Frank Adloff

Zivilgesellschaft

Theorie und politische Praxis
Cover: Zivilgesellschaft
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783593373980
Broschiert, 160 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

"Zivilgesellschaft" ist ein viel benutztes Schlagwort, sowohl in Medien und Politik als auch in den Sozialwissenschaften. Der Begriff bezeichnet nichtstaatliche Organisationen wie Verbände, Vereine, soziale Bewegungen, Stiftungen, Initiativen - kurz, alle Aktivitäten von Bürgerinnen und Bürgern, die unsere heutigen Demokratien mitgestalten. Auf der normativen Ebene zählen das öffentliche Gespräch und Werte wie Toleranz und Gewaltfreiheit zur Zivilgesellschaft. Frank Adloff rekonstruiert zunächst die wechselhafte Geschichte des Begriffs, die schon mit Aristoteles begann, über das Mittelalter bis in die Neuzeit und die Moderne reicht und Denker wie Locke, Hegel, Tocqueville, Gramsci, Dewey, Arendt, Etzioni, Dahrendorf oder Habermas einschließt. Anschließend beschreibt er historische Entwicklungslinien und Beispiele der deutschen Zivilgesellschaft - als gesellschaftlicher und öffentlicher Raum von freiwilligen und politischen Assoziationen - vom 19. Jahrhundert bis heute. Am Ende stellt Adloff nationenübergreifende Formen von Zivilgesellschaft vor und zeigt, dass diese im Zeitalter der Globalisierung unerlässlich sind.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.11.2005

Wie steht es mit der "Zivilgesellschaft" in Zeiten der in aller Regel doch mit zunehmender Macht von Wirtschaft und übernationalen Konzernen in Verbindung gebrachten Globalisierung? In seinem knappen Buch geht der in Göttingen lehrende Soziologe Frank Adloff nicht nur dem Begriff, sondern auch der Geschichte der "Zivilgesellschaft" nach, die er in den "gesellschaftspolitischen Räumen zwischen Staat und Wirtschaft" ausmacht. Theoriegeschichtlich gelangt er dabei von Aristoteles über Augustinus zur pragmatisch-liberalen Staatsphilosophie von John Dewey und auch Hannah Arendt. Praktisch geht es um Verbände, Protest-Initiativen, NGOs - Organisationen, kurz gesagt, in denen der Bürger nicht als homo oeconomicus auftritt, sondern als Citoyen. Der Rezensent lobt das Buch gerade seiner Vielfalt wegen als "verdienstvoll" - und merkt an, dass sich der "utopische" Anteil des  Begriffs der Zivilgesellschaft spätestens dann zeigt, wenn es um seine Situierung im globalen Rahmen geht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.07.2005

Kaum etwas sei schwieriger, meint Rudolf Speth, als den schwammigen Begriff der Zivilgesellschaft in den Griff zu bekommen. Frank Adloff versuche sich erst gar nicht an einer Definition, sondern nähere sich dem dem Begriff aus verschiedenen Perspektiven. So gebe der erste Teil seines Buches einen historischen Überblick über Politiktheorien von Aristoteles bis Habermas. Und auch hier, so der Rezensent, sei nicht immer so klar, wie 'zivil' nach heutigem Verständnis des Wortes die dort skizzierten Gesellschaften gemeint waren. Im zweiten Teil des Buches würde die Geburt der Zivilgesellschaft aus dem Vereinsleben beschrieben, wie es sich in Deutschland seit Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt habe. Als "Sozialkapital" bezeichne der Autor diejenigen Lebensbereiche, die unabhängig von Staat und Wirtschaft den Zusammenhalt in der Gesellschaft förderten: "Vereine, Verbände, Wohlfahrtsorganisationen, Stiftungen und Kirchen". Früher habe es "Ehrenamt" geheißen, so der Rezensent, heute nenne man solche Tätigkeiten, die eine "Zivilgesellschaft" ausmachten, "bürgerschaftliches Engagement".