Matthias Wanitschke

Methoden und Menschenbild des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR

Diss.
Cover: Methoden und Menschenbild des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR
Böhlau Verlag, Köln 2001
ISBN 9783412032012
Gebunden, 409 Seiten, 41,00 EUR

Klappentext

Erstellt im Auftrag des Landesbeauftragten des Freistaates Thüringen für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Während der Aufbau des Ministeriums für Staatssicherheit bereits gut erforscht ist, wurden seine ideologischen Prämissen bisher kaum hinterfragt. Man ging von einem kollektivistischen Menschenbild aus: der Mensch galt nicht als autonome Person, sondern als grundsätzlich verführbar und manipulierbar. Der Staatssicherheitsdienst versuchte seine Schwachpunkte herauszufinden, um dann mit ausgefeilten Techniken haupt- und nebenamtliche Mitarbeiter zu gewinnen oder Andersdenkende einzuschüchtern. Detailliert zeichnet der Verfasser nach, mit welchen Manipulationsmethoden das MfS die Bürger gleichzuschalten versuchte und belegt zugleich, dass es den Menschen ihren individuellen Freiheitswillen dennoch nicht nehmen konnte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.08.2002

Viele Studien sind seit dem Zusammenbruch der DDR über die Stasi erschienen, weiß Udo Scheer. Damit zähle dieses Forschungsfeld zu einem der "bestdokumentierten Aspekte der Diktaturgeschichte". Und doch steht nach wie vor ein "zusammenfassendes Standardwerk" aus, so der Rezensent. Das liefere auch nicht die Dissertation des bis 1995 an der Erfurter Gauck-Behörde beschäftigten Matthias Wanitschke, bedauert Scheer, der die leicht überarbeitete Doktorarbeit aber trotzdem für recht lesenswert hält - so man von einigen "marginalen Schwächen", die aus der eher wissenschaftlichen denn populärwissenschaftlichen Form der Studie resultieren, absieht. Manche "Begriffsneuschöpfung" stifte hier eher "Verwirrung" denn "Klarheit". Und doch, lobt der Rezensent, eröffnet die Untersuchung einen "beachtenswerten Einblick" in das Innere der Stasi. Auch sei es dem Autor mit der Fokussierung auf das Selbstverständnis der Stasi gelungen, sich "überzeugend" ethisch und philosophisch mit dem Menschenbild des Marxismus auseinanderzusetzen. Und auch wenn der lange Fußnotenapparat dieser "faktenreichen" Studie auf den ersten Blick abschrecke, so sei er doch, quasi als zweites Buch, eine "Fundgrube", in der Fallbeispiele vertieft und Probleme weiter diskutiert würden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.03.2002

Ausgiebig lobt Hans-Joachim Föller diese Studie über das Menschenbild der Stasi. Er meint, sie treffe mit ihrer Fragestellung ins "Herz der SED-Diktatur". Föller findet die Dissertation unter anderem deshalb so "lesenswert", weil sie in ihren Ausführungen interne Quellen des MfS mit Fallbeispielen und historischen Betrachtungen verknüpft. Der begeisterte Rezensent preist den Autor, der in Thüringen beim Landesbeauftragten für Stasi-Unterlagen tätig ist, für seine "dichte Beschreibung", in der es ihm, wie Föller betont, gelingt, die bei der Stasi vorherrschende, "geschickt verschleierte Menschenverachtung" beeindruckend deutlich zu machen.
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