Eckart Kleßmann

Goethe und seine lieben Deutschen

Ansichten einer schwierigen Beziehung
Cover: Goethe und seine lieben Deutschen
Die Andere Bibliothek/Eichborn, Frankfurt am Main 2010
ISBN 9783821862200
Gebunden, 309 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Goethe mag zwar der über alles verehrte deutsche Dichter sein, aber waren die Deutschen auch sein über alles geschätztes Volk'"Sie mögen mich nicht! Das matte Wort! Ich mag sie auch nicht! Ich habe es ihnen nie recht zu Danke gemacht." Goethes zornige Bemerkung über die Deutschen charakterisiert das schwierige Verhältnis des Dichters zu seinen Landsleuten - und umgekehrt. Zwar haben ihn die Deutschen zu Lebzeiten respektiert als ihren ersten Dichter, doch geliebt haben sie nicht ihn, sondern Schiller. Goethe hielten sie für einen suspekten Charakter. Seinem Erfolgsroman "Die Leiden des jungen Werther" warfen sie vor, er verleite die Leute zum Selbstmord; die "Römischen Elegien" und "Wilhelm Meisters Lehrjahre" galten als unsittlich, seine Lebensgemeinschaft mit Christiane Vulpius empfand man als skandalös, seine Verehrung für Napoleon als Verrat, sein Verhalten in den "Befreiungskriegen" als unpatriotisch und unwürdig.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.10.2010

Ziemlich unglücklich lässt Eckart Kleßmanns Darstellung von Goethes Verhältnis zu den Deutschen den Rezensenten Manfred Koch zurück, der umso mehr die von Hans-Joachim Weitz' bereits 1949 herausgegebene, seit langem vergriffenen Zitatensammlung "Goethe: Die Deutschen" vermisst. Zwar gehe Kleßmann höchst ambitioniert ans Werk und fasse mit seiner Studie ein weites Panorama in den Blick, von Goethes frühen Bemühungen um die "deutsche Art und Kunst" über seine Italienreise bis zu Goethes offener Ablehnung deutscher Leser, Raucher und Biertrinker. Vieles allerdings bleibt dem Rezensenten zu oberflächlich und zu unscharf. Und wenn Goethe die deutschen Intellektuellen für ihre mangelnde Weltläufigkeit kritisiert, sei das etwas anderes als das Gegrantel eines alternden Mannes über Kartoffelessers. Überhaupt erscheint ihm dieses Buch in weiten Teilen eher als eine "verkappte" Biografie mit einer auffälligen Vorliebe fürs "Skandalöse", und so mag Koch die Studie als " kurzweilige Überblicksdarstellung" durchaus gelten lassen, zum Thema ruft er dann aber doch nach einer Neuauflage von Weitz' Werk.