Gunnar Decker

Gottfried Benn

Genie und Barbar
Cover: Gottfried Benn
Aufbau Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783351026325
Gebunden, 544 Seiten, 26,90 EUR

Klappentext

Gottfried Benn: Pastorensohn, Arzt, Verführer, Meister der Ambivalenz, Dichter der Moderne. 1912, der erste Paukenschlag: Der angehende Pathologe und Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten veröffentlicht seine expressionistische Gedichtsammlung "Morgue", zeichnet die Welt als "Krebsbaracke" und versetzt der Zivilisation einen Stoß. 1933/34 dann der große Sündenfall: Der Dichter der Moderne dient sich den Nazis an und verhöhnt die Emigranten. Und die simpel-schwierige Frage steht im Raum: Warum versagt der Dichter als Mensch, warum geht er politisch in die Irre? Nach 1948 trifft ihn der späte Ruhm, den er grimmig zur Kenntnis nimmt. Inmitten der pläsierlichen Poesie und Prosa der Adenauer-Jahre gibt Benn seiner Zeit Widerworte - treffsicher, brillant, scharf, illusionslos.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.07.2006

Restlos begeistert zeigt sich die Rezensentin Ursula Pia Jauch von dieser Biografie Gottfried Benns. Es findet sich in ihrer Rezension tatsächlich nicht ein einziges kritisches Wort: Sie ist eine einzige Hymne auf den Biografen Gunnar Decker. Schon sein Verständnis des Biografischen teilt Jauch voll und ganz. Es gehe - jedenfalls aufs Ganze gesehen - nicht um Detektivarbeit, die Wahrheiten und Eindeutigkeiten ans Licht zu bringen habe. Vielmehr gehe es um die Konstruktion und Rekonstruktion eines Bildes, das die Selbst- und Trugbilder des Autors immer mit einbezieht. Nur so kann es dem Biografen gelingen, so Jauch, sich auf Augenhöhe seines Gegenstandes zu bewegen. Und hier gelinge es triumphal. Voll und ganz leuchtet ihr die Grundthese vom Höhlensucher und Dämmerlichtliebhaber Benn ein; ebenso die Beschreibung der Entwicklung zum mit sich und der Welt entzweiten "Ptolemäer". Kurzum: Dieses Buch ist nicht nur ein zukünftiges "Standardwerk", sondern auch "ein Vergnügen für den Geist und die Sinne".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.07.2006

In seiner Ablehnung der "Romanbiografie" sieht sich Gustav Seibt mit Gottfried Benn auf einer Linie, weshalb ihm Gunnar Deckers vielseitige Annäherung an Gottfried Benn auch nicht zusagt. Decker halte wenig Distanz zu seinem Subjekt, versuche sich hineinzudenken, was aber zum Leidwesen Seibts am Ende mehr über den Autor Decker als über den Autor Benn offenbart. Zudem werde die Einbettung von Benns Leben und Schaffen in den historischen Kontext zugunsten der allgegenwärtigen psychologischen Einfühlung sträflich vernachlässigt. Wenn er sich das Buch als Gemälde vorstellen müsste, kommt ihm Kokoschka in den Sinn, mit seiner "Wirrnis von Pinselstrichen".
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