Kathrin Braun

Menschenwürde und Biomedizin

Zum philosophischen Diskurs der Bioethik
Cover: Menschenwürde und Biomedizin
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783593365039
Broschiert, 309 Seiten, 34,77 EUR

Klappentext

Kathrin Braun bietet eine fundierte Argumentationsgrundlage zur kritischen Auseinandersetzung mit den neueren Entwicklungen der Biomedizin. In Anknüpfung an Kants Begriff der Menschenwürde entwickelt sie eine kompromisslose Ablehnung jeder Einteilung der Menschen in verschiedene Wertkategorien, wie sie in bioethischen Diskussionen vorgenommen werden. Damit liefert sie ein Grundlagenwerk der Anti-Bioethik.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.05.2001

Die Bioethik ist in der Politik und an den Universitäten mittlerweile fest institutionalisiert, stellt Jörn Ahrens fest. Der Politologin Kathrin Braun reichten diese Vorsichtsmaßnahmen jedoch nicht. Die Autorin unterstelle diesen Gremien eine apologetische Haltung in Bezug auf die technologische Entwicklung. Für Ahrens bedient sich die Autorin eines etwas simplen, aber einleuchtenden Tricks: sie verlagere das Problem von einer Individualethik zu einer Gattungsethik, bei der ein Eingriff in die genetische Konstitution zugleich eine "Instrumentalisierung des Menschen" bedeute, die moralisch nicht vertretbar sei. Durch ihre Forderung einer Gattungsethik in der Biomedizin fege die Autorin alle Debatten über die Frage der Bewusstseinsfähigkeit oder Würde eines Embryos vom Tisch, meint Ahrens, dennoch komme auch sie nicht an dem Dilemma vorbei, dass sie nicht genau zu definieren wisse, was denn nun "die Menschheit" als moralische Kategorie sei - nur ein Hilfskonstrukt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.11.2000

Andreas Brenner bespricht gleich zwei Bücher, die sich nach diesem "heißen Sommer der wissenschaftlichen Genetik" dem Thema über den Begriff der Menschenwürde zu nähern versuchen.
1) Knoepfler/Haniel: "Menschenwürde und medizinethische Konfliktfälle"
Es ist genau ein Aufsatz, der den Rezensenten in diesem Buch zu interessieren scheint - über die anderen verliert er jedenfalls kein Wort. Erstaunt ist er, dass ausgerechnet der Theologe Reiner Anselm "empirisch deskriptiv" argumentiert. Menschenwürde sieht er als "regulatives Prinzip", wünscht jedoch die Anwendung des Begriffs auf Menschen mit der "Fähigkeit zu Selbstbewusstsein, Kommunikation und Selbstreflexion" einzuschränken, referiert Brenner.
2) Kathrin Braun: "Menschenwürde und Biomedizin"
Katharina Brauns Untersuchung ist, so der Rezensent, recht ambitioniert. Sie versuche, Foucault, Kant und feministische Theorie gegen die "Kurzschlüssigkeit" des bioethsichen Diskurses in Stellung zu bringen. Dabei argumentiert sie erfolgreich, findet der Rezensent, gegen den Utilitarismus und gegen Theoretiker, die, wie Peter Singer, auf eine Differenz von Mensch und Person Wert legen - und damit das Fundament für "Bionormen" legen. Ausgehend von solchen Normen werde dann "Ethik zur Machtfrage". Der Entscheidungszwang gehe nicht etwa vom Gesetz aus, sondern komme als philosophische Frage daher, die, so referiert der Rezensent, nicht nur den einzelnen überfordert, sondern immer schon eine "Definition des "Normalen" impliziert. Braun stellt dagegen Kants Unterscheidung, der die Würde des Individuums aus der "Teilhabe an der Menschheit" ableitet. Mit der feministischen Erweiterung von Hannah Arendts Verweis auf das schiere Faktum der "Natalität" zum "von einer Frau geboren"-Sein ist der Rezensent dann nicht zufrieden: auch aus einem künstlichen Uterus Geborenen wird man die Menschwürde nicht absprechen können.
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