Kurt Sontheimer

Hannah Arendt

Der Weg einer großen Denkerin
Cover: Hannah Arendt
Piper Verlag, München 2005
ISBN 9783492043823
Gebunden, 293 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Hannah Arendt blieb für ihn die faszinierendste Interviewpartnerin, die er je hatte. Wie Günter Gaus ging es vielen Menschen, die der großen deutsch-jüdischen Philosophin begegneten. Die Faszination, die von dieser Frau und ihrem Werk ausgeht, ist ungebrochen. Sie war die engste philosophische Vertraute von Karl Jaspers und hatte eine leidenschaftliche Liebesaffäre mit Martin Heidegger. Vor den Nazis musste sie 1933 nach Frankreich und dann in die USA fliehen. Für ihr Eichmann-Buch wurde sie vehement angefeindet, vor allem in Israel. Es ist inzwischen ein Klassiker wie ihre Arbeit zum Totalitarismus, deren Bedeutung erst heute richtig erkannt wird. Kurt Sontheimer zeigt in diesem Buch, wie das außergewöhnliche Leben Hannah Arendts sie zu ihrem unabhängigen Denken geführt hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.02.2006

Ursula Pia Jauch bespricht zwei neue Veröffentlichungen über Hannah Arendt. Kurt Sontheimers Buch nähert sich der Philosophin vor allem über ihre politischen Schriften, stellt die Rezensentin fest. Zuvor aber zeichne der Autor ihren lebensgeschichtlichen und wissenschaftlichen Weg in "gemächlichem Parlando" nach, wobei sich das vor allem als Erfolgsgeschichte einer "begabten Studentin" bis zur "Ikone der politischen Philosophie" lese, so Jauch. Hier ist auch schon berührt, was die Rezensentin am meisten an diesem Buch stört: Sontheimers Kommentare zu Positionen Arendts bleiben mitunter "reichlich farblos" und er hat sich vor allem aufs Verehren der Philosophin verlegt, beschwert sie sich. Dadurch ist ein allzu "geglättetes Buch" entstanden, das beispielsweise zu den Debatten zu Arendts Berichte über den Eichmann-Prozess wenig Erhellendes zu sagen hat, so Jauch unzufrieden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.12.2005

Tim B. Müller gibt sich als großer Bewunderer Hannah Arendts zu erkennen, deren Größe er darin ausmacht, dass sie die alte Frage "Wie soll ich leben?" umgewandelt hat in "Wie sollen wir leben?". In Kurt Sontheimers bescheiden angelegter Schrift trat ihm auf wenigen Seiten die ganze "Hannah Arendt" entgegen: die Philosophin, die "lieber Paria als Parvenü, lieber geächtet als angepasst sein wollte", "das Genie der Freundschaft wie die streitbare Intellektuelle". Mit großem Wohlgefallen hat er gelesen, wie Sontheimer "den Schutt verwirrender Arendt-Interpretationen" wegräumt und zeigt, dass am Anfang ihres Denkens nicht Heidegger und Jasper gestanden haben, sondern ihr eigenes Leben und die Erfahrung des Totalitarismus. Und das Schönste an diesem Buch - dem letzten des kürzlich verstorbenes Sontheimers - ist für Müller, dass es auch für Leser geeignet ist, die noch keine Zeile von Hannah Arendt gelesen haben: "Eine klügere und zugleich wärmere Einführung lässt sich kaum denken."
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.12.2005

Kurt Sontheimers Buch kann allenfalls "bescheidenen Ansprüchen" genügen, stellt Ludger Lütkehaus indigniert fest. Auf ihn wirkt der Band wie ein "nicht gründlich redigiertes" Spätwerk des Politikwissenschaftlers. Als größten Makel macht er die hohe Redundanz aus. Die allzu häufigen Wiederholungen machen das Werk für seinen Geschmackk "nur bedingt genießbar". Ebenso wenig gefällt ihm die Neigung Sontheimers, Hannah Arendt als "philosphische Diva" zu präsentieren und sie a la Hildegard Knef schlicht mit "die Arendt" zu bezeichnen. Bei Heidegger hätte sich das niemand getraut, bemerkt Lütkehaus verärgert.
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