Konstantin Paustowskij

Der Beginn eines verschwundenen Zeitalters

Cover: Der Beginn eines verschwundenen Zeitalters
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783821845234
Gebunden, 527 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Gudrun Düwel und Georg Schwarz. Paustowskijs berühmte Autobiografie erreicht ihren dramatischen Höhepunkt mit dem Ausbruch der Februar-Revolution. Dieses Ereignis überrascht im Kiew des Jahres 1917 einen ahnungslosen fünfundzwanzigjährigen Taugenichts ohne festen Beruf, der im Ersten Weltkrieg seine Haut als Sanitäter gerettet hat und nun in den Strudel einer Umwälzung gerät, bei der man jederzeit aus reinem Zufall erschossen werden kann. In den Wirren des Bürgerkriegs landet Paustowskij in Isaak Babels Odessa, wo er diepanische Flucht der weißen Emigranten miterlebt. Nach der Blockade der Stadt tritt eine große Stille ein, und in Jalta und Batumi erlebt der angehende Schriftsteller Momente einer trügerischen Idylle.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.02.2003

Einen Schatz hat der Eichborn Verlag nach Ansicht von Rezensentin Sonja Zekri mit dieser großartigen Autobiografie gehoben, in dem sie die Jahre nach der russischen Revolution als road movie beschrieben fand. Sie sah hier jedoch nicht nur Landschaften, sondern auch Mächte "vorübersausen". Den ihrer Ansicht nach zu Unrecht vergessenen Autor schätzt die Rezensentin als "empathischen Beobachter und ironischen Kommentator" seiner Zeit. Mit Hochgenuss beschreibt sie beispielsweise die Schilderungen des Sprachverehrers Paustowski, wie die Sowjetmacht Wortungetüme zu knatternden Abkürzungen verstümmelte, um den schwachen Staatsapparat stark aussehen zulassen. Doch nicht nur von der Gewalt, die der Sprache und den Menschen angetan wurde, handelt dieses Buch, lesen wir. Die Rezensentin hat auch es auch von der "unsterblichen Schönheit der russischen Natur" erzählen sehen. Dennoch hat sie der im Buch beschriebene mörderische Wahnsinn der nachrevolutionären Zeit gelegentlich auch an Bulgakow erinnert. Anders als bei Bulkakow jedoch mache nicht der lange epische Atem Paustowskis Prosa aus, sondern das "Episodenhafte", das "Klima des Niedagewesenen und Unvorhersehbaren". An dieser, als "verlegerischen Coup" bezeichneten Publikation ärgert sie lediglich, dass der Verlag mit dem Text "nicht die kleinste historische Einordnung" lieferte.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.12.2002

Der 1892 geborene und 1968 verstorbene russische Journalist und Schriftsteller Konstantin Paustowskij war, meint Andreas Breitenstein, "eine Koryphäe der Sowjetliteratur". Er überlebte alle Höhen und Tiefen der Sowjetzeit, ohne selbst den "Weg des Verderbens" zu gehen, berichtet der Rezensent, der sehr erstaunt ist, dass der Eichborn Verlag das Werk des Russen wiederauflegt, denn das Interesse sowohl an Paustowskij als auch an der russischen Literatur sei schließlich stark gesunken. Begonnen hat der Verlag, so Breitenstein, mit den Teilen 3 und 4 des Hauptwerks Paustowskijs, der sechsbändigen Autobiografie "Erzählung vom Leben". Beide Bücher haben, erzählt der Rezensent, das bürgerliche Russland im Zustand der Agonie und das "blutige Heraufdämmern des Kommunismus" zum Thema. Beide Bände habe der Verlag in der "bestechenden" Übersetzung von 1962/63 herausgebracht, aber leider, ärgert sich Breitenstein, ohne Begleittext, so dass nicht einmal deutlich werde, dass der Leser die Texte "in den Kontext der Autobiografie" stellen müsse. Dass der Verlag sich so zurückhält, findet der Rezensent gänzlich unverständlich, denn wegen der Veröffentlichung des faszinierenden und klugen Werks Paustowskijs müsse er sich wirklich nicht verstecken. Der Leser könne hier in einer "direkten Sprache" und in einer "klaren Reflexion" so ziemlich alles über die russische Revolution erfahren, was er woanders nicht finden konnte, denkt Breitenstein.