Laura Kipnis

Liebe - Eine Abrechnung

Cover: Liebe - Eine Abrechnung
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783593375373
Gebunden, 186 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Sonja Schuhmacher und Thomas Wollermann. Wie konnte sich das Wort "Beziehungsarbeit" in unseren Alltag schleichen - wo ist nur die Lust geblieben? Warum wandelte sich das Heim in einen emotionalen Gulag? Wieso überhäufen sich Paare mit Einschränkungen persönlicher Freiheiten, sodass man versucht ist, die Genfer Konventionen auf den Plan zu rufen? Hatten wir nicht von Liebe gesprochen? Laura Kipnis zeigt, wie gern wir uns selbst belügen, wenn es um Liebe geht. Hinter ihrer Polemik aber steht ihr großer Wunsch: die Liebe aus der Zwangsjacke zu befreien.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.10.2004

Warum in aller Welt meinen die Verlage, sie müssten einen jeden Haushalt mit "Leitfäden für ein erfülltes Privatleben" bestücken, , fragt entgeistert die Rezensentin Bettina Engels. Immerhin wehe bei der Medienwissenschaftlerin Laura Kipnis so etwas wie der "frische Wind der Polemik", wenn sie mit "dem Ideal lebenslanger Liebe" (dem "Narkotikum kapitalistischer Gleichschaltung") abrechne. In der Tat gehe es Kipnis nicht um eine "Stabilisierung der Partnerschaft", sondern darum, das Sexualleben schmerzlos von seinem "romantischen Überbau", der Liebe, zu befreien (was die Rezensentin einigermaßen veraltet findet). Das Schlagwort der "Stabilisierung der Partnerschaft" und die damit einhergehende Forderung nach "Beziehungsarbeit" werte Kipnis sowieso als Symptom einer "protestantischen Arbeitsethik", als eine in den psychologisierenden Diskurs aufgenommene Zementierung der bestehenden sozialen Strukturen. Einen wirklichen Höhepunkt dieses netten, aber doch eher überraschungsarmen Essays sieht die Rezensentin in Kipnis' Beschreibung der Rituale des in den USA seit den Neunzigern gepflegten "ehezentrierten Politikstils".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.07.2004

Dieser "Abrechung" der ehelichen Liebesbeziehung von Laura Kipnis kann Eberhard Rathgeb nichts abgewinnen. Die amerikanische Autorin propagiert zur Verhinderung von Beziehungsfrust statt auf "Beziehungsarbeit" und Ehetherapie lächelnd auf den "Seitensprung", damit wieder frischer Wind in die erkaltete Lust kommt, referiert der Rezensent ohne Begeisterung. Zudem rät sie, und das erscheint Rathgeb in der heutigen Zeit bemerkenswert, zum "Kapital" von Karl Marx als Lektüre, um die Liebesbeziehung als "entfremdete Arbeit" zu entlarven. Der Rezensent gibt bei allen gutgemeinten Tipps der Autorin zu bedenken, dass es heute kaum einem Paar schwer fällt, sich von einer gescheiterten Ehe zu lösen, und dem Hinweis Kipnis', für Kinder sei es mitunter besser, wenn sich Eltern trennen, hält er entgegen, dass sich offenbar nur wenig Eltern durch Kinder von einer Trennung abhalten lassen. Rathgeb gesteht eine gewisse Ermüdung mit dem Buch ein, dem er bei allzu "saloppem Stil" auch "magere, mangelnde Konsequenz des Denkens" vorwirft, und er fragt sich, worauf Kipnis eigentlich hinaus will. Die Autorin verliert vor allem in der "soziologischen Durchschnittlichkeit" ihrer Argumente ihr eigentliches Thema, die Liebe, aus dem Blick, moniert der Rezensent, der die Ausführungen von Kipnis als "etwas kindisch" verurteilt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de