Holm Sundhaussen

Jugoslawien und seine Nachfolgestaaten 1943-2011

Eine ungewöhnliche Geschichte des Gewöhnlichen
Cover: Jugoslawien und seine Nachfolgestaaten 1943-2011
Böhlau Verlag, Köln 2012
ISBN 9783205788317
Gebunden, 567 Seiten, 59,00 EUR

Klappentext

Mit 40 s/w-Abbildungen, 11 Tabellen, 1 Karte. Das Buch beginnt mit der Gründung des zweiten Jugoslawien und endet zwanzig Jahre nach dessen Zerfall. Untersucht werden Ereignisse, Akteure und Strukturen, die völkerrechtlichen Aspekte des Staatszerfalls, die Rolle des Auslands, die Gewalt in den 1990er Jahren sowie die Transformationsprozesse in den Nachfolgestaaten. Jugoslawien war ungewöhnlich komplex, aber die Menschen agierten und reagierten, wie sie es überall auf der Welt unter vergleichbaren Bedingungen tun.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.12.2012

Alle Probleme, die zum blutigen zerreißen Jugoslawiens geführt haben, sind stets noch aktuell, befindet Rüdiger Rossig nach Lektüre dieses Bandes, den er als sehr instruktiv beschreibt. Der Autor sehe im sozialistischen Jugoslawien nach dem Krieg durchaus positive Ansätze der Entwicklung, aber sie haben den Schocks der Ölpreissteigerung in den Siebzigern und später gar des Mauerfalls nicht standgehalten - wegen einer fehlenden Zivilgesellschaft. Die Gewaltsamkeit der Explosion erklärt Sundhaussen nach Rossig damit, dass Jugoslawien von einem kleinen Haufen Eliten regiert worden sei, die nach 1989 in allen Teilstaaten - vor allem aber in Serbien - ihr Unheil anrichteten. Die Lektion aus dieser Geschichte sollte man sich unbedingt merken, meint Rossig mit Blick auf das Vielvölkergebilde EU.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.12.2012

Überhaupt nicht einverstanden Rezensentin Marie-Janine Calic, im Hauptberuf Professorin für Ost- und Südosteuropäische Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, mit dieser umfangreichen Geschichte Jugoslawiens und seiner Nachfolgestaaten, die Holm Sundhaussen, Professor für Südosteuropäische Geschichte an der FU Berlin vorgelegt hat. Im Mittelpunkt sieht sie die Frage nach der Verantwortung für den Untergang des Vielvölkerstaats. Die Arbeit des Autors scheint ihr in den Antworten auf diese Frage häufig zu wenig differenziert. Kritisch sieht sie Sundhaussens These, dass es vor allem die politische Elite war, die in den 1980er Jahren den Staat zugrunde gerichtet und das Volk manipuliert habe: Hier zeige der Autor sich als "Intentionalist der alten Schule". Zudem moniert sie, dass der Autor die serbische Politik stark als Schuldigen benennt, dabei aber zahlreiche weitere wichtige Aspekte aus den Blick verliert, etwa die prä-jugoslawische Geschichte der anderen Nachfolgestaaten und deren ebenfalls wachsender Nationalismus. Die Bevölkerung Jugoslawiens wollte in ihrer Mehrheit einfach keinen gemeinsamen Staat mehr, glaubt Calic, er hatte sich schlicht "überlebt".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.10.2012

Heiko Flottau lobt Holm Sundhausens Analyse des Balkankonfliktes der neunziger Jahre in den höchsten Tönen: der Autor sei unvoreingenommen und analytisch genau, der Text sei exzellent recherchiert, flüssig geschrieben und eine "Fundgrube an Informationen". Dem Professor für südosteuropäische Geschichte geht es in dem Buch vornehmlich um die Frage, wie es, wenige Jahrzehnte nach den Verbrechen des Zweiten Weltkrieges, innerhalb Europas zu einer solchen Katastrophe kommen konnte, berichtet der Rezensent. Besonders zwei Personen seien mit ihren "nationalistisch-ideologischen" Einflüssen bedeutsam gewesen: der Serbe Slobodan Milosevic und der Kroate Franjo Tudjman. Anhand eines Einzelschicksals, das von Borislav Herak, versucht Sundhausen auch, den Bruch im Sozialgefüge aufzuspüren, der aus Nachbarn Feinde gemacht hatte.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de