Josef Mitterer

Die Flucht aus der Beliebigkeit

Cover: Die Flucht aus der Beliebigkeit
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783596149292
Taschenbuch, 128 Seiten, 11,71 EUR

Klappentext

Philosophie kokettiert, ob vorsichtig oder verwegen, mit einem Standpunkt jenseits aller Kontingenzen des Hier und Jetzt. Wie Grundzüge dieser Flucht aus der Beliebigkeit aussehen, ist der Gegenstand dieses Buches.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.11.2001

Eigentlich, meint Walter Grasnick, könnte eine angemessene Rezension dieses Bandes nur darin bestehen, "das ganze Buch abzuschreiben". Das bleibt uns erspart, nicht aber eine rhapsodische und ausführliche Besprechung, die zur Reformulierung der Argumente von Josef Mitterer jedoch kaum in der Lage scheint. Was genau das "dualistische Erkenntnisprinzip" ist, gegen das der Philosoph anschreibt, wird nie so ganz klar. Man versteht aber soviel, dass Mitterer keiner ist, der an letztbegründete Objektivierbarkeit der Erkenntnis, an einen sicheren Hafen jenseits der Beliebigkeit glaubt. Und diese Ansicht verteidigt Mitterer, wenn man dem Rezensenten glaubt, "bemerkens- und bewundernswert klar und klug". Der Rechtsdiskurs hat in dieser Besprechung ebenso einen merkwürdigen, eigentlich erläuternd gemeinten Auftritt wie ein Tisch mit Holzwürmern, der möglicherweise auch aus Plastik ist. Grasnick tut so, als würde man schon verstehen, worauf er damit hinauswill, dafür dass man's versteht, tut er jedoch recht wenig. Aber loben kann er: alle Kapitel, vom Vorwort bis zu den Anhängen, sind, findet er, "Kabinettstücke für sich". Der Hauptteil: "ein herrlicher Traktat". Das Buch als ganzes: "das hellste Vergnügen".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.02.2001

Philosophische Fragen sind in der Vergangenheit nie eindeutig geklärt worden. Diesem unbefriedigenden Zustand scheint Josef Mitterers "Die Flucht aus der Beliebigkeit" ein Ende setzen zu wollen. Vielleicht liegt es an dem anspruchsvollen Ziel, dass der Rezensent sich ernsthaft mit dem Buch auseinandersetzt, auch wenn er in diesem "hanebüchenen Traktat in 160 Paragrafen" keineswegs Antworten auf seine Fragen erhält. Vielmehr wird der Leser, findet Grötker, mit ziemlich banalen Erklärungsmodellen abgespeist, die da beispielsweise lauten: "Die Grenze zwischen Wahrheit und Falschheit verläuft zwischen Eigenauffassung und Gegenauffassung". Die Eigenauffassung sei dabei gewissermaßen immun gegen Kritik, begründete Meinung, so der Rezensent, reduziere sich auf "geschmäcklerische Präferenz". Grötkers Zweifel, dass durch derartige Argumente die großen philosophischen Streitfragen einer Lösung näher kommen, lässt sich durchaus nachvollziehen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.02.2001

Für Konstruktivismus hat der Rezensent Franz Schuh zwar kein Verständnis, dennoch meint er sich mit der Denkweise des Autors Mitterer, von der der Rezensent glaubt, sie sei "konstruktivistisch", auseinandersetzen zu müssen. Grund hierfür ist, dass dem Rezensenten das "Problem" des Buches "einleuchtet". Wenn Schuh dann allerdings nach ausführlicher Nacherzählung als Essenz des Buches hervorhebt, dass laut Mitterer die Philosophie ihre Probleme im Diskurs selbst konstruiert, indem sie vorgibt, sie endgültig zu lösen, wird der bisher so unbedarft und bescheiden erscheinende Rezensent hellwach. Er erkennt scharfsinnig, dass der Text "unter seine eigene Kritik fällt", da er anstelle der Analyse selbst vorgebe, endgültig alle Probleme der Philosophie zu lösen. Leser, die für Philosophie eigentlich wenig Verständnis haben, werden sich nun wohl doch damit beschäftigen müssen - zumindest, wenn sie verstehen wollen, was uns Franz Schuh sagen wollte.