen Bereiche auch die Lebensentwürfe und Lebensgeschichten der Menschen planen zu können. Doch sind Biographien tatsächlich planbar? Kann man sie auf dem Papier entwerfen und dann nur noch nachleben lassen? Am Beispiel der im Jahr Eins der DDR Geborenen beschreibt Dorothee Wierling das komplexe Wechselverhältnis zwischen vorgegebenen Strukturen und einer sozialen Realität, in der diese Strukturen durch die Lebenspraxis der Menschen nicht nur genutzt, sondern zugleich auch erweitert und verändert wurden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.12.2002

Es gibt nicht viele Habilitationsschriften, die "beim Lesen zu fesseln vermögen" und die man "am Ende nur ungern aus der Hand legt", lobt Stefan-Ludwig Hoffmann die Studie von Dorothee Wierling über die Generation der 1949 in der DDR Geborenen. Mit 20 von ihnen hat die Historikerin, berichtet der Rezensent, über lange Zeit "lebensgeschichtliche Interviews" geführt und diese klug und "überaus differenziert" ausgewertet. Leicht hatte es diese Generation nicht, so Hoffmann. Denn schließlich lastete auf ihnen die Erwartung der Älteren, den neuen Staat wesentlich mitaufzubauen - ohne dass die Älteren ihnen tatsächlich viel Handlungsspielraum gegeben hätten. Kompensiert hat diese Generation diesen Erwartungsdruck mit der Flucht in eigene Träume, berichtet der Rezensent. Auch die hat die Autorin genauer betrachtet und festgestellt, dass die oft ganz anders aussahen als gemeinhin unterstellt. Die 49er träumten, schmunzelt Hoffmann, nicht von Bananen, sondern von Bands und auch nicht von Kassel, sondern von Kanada.
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