Mirjana Stancic

Manes Sperber

Leben und Werk
Cover: Manes Sperber
Stroemfeld Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783861091639
Gebunden, 687 Seiten, 48,00 EUR

Klappentext

Die Biografie erschließt zum ersten Mal systematisch das Leben und das literarische Schaffen des Schriftstellers Manes Sperber (1905 - 1984). Seine Kindheit im ostgalizischen Stetl, die Jugend in Wien im Umkreis der individualpsychologischen Schule Alfred Adlers, die ersten beruflichen Erfolge in Berlin und die Reisen nach Moskau und Jugoslawien sowie in Frankreich und in der Schweiz bilden den Rahmen für die Wirkung des Psychologen, des politischen Schriftstellers und des Dichters, der seit der Rückkehr aus der Emigration 1945 in Paris seine zweite Heimat gefunden hat. Mit besonderem Bedacht sind die psychologische Schulung des späteren leidenschaftlichen Psychologen sowie die politische Reifung des Kommunisten herausgearbeitet worden, der 1927 der KPD beigetreten war, sich jedoch zehn Jahre danach enttäuscht und verraten vom Kommunismus lossagte. Obwohl er sich der französischen Kultur verpflichtet fühlte, blieb Deutsch für ihn doch stets die Sprache seiner Literatur. Einige seiner Essays und publizistischen Beiträge verfasste er auf Französisch, sein gesamtes belletristisches Werk hingegen auf Deutsch.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.01.2004

Der österreichische Schriftsteller Manes Sperber verstand es, durch viele eigene Wendungen nicht zuletzt, sich unbeliebt zu machen. Bei seinem frühen Förderer, dem Psychoanalytiker Alfred Adler schon in frühen Jahren, als er gegen Freud polemisierte und die Psychoanalyse für den Kommunismus in Anschlag zu bringen suchte. Dann mit der Abkehr vom Kommunismus, dessen glühender Anhänger er war. Mit den 68ern verdarb er es sich durch strenge Unduldsamkeit und die deutsche Linke brachte er noch mit seiner den Nato-Doppelbeschluss verteidigenden Rede zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels gegen sich auf. Ein vielseitiges Leben also, das die Kroatin Mirjana Stancic hier zu erzählen hat - und eine schwierige Aufgabe, weil Sperber selbst ihr bereits mit einer fast tausendseitigen Autobiografie vorangegangen ist. Umso erfreuter stellt Rezensent Karl-Markus Gauß fest, dass die Biografie in erstaunlichem Maß zu überzeugen weiß. Die Autorin erweise sich als überaus kundig in der Geschichte der k.u.k. Monarchie ebenso wie der der Komintern. Obwohl ihre "Sympathie" zu Sperber unübersehbar bleibt, wisse sie doch Distanz zu wahren. Ein wenig zu zurückhaltend erscheint die Autorin dem Rezensenten nur in privaten Dingen: Über Sperbers erste Frau und seinen Sohn erfährt man, bedauert er, kaum etwas. Dennoch macht Gauß' höchst umfangreiche Rezension klar, dass diese erste Biografie Sperbers mustergültig geraten ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.06.2003

Mirjana Stancics Biografie Manes Sperbers, die vor allem auf Sperbers literarischen Selbstauskünften und dem umfangreichen Nachlass im Österreichischen Literaturarchiv basiert, hat Rezensentin Sonja Asal ziemlich enttäuscht. In der riesigen Menge an Dokumenten und an Material zum historischen Kontext, die Stancics anhäuft, sieht Asal weniger eine "methodische Leitlinie", als vielmehr die "Kapitulation vor dem Material". Und Überhaupt: Mit fortschreitender Darstellung blähe Stancic den Text durch allerhand Inhaltsangaben von Sperbers unveröffentlichten wie auch veröffentlichten Werken auf, ohne sie zu systematisch erschließen. "Die Person Sperbers bleibt eindimensional", urteilt Asal, "ihre Darstellung wird zunehmend distanzlos und geht wenig über seine Selbstdeutung hinaus". Das trifft zum Bedauern Asaks insbesondere bei Stancics Schilderung der Nachkriegszeit, etwa, wenn sie über Sperbers Auseinandersetzung mit Sartre berichte. Dann, so die Rezensentin, verbleibt sie ganz in der "Wahrnehmungswelt Sperbers".
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