Hiltrud Häntzschel

Marieluise Fleißer

Eine Biographie
Cover: Marieluise Fleißer
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783458173243
Gebunden, 384 Seiten, 22,80 EUR

Klappentext

Hiltrud Häntzschel zeichnet in der ersten großen Fleißer-Biografie das Bild einer faszinierenden Frau, die sich allen Kategorisierungen entzieht: die ehrgeizige Autorin mit der ganz eigenen literarischen Begabung; die kompromisslos, bis zur Selbstaufgabe Liebende; die in schweren Zeiten verzweifelt ums Überleben Kämpfende; und schließlich die Erfolgreiche, die eine späte Würdigung ihres Werks erfährt. Die junge, kaum dem katholischen Mädcheninternat entwachsene Marieluise Fleißer (1901 - 1974) findet Aufnahme im Kreis um Brecht und Feuchtwanger; sie macht Furore mit ihrem Stück "Fegefeuer in Ingolstadt" (1926) und wird zur Skandalperson in ihrer Heimat. Ihre dialektgefärbte, volksnahe Kunstsprache in Verbindung mit der sexuell aufgeladenen Atmosphäre und sozialkritischen Tendenz ihrer Stücke und Erzählungen (darunter "Abenteuer im Englischen Garten" und "Ein Pfund Orangen") ist singulär in der Literatur ihrer Zeit. Für Jahrzehnte, bis in die fünfziger Jahre hinein, verstummt sie, zunächst in einer fast masochistisch anmutenden Verbindung mit dem exzentrischen Helmut Draws-Tychsen, danach in der Ehe mit dem Tabakhändler Josef Haindl. Erst Anfang der sechziger Jahre erfährt sie mit der Wiederentdeckung durch junge Dramatiker wie Franz Xaver Kroetz und Rainer Werner Fassbinder späten Ruhm.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.11.2007

Albert von Schirnding hat mit viel Befriedigung Hiltrud Häntzschels Biografie der Schriftstellerin Marieluise Fleißer gelesen und lobt besonders die akribische Recherchearbeit der Autorin. Fleißners Werk habe nicht nur unter der unheilvollen Verwechslung zwischen Fiktion und Leben durch die Kritik gelitten, zudem habe sich die Schriftstellerin später selbst zum Opfer stilisiert, das in der NS-Zeit in die innere Emigration gezwungen worden sei, erklärt der Rezensent. Dabei kann die Autorin überzeugend zeigen, wie sich Fleißer in der leidenschaftlichen Beziehung zum Schriftsteller Hellmuth Draws-Tychsen von ihren eigenen literarischen Idealen abwandte, sich vom Kreis um Bertold Brecht löste und sich Draws-Tychsen zuliebe gar mit den Nationalsozialisten einließ, so Schirnding weiter. Er preist die Biografie als sehr gut zu lesen und von bewunderungswürdiger Genauigkeit und findet die Lesart Häntzschels sehr plausibel, Fleißer nicht allein als Opfer, sondern auch als "Handelnde" zu begreifen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2007

In "angenehm unprätentiösem Ton" korrigiert die Münchner Literaturwissenschaftlerin Hiltrud Häntzschel die nachträgliche Selbststilisierung Marieluise Fleißers, lobt Beate Tröger. So sei Fleißer eben nicht nur Opfer Brechts gewesen, sondern habe von der Arbeitsbeziehung auch profitiert, wie Häntzschel auch anhand neu entdeckter Briefe "materialreich" nachweise. Ansonsten konzentriert sich die Rezensentin auf die Schilderung des Lebens der "außergewöhnlichen" Autorin und sagt nichts mehr zum Buch. Offenbar, weil sie keine Missstände entdecken konnte. Was hier als indirektes Lob gewertet wird.
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