Geert Mak

In Europa

Eine Reise durch das 20. Jahrhundert
Cover: In Europa
Siedler Verlag, München 2005
ISBN 9783886808267
Gebunden, 944 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Gregor Sefernes und Andreas Ecke. Für dieses Buch ist Geert Mak ein Jahr lang kreuz und quer durch Europa gereist. In jedem Monat seiner Reise nimmt sich Mak einen weiteren Abschnitt des 20. Jahrhunderts vor. Im Januar besucht er Paris, wo das 20. Jahrhundert mit der großen Weltausstellung seinen optimistischen Anfang nahm. Im Dezember befinden wir uns in den Ruinen Sarajewos, die das Ende des blutigen Jahrhunderts markieren. Mak liest die Spuren, die das 20. Jahrhundert auf unserem Kontinent hinterlassen hat, er begibt sich auf die Suche nach der Befindlichkeit Europas, wie sie an historischen Erinnerungsorten und in den Geschichten von Menschen zum Vorschein kommt. Dabei wird erkennbar, in welcher Weise die Vergangenheit unsere Gegenwart prägt, wie sie uns Europäer verbindet, vielfach aber auch trennt. Auf seiner Reise sprach Mak mit Schriftstellern und Politikern, mit Dissidenten und hochrangigen Offizieren, mit einem Bauern aus den Pyrenäen und mit dem Enkel des letzten deutschen Kaisers sowie mit zahlreichen anderen Europäern, die ihm ihre Erfahrungen und Erinnerungen anvertraut haben.

Im Perlentaucher: Rezension Perlentaucher

Es gehört zum Glück des Lesers, dass es nie an Neuem fehlt. Eine besondere Freude ist es, einen Autor für sich zu entdecken, der schon viel veröffentlicht hat, bei dem man also schnell viel nachlesen kann, der aber noch lebt, und bei dem man darum aufgeregt auf seine künftigen Bücher wartet. Für mich ist der Holländer Geert Mak dieses Glück. Von ihm waren schon drei Bücher auf Deutsch erschienen bis ich "In Europa - Eine Reise durch das 20. Jahrhundert" las. Es sind alles sehr dicke Bücher. Es wird also eine Weile dauern, bis ich meinen Rückstand aufgeholt haben werde. Aber das macht nichts. Den es ist demnächst - so hat er mir in einem Gespräch erklärt - kein neues Buch von ihm zu erwarten...
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.02.2006

Eher verhalten äußert sich Rezensent Eberhard Straub über Geert Maks Buch über Europa. Mit den Eindrücken und Stimmungen, die Mak auf seiner Reise zu den Schauplätzen der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts eingefangen hat, weiß er nicht immer viel anzufangen. Für ihn verdeutlicht dieser Reisebericht vor allem "die Hilflosigkeit vor der Geschichte". Er sieht in dem Buch eine Collage von "Geschichten von Menschen für Menschen", die ein "Bild der allgemeinen Geschichte" sein soll. An Widersprüchen und Ungereimtheiten störe sich der Autor nicht weiter. Auf Straub wirkt das hingegen ein wenig beliebig. Andererseits räumt er ein, dass Maks Anekdoten und Geschichten "lebendig mit ihrer eigenen Wahrheit" seien und es erlaubten, "Erlebnisse sich gleichsam als eigenes Erleben anzueignen".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.01.2006

Wärmstens empfehlen kann Rezensent Wolfgang Schneider dieses "große Geschichts- und Geschichtenbuch", das Geert Mak nach einer einjährigen Reise durch Europa zu den Schauplätzen des 20. Jahrhunderts verfasst hat. Neben Paris, Wien, Berlin, London und St. Petersburg hat der niederländische Autor auch Orte wie Verdun, das einstige Stalingrad oder Tschernobyl aufgesucht. Entstanden ist vor allem eine europäische "Kriegs- und Katastrophengeschichte". Schneider lobt Maks anschaulichen Stil und seinen an Sebastian Haffner erinnernden Mut, Fragen der europäischen Historie "leserfreundlich aufzubereiten, ohne zu trivialisieren". Das Kapitel über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs etwa würdigt Schneider als "eine darstellerische Glanzleistung". Auch wenn man nach Ansicht Schneiders vieles nicht zum ersten Mal liest, folgt man dem Buch mit Spannung. Einziger Kritikpunkt des Rezensenten ist, dass sich Mak ein wenig zu sehr an den Fahrplan der großen Geschichte hält. Hier hätte er sich ein "wenig mehr Eigensinn" gewünscht. Nichtsdestoweniger kann er das Buch insbesondere jüngeren Lesern ans Herz legen. "Es kann sie auf eindringliche Weise mit dem martialischen Jahrhundert bekannt machen", schließt er, "an dessen Ende sie geboren wurden."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.12.2005

Karl Schlögel begeistert sich für das umfangreiche Buch des niederländischen Historikers und Journalisten Geert Mak. Er zeige in einem Dutzend Kapiteln, wie fragmentarisch und in Brüchen man von der Selbstzerstörung und Wiedergeburt des europäischen 20. Jahrhundert zu sprechen hat, ohne der Illusion einer "Meistererzählung" auf den Leim zu gehen. Dabei halte sich der Autor an die historisch vorgegeben Einteilungen durch Weltkriege und Mauerfall, die mit den Erfahrungen der jeweiligen Generationen übereinstimmen. Trotzdem erzähle der Historiker "mit einem Sinn für dramatische Abläufe" und verstehe es, das "Ineinander von longue duree und beschleunigter Ereignisgeschichte" miteinander zu verweben. Da sich die Geschichte Europas durchaus an seinen Orten ablesen lasse, lese sich das Buch wie eine Kontinentalreise durch ein Jahrhundert, wobei der Autor die Route nicht dem Zufall überlassen hat und sich von den "Entscheidungszentren über Schlachtfelder und Frontlinien an die Peripherien" vorarbeitet. Hinzu kommen Interviews, Selbstgespräche und Zitate wichtiger Zeitzeugen sowie pointierte Beschreibungen. In den Augen des Rezensenten ein wichtiges Buch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.12.2005

Franziska Augstein ist begeistert von diesem Buch, das ihrer Meinung nach "das ganz seltene Beispiel eines sehr langen Sachbuches ist, das den Leser gegen Ende noch ebenso berührt wie am Anfang". Der Niederländer Geert Mak begab sich auf eine Reise kreuz und quer durch Europa und entdeckte dabei zwar kein "europäisches Wesen", dafür aber eine Menge interessanter Details. Das Buch ist eine spannende Mischung aus historischer Betrachtung - "er sucht die Überreste des Gewesenen inmitten des Gegenwärtigen" - und Reportage. Menschen und Landstriche kommen bei Mak nach Augsteins Meinung durchweg besser weg als Städte - die Rezensentin wünscht sich nur, dass die Interviewten, die in ihren Heimatländern zwar bekannt sein mögen, dem deutschen Leser aber doch unbekannt sind, von Mak ein bisschen besser eingeführt würden - damit man keine Zeit beim Googlen verliert, die man besser mit diesem Buch verbringen könnte.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.10.2005

Manchmal sind Geert Maks "lesenswerten Erkundungen" mit zu viel geschichtlichem Grundwissen "überfrachtet", meint Angela Gutzeit, die aber ansonsten nur Lob verteilt. Indem er europäische Orte der Entscheidung im 20. Jahrhundert besucht und dort einfach die Menschen reden lässt oder die Umgebung beschreibt, schaffe es Mak, "Oberflächen transparent zu machen" für die unter ihnen liegenden historischen Schichten. "Gut zwei Drittel" der tausend Seiten beschäftigen sich in der einen oder anderen Weise mit den beiden Weltkriegen. Dass er dabei das "gesamteuropäische Versagen" schildert, ohne die Deutsche dabei von ihrer Hauptschuld zu entbinden, beeindruckt  Gutzeit besonders, die die Fakten zwar schon kennt, die vorliegende konzentrierte, zusammenfassende Darstellung aber nichtsdestotrotz "erschütternd" findet. Auf "sehr persönliche Art" zeichne Mak auf seinen Reisen "akribisch und mit allen Sinnen" die mannigfaltigen Ausprägungen des europäischen Antlitzes nach.