Konrad Seitz

China

Eine Weltmacht kehrt zurück
Cover: China
Siedler Verlag, München 2000
ISBN 9783886806461
Gebunden, 447 Seiten, 25,51 EUR

Klappentext

China war über den größten Teil unserer Zeitrechnung hinweg nicht nur das bei weitem bevölkerungsreichste Land und die größte Volkswirtschaft der Erde, sondern die technologisch und administrativ fortgeschrittenste Zivilisation. Im neunzehnten Jahrhundert versank das Land in tiefe Armut und wurde Halbkolonie des Westens, Russlands und Japans. Im zwanzigsten Jahrhundert folgten die Schrecken der Mao-Zeit. Aber seit Dengs Reform 1978 ist China die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt. Seine Wirtschaft ist heute fast doppelt so groß wie die Indiens und Russlands zusammen und übersteigt nach Kaufkraftparität die Japans. Setzt China seinen Aufstieg fort, wird es um 2035 die USA überholen. Der Autor erzählt von der jahrtausendealten Geschichte Chinas und seiner "vollendeten Zivilisation", vom Zusammenbruch der konfuzianischen Welt und der Verzweiflung der Chinesen an ihrer eigenen Kultur, von der Geburt des neuen China.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.04.2002

Der Rezensent Sven Hansen sieht den Autor Konrad Seitz eindeutig auf der Seite der "Optimisten", die für China ein anhaltendes Wirtschaftswunder mit durchschnittlich fast zehn Prozent Wachstum vorhersagen. Teilweise "spannend, kenntnisreich und gut geschrieben" hat das Buch seine Stärken im historischen Teil, wo es einem "Standardwerk" gleichkommt, so Sven Hansen. Der Autor Konrad Seitz analysiere "differenziert" den Weg der chinesischen Zivilisation über den Zusammenbruch der konfuzianischen Welt und die Kulturrevolution Maos bis zu den Wirtschaftsreformen Deng Xiaopings. Doch leider, hingerissen von seiner Begeisterung für den bisherigen Erfolg dieser Reformen, drückt sich der Autor nur noch in Superlativen aus, bedauert der Rezensent: "Innerhalb weniger Jahre" würden die "besten Unternehmer der Welt" zum "Herausforderer" der führenden Wirtschaftsmächte "aufsteigen". Ohne die zuvor analysierten innenpolitischen Probleme wie Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung und Werteverlust zu beachten, sehe der Autor zwar den grundsätzlichen Konflikt zwischen wirtschaftlicher Freizügigkeit und einer alleinherrschenden Partei, doch Lösungsvorschläge biete er nicht, bemängelt der Rezensent und widersteht unbeeindruckt des Autors ungebrochenem "Glauben an Chinas Kraft".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.04.2001

Von 1995 bis 1999 hatte Konrad Seitz als deutscher Botschafter in Peking Gelegenheit, in China hinter die Kulissen zu blicken, erzählt Erwin Wickert. Sein Buch hat dem Rezensenten denn auch verdeutlicht, dass Seitz beachtliche Kenntnisse über die chinesische Geschichte und Wirtschaft besitzt. Wirtschaftliche Zusammenhänge habe der Autor sehr gut - auch anhand zahlreicher Tabellen und Grafiken - analysiert. Wickert hält das Buch daher für die beste Einführung in die gegenwärtige wirtschaftliche und finanzielle Situation Chinas, Hongkongs und Taiwans. Er bemängelt aber an der Ausgabe, dass der Verlag kein Personen- und Sachindex angefügt hat. Außerdem meint Wickert, dass Seitz die Wirtschaft zu sehr in den Vordergrund gehoben habe und wichtige innen- und außenpolitische Ereignisse entweder gar nicht oder nur ungenügend betrachtet hätte. Und dessen Prognose, China sei in 20 Jahren wieder mit Taiwan vereinigt, ist für Wickert schlicht eine Glaubensfrage.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.11.2000

Jürgen Kahl empfiehlt als ergänzende (und korrigierende) Lektüre zu diesem Buch den Aufsatz von Gerald Segal "Does China matter", der 1999 im Magazin "Foreign Affairs" erschienen ist. Denn Segal zeige sich weit weniger zuversichtlich über die Entwicklung Chinas als Seitz und weise nicht zuletzt auf die "theatralische Begabung zur Selbstinszenierung" hin, mit der China sich selbst als zukünftige Macht präsentiert. Nach Kahl zeigt sich Seitz doch zu sehr beeindruckt von den Reformen und Fortschritten in China, allerdings lobt der Rezensent die Erläuterungen zur Geschichte Chinas, die Seitz dem eigentlichen Thema voranstellt und die viele der heutigen Probleme des Landes verständlicher werden lassen. Den positiven Prognosen des Autors kann Hoffmann jedoch nicht uneingeschränkt zustimmen. Zwar beschreibe der Autor durchaus Probleme bei den umfangreichen Umwälzungen in China, letztlich lasse er dies jedoch bei seinen Argumenten weitgehend unberücksichtigt. Als Beispiel nennt Hoffmann die sozialen Spannungen durch Arbeitslosigkeit, die China leicht in ein "Pulverfass" verwandeln könnten. Zwar hat Seitz, wie der Rezensent anmerkt, durchaus eine Diskrepanz in China zwischen "gesellschaftlicher Realität" und der "offiziellen Begriffsakrobatik" diagnostiziert. Aber auch dies bewertet der Autor nach Hoffmann - der an die Panzer auf dem Platz des Himmlischen Friedens erinnert - in seiner "Best-Case-Prognose" nicht stark genug.