Heinz Friedrich

Erlernter Beruf: Keiner

Erinnerungen an das 20. Jahrhundert
Cover: Erlernter Beruf: Keiner
dtv, München 2006
ISBN 9783423244961
Broschiert, 464 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Björn Göppl. Heinz Friedrich (1922-2004) war ein Grandseigneur unter den deutschen Verlegern und Essayisten. Nicht weniger als sieben Berufe übte er erfolgreich aus, ohne Studium oder Berufsausbildung. In seiner Autobiografie schildert er seine Jugendzeit in einem kleinen hessischen Dorf, Gymnasium und Kulturleben in Darm­stadt, die prägenden Kriegserlebnisse als Soldat an der Ostfront mit lebensgefährlichen Verwundungen, die "Stunde Null" auf dem Trümmerfeld Europa und seine existentielle Sehnsucht nach Bildung und Humanität. Ausführlich wird der kulturelle Wiederaufbau beschrieben, an dem sich Heinz Friedrich intensiv beteiligte - als Journalist, Schriftsteller, Gründer einer Künstlervereinigung, Redakteur beim Hessischen Rundfunk, Mitglied der "Gruppe 47", Cheflektor im S. Fischer Verlag, Programmdirektor von Radio Bremen und Verleger des Deutschen Taschenbuch Verlags. Damit ist diese Lebensgeschichte zugleich eine hochrangige Dokumentation der Kultur-und Geistesgeschichte der Nachkriegszeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.06.2006

Überaus lobend äußert sich Klaus G. Saur über diese Autobiografie Heinz Friedrichs, des Gründers des Deutschen Taschenbuch Verlags, die der 2004 verstorbene Verleger aber nicht mehr ganz abschließen konnte. Wie er berichtet, stammt der Hauptteil des Buchs, die Schilderung von Friedrichs Leben bis in die fünfziger Jahre, vom Autor selbst. Ergänzt werde das Buch von drei Kapiteln, die auf seinen Aufzeichnungen basieren, und die unter anderem seine Rolle als Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste von 1983 bis 1995 beleuchten. Saur zeigt sich vor allem von der Schilderung der Kriegs- und Nachkriegszeit berührt. Instruktiv findet er Friedrichs Beschreibung seiner ersten Begegnungen mit Gottfried Benn, Ludwig Klages und Alfred Andersch sowie der Gründung des Deutschen Taschenbuch Verlags. Insgesamt schätzt er das Werk als "wunderbar geschriebenes Buch", das ein "halbes Jahrhundert Geistesgeschichte" mit "großen Personenporträts" verbindet.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.05.2006

Nicht ohne ein gewisses Befremden hat der Rezensent Helmut Böttiger diese durch seinen Tod 2004 unvollendet gebliebene Autobiografie des Verlegers und Kritikers Heinz Friedrich gelesen. Man bekommt, wie er feststellt, bei der Lektüre ganz stark den Eindruck: Der Autor "verkörpert eine andere Epoche". Das hat nicht einmal nur damit zu tun, dass die Erinnerungen bereits 1954 abbrechen, sondern mit Stil wie Haltung Friedrichs. Auch die heute präsenteste Leistung Friedrichs, die Gründung des "Deutschen Taschenbuch Verlags", verdanke sich dem Geist eines "Bildung" und "Kultur" feiernden Pathos - und damit auch einem "Kunst-Ideal des 19. Jahrhunderts". Auch dem Stil und der Sprache des Buches ist dies, so Böttiger, deutlich anzumerken. Freilich sieht der Rezensent diese Befremdlichkeit nicht als Mangel, eher als aufschlussreiche Irritation. Gerade der Abstand mache diese Erinnerungen zu einer "zeitgeschichtlich sehr interessanten Lektüre", aus der er vor allem gelernt hat, wie ungebrochen viele Traditionen auch nach 1945 weiter wirkten. Von einer "Stunde Null" kann ganz und gar nicht die Rede sein. Der "Zeitenbruch", den der Rezensent im Verhältnis zur Haltung des Buches empfindet, hat sich offenkundig später ereignet.
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