Gottfried Benn

Gottfried Benn: Sämtliche Werke

Band VII/1 und VII/2: Szenen und andere Schriften. Nachlass und Register. Stuttgarter Ausgabe
Cover: Gottfried Benn: Sämtliche Werke
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2003
ISBN 9783608957006
Gebunden, 1374 Seiten, 70,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Holger Hof. Als der erste Band der Stuttgarter Ausgabe erschien, war noch längst nicht klar, was sich an unbekannten Dokumenten während der Arbeit in den Literatur-, Rundfunk- und Zeitungsarchiven finden würde. Die nun im letzten, VII. Band verarbeiteten Lektüretexte, Briefzeugnisse und Rundfunkarbeiten Benns machen deutlich, welche Wegstrecke diese Ausgabe für unsere Kenntnis Benns zurückgelegt hat. Band VII/1 enthält: Szenen / Dialoge / "Das Unaufhörliche" / Gespräche und Interviews / Nachträge / Medizinische Schriften. Band VII/2 enthält: Entwürfe, Vorfassungen und Notizen 1932 - 1956 und das Register.

Im Perlentaucher: Rezension Perlentaucher

Die Stuttgarter Ausgabe der Werke Gottfried Benns liegt jetzt abgeschlossen vor. Band VII ist in zwei Teilbänden erschienen und enthält "Szenen und andere Schriften", den Nachlass und ein Register. Es ist anregend in diesen Bänden zu stöbern, weil Frühestes und Spätestes ganz nahe bei einander stehen. Der Leser entdeckt Dinge bei Benn, die ihm bisher entgangen waren. Da ist zum Beispiel der Text "Gespräch" aus dem Jahre 1910. Er erschien am 28. Mai in "Die Grenzboten", einer Zeitschrift, in der man Benn niemals vermutet hätte. Er war damals 24 Jahre alt und dies war seine erste Prosaveröffentlichung. Im "Gespräch" geht es darum, wie richtig zu dichten ist, was das Dichten denn sei. Benns Kronzeuge ist der angeschwärmte Jens Peter Jacobsen (Gedichte). Das ist schon verblüffend genug. Das "Gespräch" selbst ist auch eine Jugendstilblüte. Aber sie strebt in eine andere Richtung. Es geht dem Autor um eine Verwissenschaftlichung der literarischen Produktion. Noch aber weiß er nur, was er will. Noch kann er es nicht. Er hat seinen Ton noch nicht gefunden. Er zitiert noch den der ihn umgebenden Gegenwart...
Lesen Sie mehr in Arno Widmanns 'Vom Nachttisch geräumt'

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.11.2003

Wunschlos glücklich ist Sabine Franke mit den zwei letzten Teilbänden der Stuttgarter Werkausgabe der Schriften Gottfried Benns. "Umsichtig geplant und gewissenhaft betreut" wie die vorhergehenden Bände, bestechen bei den beiden Abschlussbänden vor allem die erstmals publizierten Vorarbeiten, Entwürfe und Texte aus dem Nachlass, notiert Franke. Mit der "Fülle von Einzelnotizen" könne man sich nun selbst auf eine "immer wieder spannende" mit der Arbeitsweise Benns korrespondierende "Schnitzeljagd" begeben. Der Leser habe nun Einblick in alle Entwicklungsstadien und Überlieferungsstufen der Texte, ergänzt mit "sachdienlichen Zitaten" und Hinweisen zu den jeweiligen Stellen. Alles in allem "ordentlich anzuschauen und solide kommentiert". Franke kann den Herausgebern Holger Hof und Gerhard Schuster nur gratulieren: "So viel Benn war nie."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.11.2003

Mit einer indiskreten Neugier hat sich nach eigenem Bekunden Rezensent Burkhard Müller den beiden Abschlussbänden der Stuttgarter Gottfried-Benn-Ausgabe genähert. Erhofft hatte er sich einen Blick durchs Schlüsselloch auf Vorbereitetes, Unfertiges und Verworfenes, doch wurde zu Müllers Bedauern diese Neugier "nur fallweise" bedient. Denn, wie Müller feststellt, weggeworfen wurde bei Benn gar nichts, sondern alles aufgehoben und wiederverwertet. Über die Enttäuschung helfen ihm jedoch die Momente der Heiterkeit hinweg, die er in den Überresten gefunden hat, etwa der Satz "Hübsch wie eine Meise u warm wie ein Regentropfen im Juli". Oder das kleine Gedicht, in dem laut Müller "noch das Brutale den Hauch des Zärtlichen erlangt": "Wenn ich das Haar dir strich / zerrt ich am Haare dich? / Wenn ich dich wusch mein Kind / war ich je ungelind?"
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.10.2003

Es gibt nichts "Größeres" für eine Werkausgabe, als die Neuentdeckung schon bekannter Texte zu fördern oder gar mit unbekannten Texten aufzuwarten, bemerkt der Rezensent Bernhard Dotzler. Also sollte man wohl mit diesen zwei Bänden der Stuttgarter Benn-Ausgabe zufrieden sein. Doch die Freude des Rezensenten ist nicht ganz ungetrübt. Der Kommentar erarbeite zwar "eine Unmenge intertextueller Bezüge", doch auch die "Leerstellen" werden dadurch immer "dichter" (so zum Beispiel Benns Gebrauch des Pronomens "wir", bei dem immer problematisch bleibe, wer und wie gemeint sei). Eine erhebliche Leerstelle zum Beispiel, über die die Edition sich ausschweige, sei Benns tiefe Verankerung auch im technischen Denken, die gerade aufgrund des starken und komplexen "Montage"-Charakters seiner Schriften besser beleuchtet werden müsse. Doch was das poetologische Moment angeht, zeigt sich der Rezensent höchst zufrieden. Es werde deutlich, dass Benn das "Wort" regelrecht als "eine körperliche Sache" begreife, die sich nicht auf "Mitteilung" reduzieren lasse - und die Lyrik daher eher als "monologische Kunst" erscheinen lasse, deren "wir" noch aussteht.
Stichwörter