Frank Dikötter

Maos Großer Hunger

Massenmord und Menschenexperiment in China
Cover: Maos Großer Hunger
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2014
ISBN 9783608948448
Gebunden, 596 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Mao Zedong trieb die Modernisierung Chinas mit dem "Großen Sprung" voran die übrigen Nationen sollten in einer ungeheuren Kraftanstrengung überholt werden. Rücksichtslos und skrupellos verantworteten der "Große Steuermann" und die Parteiführung die furchtbarsten Katastrophen der chinesischen Geschichte. Bis heute sind die immensen Opfer in China ein Tabuthema und die Zahl der ermordeten oder in den Suizid getriebenen Menschen waren weithin unbekannt zumindest bisher. Frank Dikötters Akteneinsichten lassen es zur Gewissheit werden: Mindestens 45 Millionen Menschen verloren infolge eines der größenwahnsinnigsten Menschenexperimente ihr Leben verhungerten oder fielen der Willkür lokaler Parteikader zum Opfer.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.09.2014

Die schon 2010 im englischen Original erschienene sozialgeschichtliche Studie von Frank Dikötter schätzt Sören Urbansky wegen der Fähigkeit des Autors, die Komplexität menschlichen Handelns in Krisenzeiten nachzuzeichnen, unter Hunger, Gewalt und Zwang. Dass Dikötter neue Quellen heranzieht, um die ganze Sinnlosigkeit und Brutalität von Maos "Grossem Sprung" darzustellen, erwähnt der Rezensent ebenso wie die weitgehende Nüchternheit der Bestandsaufnahme des Grauens, die das Buch dem Leser bietet.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.07.2014

Man kann dem holländischen Sinologen Frank Dikötter, der an der Universität Hongkong lehrt, für sein Buch "Maos Großer Hunger" gar nicht genug loben, so Matthias Nass. Akribisch hat Dikötter in den Parteiarchiven der chinesischen Provinzen die Zeit des "Großen Sprungs nach vorn" unter Mao recherchiert, die Kollektivierung der Landwirtschaft zum Zweck einer rasanten Industrialisierung, die in "Hekatomben von Toten" mündete, berichtet der Rezensent. Das letzte, was die Menschen verkauften, waren ihre Kinder, das letzte was sie aßen, bevor sie verhungerten, waren Rinde, Schlamm und einander, so Nass. Die rücksichtslose Umstrukturierung der Gesellschaft zulasten der Gesellschaft war nur durch die unbedingte Vorherrschaft des Militärs möglich geworden, das andere Instanzen - "Religion, Gesetz, Gemeinde, Familie" - ignorieren konnte, erfährt der Rezensent von Dikötter.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.03.2014

Nicht viel Neues über die Vorgeschichte der großen Hungersnot unter Mao liest Jürgen Osterhammel in diesem 2010 auf Englisch erschienenen Buch von Frank Dikötter. Dennoch findet er bei Dikötter treffende Beschreibungen, ergreifende Darstellungen von Statistiken und Einzelschicksalen, die der Autor und sein Team in Provinzarchiven erfassen konnten, sowie für den Rezensenten nur schwer erträgliche Auflistungen von Todesarten im Totalitarismus. Das Grundlagenwerk von Yang Jisheng kann der Autor mit seiner Arbeit laut Osterhammel zwar nicht übertreffen, die Verbrechen des Großen Sprungs verdichten sich bei der Lektüre für den Rezensenten allerdings zu Bildern von bleibender Eindringlichkeit.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de