Hans-Peter Schwarz

Helmut Kohl

Eine politische Biografie
Cover: Helmut Kohl
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2012
ISBN 9783421044587
Gebunden, 1052 Seiten, 34,99 EUR

Klappentext

Helmut Kohl beschäftigt die Deutschen noch immer. Für die einen bleibt er der Kanzler der Einheit, für die anderen ist er ein egozentrischer Machtmensch, dessen Name mit der größten deutschen Spendenaffäre verknüpft ist und der nicht nur seine eigene Partei, sondern auch seine Familie schwer beschädigt hat. Kohl, der Riese aus einer vergangenen Epoche, ist die größte lebende historische Figur der Bundesrepublik, die zugleich die stärksten Emotionen hochkochen lässt. Der Zeithistoriker Hans-Peter Schwarz hat nun die erste umfassende politische Biografie zu Helmut Kohl auf Basis umfangreichen und unveröffentlichten Quellenmaterials geschrieben. Ihm gelingt ein großes Lebens- und Zeitpanorama jenes Mannes, der die politischen Umbrüche am Ende des 20. Jahrhunderts so stark wie kaum ein anderer mitgeprägt hat. Gemeinsam mit Staatsmännern wie Michail Gorbatschow, George Bush sen. oder Deng Xiaoping hat Kohl Weltgeschichte geschrieben, gleichzeitig ist sein Name mit zahlreichen Affären und innenpolitischen Fehlentscheidungen verbunden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.09.2012

Ein Riese, ja gut. Rainer Blasius scheint die Riesen-Metapher für den Ex-Bundeskanzler ein bisschen zu oft vorzukommen in dieser Biografie des Politikwissenschaftlers, Zeithistorikers und Kohl-Begleiters Hans-Peter Schwarz. Das Buch findet er süffig und süffisant geschrieben, aus Halbdistanz mit kritischer Note, überzuckert dennoch. Den Aufstieg Helmut Kohls zum Kanzler und Volksheld schildert ihm der Autor minutiös, die parteiinterne Kohl-Kritik, Kohls Hang zu starken Frauen (von der Mutter zu Maike Richter). Über Kohls Berater weiß er aus eigener Anschauung zu berichten, wie Blasius anerkennend erklärt. Wenn Schwarz die Verdienste des Einheitskanzlers aufzählt, besonders diejenigen um Europa, um die Ost-Erweiterung der Nato, um die Nachbarschaft mit Russland, erkennt der Rezensent die Sympathien des Autors. Wenn es um die Parteispendenaffäre geht auch seinen Spott.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.09.2012

Nicht wirklich anfreunden mag sich Andreas Fanizadeh mit dieser voluminösen Biografie Helmut Kohls, die Hans-Peter Schwarz vorgelegt hat. Zwar räumt er ein, dass der Autor des über 1000 Seiten umfassenden Wälzers "unterhaltsam" schreibt. Damit erschöpft sich aber auch schon das Lob des Rezensenten. Er moniert zunächst einmal das problematische Geschichtsbild des Historikers Schwarz, der etwa das "typisch nationalkonservativ-faschistische" Elternhaus des 1930 geborenen Kohl als "liberal" kennzeichnet und die Jahre des jungen Kohl im Nationalsozialismus recht verharmlosend darstellt. Tatsächlich findet er das Werk insofern aufschlussreich, als es das miefige Weltbild der Generation Kohl affirmiert. Die Darstellung des Mauerfalls und der Zeit bis 1998 scheinen Fanizadeh ziemlich lang geraten. Zum Zerfall der Familie Kohl und dem Familiendrama bietet der Autor seines Erachtens keine Erkenntnisse. Kennzeichnend für den Geist dieses Buchs findet er in diesem Zusammenhang jedenfalls, wie Schwarz den Emanzipationsversuch von Kohls Sohn Walter niedermacht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.09.2012

Fasziniert, wenn auch nicht restlos überzeugt, bespricht Gunter Hofman die umfangreiche Helmut-Kohl-Biografie von Hans-Peter Schwarz. Dass Schwarz, Autor einer einschlägigen Adenauer-Biografie, sich nun des selbsternannten Enkels des Alten aus Rhöndorf annimmt, erscheint dem Rezensenten folgerichtig. Etwas irritiert ist er hingegen von der unverhohlenen Bewunderung des Autors für Kohl einerseits und seinem ausgiebigen, aufschlussreichen Zitieren liberaler Kohl-Gegner andererseits, was dem Buch einen "eigentümlichen Reiz und Bruch zugleich" gebe. Insgesamt scheint dem Rezensenten die Biografie jedoch gut recherchiert und lesenswert, schon wegen Trouvaillen wie jener, dass der Zehn-Punkte-Plan zur deutschen Einheit in Wahrheit auf Rupert Scholz zurückgeht. So sei das Buch "eine wahre zeithistorische Fundgrube" und "die erste wirklich ernsthafte Annäherung an das Rätsel namens Helmut Kohl".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.09.2012

Leicht mokant und nicht ohne spitze Bemerkungen zollt der bekannte Historiker Norbert Frei seinem konservativen Kollegen Anerkennung. Zwar haspelt er sich in seiner Kritik am Buch entlang, verschweigt, ob es einer großen Idee folgt oder eine historische Klammer findet. Aber im einzelnen hat ihm der "Wälzer" vor allem durch immer wieder brillante Miniaturen gefallen: eine Charakterskizze über Elisabeth Noelle-Neumann ist ihm aufgefallen oder eine laut Frei meisterhaft ausgearbeitete Beziehungsstudie Kohl-Mitterrand, die dem schwierigen Verhältnis zwischen Kohl und Thatcher entgegengestellt wird. "Schmiss" attestiert Frei der Biografie auch, und es ist offen, ob er diese Burschenschaftlervokabel als Kompliment versteht. Er notiert, dass alles im Präsens geschrieben sei und lässt am Ende offen, ob jenseits absolvierter Lebensstationen ein gerundetes Bild des Riesen entsteht.
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