Gunter Hofmann

Abschiede, Anfänge

Die Bundesrepublik. Eine Anatomie
Cover: Abschiede, Anfänge
Antje Kunstmann Verlag, München 2002
ISBN 9783888972829
Gebunden, 463 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Es geht um eine erste Bilanz der rot-grünen Regierung, vor allem aber auch darum, worauf sie sich gründet. Wovon hat sich die Republik, die von Schröder und Fischer regiert wird, bereits verabschiedet, was beginnt wirklich neu, und welche Kontinuitätslinien erweisen sich inzwischen als konstitutiv, ja unverzichtbar? Gunter Hofmanns Grundthese widerspricht der Behauptung, die Bundesrepublik sei erstarrt, ängstlich und unregierbar, vielmehr regiert sie sich weitgehend selber. Sie ist zur Zivilgesellschaft geworden, auf die man sich im Zweifel mehr verlassen kann als auf ihre Politiker. Die Neuanfänge finden permanent statt, in einer Art samtener Revolution. Selten waren die Anfänge, die sie riskierte, dramatisch, und die Abschiede, die ihr schwer fielen, waren meist unspektakulär.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.09.2002

Alles in allem ist Claus Heinrich Meyer sehr angetan von dem Band mit gesammelten Betrachtungen des politischen Korrespondenten Gunter Hofmann. Der Rezensent preist den Autor als "Künstler der Analogien im Gewande des Analytikers", und findet seine Beobachtungen deutscher Politik und Politikern der vergangen zwanzig Jahre auch für "Nichteingeweihte" höchst fesselnd. Meyer gerät angesichts der vielen "kunstvollen Skizzen", mit denen Hofmann Helmut Kohls Regierung oder die Allianz von Schröder und Fischer beschreibt, richtig ins Schwärmen. Auch das "klug-resignative" Kapitel über Medien und Journalismus lobt der Rezensent als sehr aufschlussreich. Die Mischung aus Insider-Wissen und einer "edlen, überlegenen, geschärften Distanz", gefällt dem Rezensenten über die Maßen. Nur die wiedergegebenen Gespräche zwischen Fischer und Schröder hätte Meyer nach Ansicht des Rezensenten dem Leser "besser ersparen" sollen - warum, bleibt sein Geheimnis. Zudem weist Meyer darauf hin, dass, sollte die vom Autor favorisierte Regierung mit der nächsten Bundestagswahl abgelöst werden, die "Verfallszeit" des Buches sich trotz der darin enthaltenen "überzeitlichen Klugheit" enorm verkürzen wird. Und einen Wunsch hat der Rezensent noch für das nächste Buch: der Autor sollte doch mal "aus der Haut fahren", anstatt sich immer so zu "zügeln".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.07.2002

Rudolf Walther lobt dieses Buch, weil es seiner Ansicht nach nicht nur ein "die öde Durchschnittlichkeit von vielen Journalistenbüchern weit überragendes" Buch ist, sondern obendrein auch noch für glänzend geschrieben und höchst lesenswert. Präzise und mit souveränen Strichen zeichne Hofmann Etappen der deutschen Zeitgeschichte nach - die angebliche Stunde Null, Willy Brandt, die Linke und die Wiedervereinigung, Berliner Republik -, und zerpflücke nach allen Regeln der Kunst die beliebte und immer wieder angewandte Redeweise, wonach fortan "Nichts mehr so sein werde, wie es war". "Der Abschied vom Alten lebt vom Ressentiment, das vom Alter auf Veraltetsein kurzschließt", fasst der Rezensent die sich durch alle Kapitel ziehende These Hofmanns zusammen. Besonders überzeugend findet Walter die Analyse des 11. Septembers und seinen politischen Folgen, in der Hofmann die "uneingeschränkten Solidarität" als Einbahnstraße bewertet, die allein zu einer weiteren Militarisierung der deutschen Außenpolitik und polizeilichen Aufrüstung im Innern geführt habe.