Niall Ferguson

Der Westen und der Rest der Welt

Die Geschichte vom Wettstreit der Kulturen
Cover: Der Westen und der Rest der Welt
Propyläen Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783549074114
Gebunden, 559 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Alle reden vom Niedergang des Westens. Was aber hat ihm den Aufstieg ermöglicht? Vor 600 Jahren wäre niemand auf die Idee gekommen, dass die Europäer einmal die Welt beherrschen würden. Die Ming-Dynastie in China oder das Osmanische Reich im Nahen Osten waren hoch entwickelte Zivilisationen, als in Europa Pest, Krieg und Elend herrschten. Niall Ferguson bietet eine Antwort. Es waren sechs "Killer-Applikationen", die dem Westen gegenüber dem Rest der Welt Überlegenheit verschafften: Wettbewerb, Wissenschaft, Demokratie, Medizin, Konsumismus und Arbeitsmoral.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.01.2012

Höchste Anerkennung zollt Martin Meyer dieser umfangreichen Studie des britischen Historikers Niall Ferguson. "Der Western und der Rest der Welt" offeriert für ihn eine eindrucksvolle Analyse der Erfolgsgeschichte des Westens und seines drohendes Niedergangs. Im Zentrum der Untersuchung steht seines Erachtens die Frage nach den Faktoren des westlichen Erfolgs sowie die Frage, warum das westliche Modell anderswo nicht zum Durchbruch gelangte. Fergusons Antwort sieht Meyer in einem komplexen Wechselspiel der Faktoren Wettbewerb, Wissenschaft, Eigentum, Medizin, Konsum und Arbeit. Er attestiert dem Autor hohes erzählerisches Talent - das Werk ist für ihn Geschichtsschreibung in bester angelsächsischer Tradition -, sowie eine spannende Darstellung, die durch gekonnte Gegenüberstellungen - etwa beim Vergleich des Faktors Wettbewerb zwischen Großbritannien und China - sehr anschaulich wird. Die Kritik, Ferguson betreibe eine "Art von Kolonialismus der Wahrnehmung", teilt Meyer nicht, verschweige der Autor doch die dunklen Kehrseiten der westlichen Erfolgsgeschichte nicht. Das Fazit des Rezensenten: ein großes Werk, das zum Nachdenken anregt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.01.2012

Schneller als beim Risiko-Spielen ändert sich die Stärke von Imperien nur bei Niall Ferguson. Waren die USA in seinem vorigen Buch noch eine schier unaufhaltsame strahlende Weltmacht, sind sie nun eine matte rezessionsgeplagte Ex-Großmacht, und der aufsteigende Stern ist natürlich China. Immerhin bilden Imperien auch weiterhin die zentrale Maßeinheit in Fergusons politischem Denken, und so galoppiert auch Rezensent Herfried Münkler mit uns einmal durch die Weltgeschichte, um Aufstieg und Fall der Römischen, Osmanischen und Chinesischen Reiche abzuhandeln, die dann doch im 15. Jahrhundert wider Erwarten von Europa in den Schatten gestellt wurden. Ferguson führt eine Reihe von Gründen für die Hegemonie des Westens an - Wettbewerb, Wissenschaft, Medizin, Eigentum und Konsum -, die eben auch China für die imperiale Aufholjagd bräuchte. Dem Rezensenten erscheint allerdings fraglich, ob Weltgeschichte nach dem Modell der Apps funktioniert, die man sich nach Belieben runterlädt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.01.2012

Zwischen Amüsement und Ärger schwankt Jürgen Osterhammel gegenüber Niall Fergusons ambitioniertem Versuch, eines der größten Geschichtsrätsel zu lösen, nämlich die Frage zu beantworten, warum der Westen gegenüber dem Rest der Welt so erfolgreich war. Der Autor, Wirtschaftshistoriker in Harvard, geht über die früheren Forschungen zum Thema bissig und "ungerecht" hinweg und schreibt unbekümmert und undifferenziert vom "Westen" und dem "Rest", wie der Rezensent befremdet feststellt. In seinem Versuch, das historische "Superrätsel" zu lösen, widmet sich Ferguson allerlei Einzelthemen wie wissenschaftlichem Fortschritt, moderner Medizin oder der spezifischen "Fleiß- und Sparethik", was nach Osterhammels Ansicht aber lediglich neue Fragen nach tieferen Gründen provoziert. An Fergusons sarkastischen und apodiktischen Formulierungen kann man je nach Geschmack seinen Spaß haben, meint der Rezensent, das "schwierigste Rätsel, das Historiker zu lösen haben", wie der Autor selbst schreibt, hat Ferguson allerdings keineswegs geklärt, so Osterhammel kategorisch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.12.2011

Ein Buch wie eine glitzernde Wundertüte, findet Franziska Augstein. Nur dass viel weniger drin ist, als es den Anschein hat. So viel Niall Ferguson auch zu erzählen hat, so wenig erklärt er dem Leser, meint die Rezensentin. Augsteins Enttäuschung hat damit zu tun, dass der Autor sich ganz vorn auf jeden Trendzug setzt, den seine Disziplin losschickt. Eigene Standpunkte, stellt sie fest, haben da nur geringe Halbwertszeit. So kommt es nicht nur, dass Ferguson den Begriff der westlichen Zivilisation möglichst konfliktträchtig verhandelt. Seine Sicht der Dinge erinnert Augstein auch an die europäischer Imperialisten aus der Zeit um 1900. Da tritt das schlichtweg Gute in Gestalt des Westens mit seiner wissenschaftlichen Größe und seiner christlichen Arbeitsethik (siehe Max Weber) an gegen den chinesischen Drachen, der sich alles bei uns abschaut, oder gegen die islamische Kultur, die Ferguson laut Augstein für verachtenswert hält. Das alles hat für sie Stammtischniveau, Fußnoten hin oder her. Und wo die Argumente mal stimmen, kennt Augstein sie bereits von David Landes.
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