Herfried Münkler

Imperien

Die Logik der Weltherrschaft - vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten
Cover: Imperien
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783871345098
Gebunden, 332 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Wodurch zeichnen sich Imperien aus? Welche Gefahren birgt eine imperiale Ordnung? Und welche Chancen bietet sie? Mit einem Mal sind diese Fragen nicht mehr nur von historischem Interesse. Die USA haben inzwischen eine Vormachtstellung inne, die viele für bedrohlich halten. Bestimmen die Politiker in Washington die Regeln, denen der Rest der Welt zu folgen hat? Oder gibt es eine Logik der Weltherrschaft, der auch sie sich beugen müssen? Herfried Münkler zeigt, wie ein Imperium funktioniert und welche Arten von Imperien es in der Vergangenheit gegeben hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.09.2005

Ungewohnt aber "produktiv" seien Münklers Denkanstösse zum Thema Imperien, meint Rezensent Sascha Michel und kürt dessen Buch kurzerhand zu einer der "erhellendsten Gegenwartsanalysen". Münkler gelinge es nämlich, jenseits aller eurozentristischen Voreingenommenheit imperiale Macht als genauso legitime politische Handlungsweise zu betrachten wie diejenige des Einzelstaates. Von dieser "Prämisse" ausgehend gelinge Münkler eine "nüchterne" Rekonstruktion imperialer Macht in der Geschichte. Und wenn heutzutage ein George W. Bush von der "Achse des Bösen" spricht, folge er laut Münkler lediglich einer "uralten Logik", die ökonomisch und rational aber durchaus sehr unlogisch sein kann. Eine Art "Autosuggestion der politischen Eliten" sei hier am Werk, was aber keinesfalls die grundsätzliche Nützlichkeit und Notwendigkeit imperialer Macht in Frage stelle. Natürlich, räumt der Rezensent ein, gebe es eine Menge berechtigter Kritikpunkte an historischer oder aktueller imperialer Machtausübung, aber Münklers Studie bringe "unverzichtbare" neue Perspektiven in die Diskussion.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.08.2005

Claus Leggewie ist hingerissen von Herfried Münklers sich durch "historische Tiefe" und "Denken in Perspektive" auszeichnende Studie über "Imperien" und ihre Logiken. Als "großen Wurf" feiert er das Werk und empfiehlt es als "Pflichtlektüre" dringend den derzeitigen und kommenden Lenkern der EU. Der Berliner Politikwissenschaftler ist sich nicht zu schade, meint der Rezensent, auch "von Hunnen, Awaren und Mongolen für die Gegenwart" zu lernen. Seiner ideengeschichtlich orientierten Untersuchung legt er das "zyklische Geschichtsverständnis" eines Edward Gibbons zugrunde. Auf diese Weise kommt er zu einer genauen Analyse der gegenwärtigen Weltlage und vermag die Schwächen des EU-Modells ebenso zu erhellen wie die Tatsache, dass lediglich die USA als "neoimperialer Akteur" momentan Weltpolitik zu gestalten vermögen. Auch wenn Leggewie den Finger auf die Schwachpunkte von Münklers Studie legt - das "ideenhistorische Rückgrat" findet er "bisweilen etwas dünn", und auch die Relevanz des chinesischen Imperiums scheint ihm der Verfasser zu verkennen - so unterstreicht er doch noch einmal seine Einschätzung, dass die Gestalter der EU von dieser "schwierigen, aber immer spannenden und anregenden Lektüre" lernen könnten, wie man von Imperien lernt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.08.2005

Rundum überzeugend findet Rezensent Christian Geyer dieses Buch über die amerikanische Imperialpolitik, das der Politikwissenschaftler Herfried Münkler vorgelegt hat. Ein Buch, "wie es gebraucht" werde, lobt Geyer, für den es momentan "kaum etwas Erhellenderes" über die aktuelle Politik Amerikas zu lesen gibt. Er führt dies vor allem auf die sachliche Herangehensweise des Autors zurück, die sich wohltuend unterscheide von der "schrillen Meinungsmache" vieler anderer USA-Bücher, und auf seinen methodischen Ansatz, die Strukturanalyse. So entfalte Münkler in "kühlen, historisch geläuterten" Begriffen die Bush-Doktrin als Anwendungsfall imperialer Herrschaftssicherung, als eine von den konkreten politischen Akteuren weitgehend lösbare "Logik der Weltherrschaft". Beeindruckt zeigt sich Geyer von dem weit gespannten Blick des Autors, der in den Vergleich mit Amerika unter anderem das Imperium Romanum, seegestützte Imperien wie das britische, spanische und portugiesische, die Sowjetunion, aber auch das Reich des russischen Zaren, das Osmanische, Chinesische und Mongolische Reich einbezieht. Zudem lobt er die produktive Auswertung und Auseinadersetzung Münklers mit der gesamten relevanten Forschungsliteratur.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.07.2005

Bestechend knapp und gut lesbar findet Gustav Seibt Herfried Münklers Parforceritt durch die Weltgeschichte der Imperien. In seiner Untersuchung richte Münkler den Blick auf ebenso auf das Römische Reich, das britische Empire und China wie auf die Seeimperien der Spanier, Holländer und Portugiesen und die Vielvölkerreiche der Habsburger, Osmanen und russischen Zaren, und er tut dies so präzise, dass der Rezensent das Versprechen des Untertitels "Die Logik der Weltherrschaft" voll und ganz eingehalten sieht. Überzeugend findet Seibt, wie Münkler das Imperium von Staaten abgrenzt. Letztere erkläre Münkler als hoch integrierte Gebilde, in denen sprachliche, kulturelle, rechtliche, wirtschaftliche und militärische Grenzen zusammenfallen, fasst es Seibt, während Imperien heterogen, multinational und viel ungleichmäßiger integriert sind, vom Zentrum zur Peripherie abfallend (dahinter kommen die Barbaren). Auch Münklers Überlegungen zur augusteischen Schwelle findet Seibt sehr schlüssig, wonach für jedes Imperium der Übergang von der Ausdehnung zur Stabilisierung der Macht zum kritischen Punkt wird. Dass demnach die USA ein Imperium darstellen, steht für Seibt außer Frage (allerdings auch, dass die Pax Americana "das Beste ist, worauf die Welt hoffen kann"). Sein Resümee: "Herfried Münkler hat aus einem Meer von Literatur einen Brühwürfel der Information gewonnen, aus dem noch viele Leitartikler ihre Suppen kochen können."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.07.2005

Jörg Fisch spart nicht Lorbeeren: Prägnant, faszinierend, immer wieder überraschend, ja sogar brillant findet er Herfried Münklers Abhandlung über die Logik von Weltreichen, und doch ist er nicht überzeugt. Wie kommt's? Zunächst einmal beschreibt Münkler solche Staaten als Imperien, die sich ein übergeordnetes, hegemoniales Verhältnis zu anderen Staaten gesichert haben. Dies ist seiner Ansicht für die USA eindeutig der Fall. Was Fisch jetzt besonders interessiert, ist, wie Münkler den Begriff der augusteischen Schwelle anwendet. Mit Rekurs auf das Römische Reich ist damit der Punkt gemeint, an dem ein Imperium von der Expansion zur Konsolidierung seiner Macht übergeht, die Peripherie verstärkt einbindet und die Privilegien des Zentrums abbaut. Die Ergebnisse dieser Überlegungen hält Fisch für ausgesprochen spannend. Einwände erhebt er jedoch gegen Münklers Geschichtsbild, wonach Imperien quasi in der Gesetzmäßigkeit der Weltgeschichte liegen, das eine nur das andere ablösen kann. Für unhistorisch verkürzt hält er, dass Münkler nicht zwischen der Macht und dem Recht der Staaten unterscheidet. Denn natürlich werde es immer stärkere und schwächere Staaten geben, was aber nicht bedeutet, dass sie rechtlich nicht gleichgestellt sein könnten.