François Jullien

Über die 'Zeit'

Elemente einer Philosophie des Lebens
Cover: Über die 'Zeit'
Diaphanes Verlag, Zürich - Berlin 2004
ISBN 9783935300438
Kartoniert, 237 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Heinz Jatho. "Musste die Zeit gedacht werden, während man doch seit den Griechen weiß, dass ihre Einteilung nach den Zeiten der Konjugation ihre Existenz unfassbar macht? Und dass sie, wenn sie den Lauf des Lebens überschattet, uns die Möglichkeit nimmt, das Leben als eine Wegstrecke zwischen Beginn und Ende vorzustellen, und uns stattdessen von vornherein auf sein Ende hin ausrichtet? Dem von den Dichtern ständig wiederholten 'Carpe diem!' zum Trotz begreifen wir noch immer nicht, was es heißt im 'Jetzt' zu leben... Das ist der Grund, warum ich auf dem Umweg über das chinesische Denken versucht habe, aus dieser großen Faltung der 'Zeit' herauszutreten. Denn China hat den jahreszeitlichen 'Augenblick' und die 'Dauer' der Prozesse gedacht, nicht aber jene Hülle, welche sie beide enthielte und welche die homogene Zeit wäre - die abstrakte Zeit."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.01.2005

Francois Jullien ist ein französischer Sinologe, klärt uns Arne Klawitter auf, der sich seit längerem mit den unterschiedlichen philosophischen und ästhetischen Konzepten Asiens und Europas befasst. Dafür hätte er sogar eine eigene kulturkomparatistische Methode entwickelt, die als "Ortswechsel des Denkens" bezeichnet werde. Diesmal widmet sich Jullien, so Klawitter, den unterschiedlichen Zeitkonzepten im abendländischen und im chinesischen Denken: die chinesische Kultur habe anders als wir Europäer keinen transzendentalen Zeitbegriff entwickelt, weshalb es uns beispielsweise schwer falle, Zeitprozesse selbst - wie das Altern - in ihrem eigentlichen Verlauf zu erfassen. Der Rezensent weist darauf hin, dass Jullien seine kulturvergleichenden Ausführungen nicht als Heilsbringer oder Alternative zum europäischen Denken verstanden haben will. Ein "Tauschhandel" mit dem chinesischen Denken sei für Jullien nicht erstrebenswert, erklärt Klawitter, vielmehr gehe es dem französischen Wissenschaftler darum, Rückschlüsse auf die eigenen Bedingungen des Denkens zu ziehen.