Jean Amery

Jean Amery: Werke, Band 5

Aufsätze zur Literatur und zum Film
Cover: Jean Amery: Werke, Band 5
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2003
ISBN 9783608935653
Gebunden, 640 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Werkausgabe in 9 Bänden, herausgegeben von Irene Heidelberger-Leonard. Band 5 herausgegeben von Hans Höller. Jean Amery zählt zu den bedeutendsten europäischen Schriftstellern und Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Seine bahnbrechenden Essays sind in ihrer Bedeutung wohl nur mit den Schriften Hannah Arendts und Theodor W. Adornos zu vergleichen. Amery hat wie kein anderer die deutsche Öffentlichkeit mit französischen Dichtern und Denkern wie Proust und Flaubert, Sartre und Simone de Beauvoir bekannt gemacht. Band 5 der Werkausgabe sammelt Amerys Arbeiten zur Literatur und zum Film. Amerys Literaturessays repräsentieren eine faszinierende Form gelebten Lesens. Die Texte dieses Bandes, deren Spektrum von Georges Bataille bis Michel Tournier, von Thomas Mann bis Thomas Bernhard reicht, machen Literatur als existentielle Erfahrung nachvollziehbar. Gleiches gilt für die Filmkritiken, die in diesen Band aufgenommen wurden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.07.2004

Einer der Höhepunkte dieses von Hans Höller herausgegebenen Bandes, der Jean Amerys Schriften zur Literatur versammelt, ist der Zyklus "Wiederlesen - Bücher aus der Jugend unseres Jahrhunderts", stellt der Rezensent Karl-Markus Gauß fest. Ganz "meisterlich" übe der Autor hier die essayistische Form, die "Literaturkritik, nachdichtendes Sprachkunstwerk und dringliche Selbstbefragung" zugleich ist. Verblüfft zeigt sich Gauß von Amerys Fairness gegenüber Autoren, die von der literarkritischen Linken sonst kaum mehr erwähnt wurden, wie den Konservativen Rudolf Binding oder Ernst Wiechert. Die Aufsätze zu diesen Schriftstellern seien von einem Willen zur "Gerechtigkeit" geprägt, der nicht nur ihre "Grenzen", sondern auch ihre "Fähigkeiten" aufzuweisen entschlossen sei.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.01.2004

Ausgesprochen beeindruckt zeigt sich Rezensent von den ersten beiden erschienenen Bänden dieser Jean-Amery-Gesamtausgabe. Die im vorliegenden Band 5 versammelten Texte zu Literatur und Film, glaubt er jedoch, dienen vor allem einer "archivalischen Komplettierung des Gesamtbildes" von Amerys Werk. Die rund vierzig Texte sind dem Rezensenten zufolge allesamt bereits gedruckt und bekannt. Entdeckungen könne man deshalb nur machen, wenn man sie insgesamt als Mosaik aus Gelegenheitstexten und Auftragsarbeiten verstehe. Die literaturanalytischen Texte ergeben für Schoeller beispielsweise ein Porträt Jean Amerys als Leser, der sich mit Witz und Leidenschaft seine Texte erwarb, sie sich für seine geistige Existenz zurechtschnitt, statt mit der "hochfahrenden Geste des Bildungsbürgers" darüber zu verfügen. In seinen Filmkritiken erweist sich Amery dem Rezensenten als Cineast, der sich von der professionellen Filmkritik immer wieder demonstrativ absetzt. Amery wiederlesend ist Schoeller insgesamt überwältigt von dessen "hoch instrumentierter Rhetorik", seinem "graziösen Stil" und der "Differenziertheit und Verästelung seines Denkens".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.12.2003

Man sollte nicht meinen - verspräche der Titel es nicht so ausdrücklich -, dass in diesem Band auch Texte zum Film zu lesen sind. Der Rezensent Burkhard Müller übergeht sie mit Schweigen. Dafür hat er über Amerys Anmerkungen zur Literatur, Thomas Mann und Marcel Proust zuallererst, manches zu sagen. Amerys Verhältnis zur Literatur, so Müller, war "konservativ" - was nicht zuletzt daher rührt, dass dem KZ-Überlebenden die Literatur etwas wie die Bastion gegen die Barbarei war und geblieben ist. Umso überraschender die Tugend der "Gerechtigkeit", die sich in den Kritiken findet - ohne Niveau-Unterschiede zu leugnen, habe Amery auch über die entsetzliche Blut-und-Boden-Literatur in differenzierender Weise geurteilt, Müller spricht von der "konzentrierten Unvoreingenommenheit eines Geometers". Und bei den Texten über Fallada wie Feuchtwanger bekomme man, auch wenn Amery sie nicht als Große verkennt, Lust, "den Einen so gut wie den Anderen zu lesen".
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