Pankaj Mishra

Aus den Ruinen des Empires

Die Revolte gegen den Westen und der Wiederaufstieg Asiens
Cover: Aus den Ruinen des Empires
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013
ISBN 9783100488381
Gebunden, 448 Seiten, 26,99 EUR

Klappentext

Nachdem die letzten Erben des Mogul-Reiches getötet und der Sommerpalast in Peking zerstört war, schien die asiatische Welt vom Westen besiegt. Erstmals erzählt der Essayist und Schriftsteller Pankaj Mishra, wie in dieser Situation Intellektuelle in Indien, China und Afghanistan eine Fülle an Ideen entwickelten, die zur Grundlage für ein neues Asien wurden. Sie waren es, die Mao und Gandhi inspirierten und neue Strömungen des Islam anregten. Von hier aus nahmen die verschiedenen Länder ihren jeweiligen Weg in die Moderne.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.2014

Was der Publizist und Schriftsteller Pankaj Mishra in diesem Buch darlegt, scheint Gottfried Niedhart so anschaulich wie altbekannt. Es geht um die Eroberung Asiens durch den Westen. Wenn der Autor allerdings ausholt, um Asiens Umgang mit westlichem Handeln aus asiatischer Perspektive zu beschreiben, spitzt der Rezensent die Ohren. Originell findet er Mishras Zugriff über die Stimmen politischer Denker, wie Jamal al-Din al-Afghani, Liang Qichao und Rabindranath Tagore, die im Buch als Pioniere eines Erneuerungsprozesses in Asien dargestellt werden, wie Niedhart erklärt. Dass der Autor seine Darstellung bis in die Gegenwart reichen lässt und schließlich kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn er die neuen asiatischen Eliten und ihre blinde Fixierung auf wirtschaftliches Wachstum und westlichen Lebensstil kritisiert, scheint dem Rezensenten Ausweis einer differenzierten Betrachtung zu sein.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.03.2014

Susanne Lenz weiß leider nicht allzu viel über das Buch von Pankaj Mishra zu berichten, für das der Autor mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung geehrt wird. Lenz erläutert, wie Mishra sich dialektisch eine andere als die eurozentrische Weltsicht aneignete, um, wie in diesem Buch, seinem Leser den Blick auf eine andere Welt zu gewähren. Für Lenz macht das Buch anhand asiatischer Denker deutlich, wie mit dem Kolonialismus aus der Perspektive der Opfer umgegangen wurde.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.02.2014

Was Siege über Imperien wirklich bedeuten, Pyrrhussiege nämlich, lernt Michael Kempe anhand dieser Monografie des indischen Essayisten und Erzählers Pankaj Mishra. Der Autor fächert ihm das 20. Jahrhundert aus globalhistorischer Perspektive auf. Beginnend mit dem Jahr 1905 zeigt ihm der Autor jenseits des bekannten Eurozentrismus, wie sich asiatisches Selbstbewusstsein entwickelte. Mishras Gewährsleute, Jamal al-Din al-Afghani (1838-1897) und Liang Qichao (1873-1929), bei uns eher unbekannte Intellektuelle und Aktivisten, bedeuten dem Rezensenten, wie asiatisches Selbstverständnis zwischen Abwehr und Annahme der westlichen Moderne und der Rückbesinnung auf eigene Tradition entstand. Im Vordergrund steht dabei laut Kempe für den Autor die antiimperialistische Opposition.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.01.2014

Als lesenswert und fundiert empfiehlt Andreas Eckert dieses Buch des Autors Pankaj Mishra über den Aufstieg Asiens, der lange Zeit wenig Beachtung in der nordatlantischen Geschichtsschreibung gefunden hat. Noch immer gelte das 20. Jahrhundert vorrangig als das der Weltkriege, des Holocausts und des Kalten Kriegs. Die Entkolonialisierung werde dagegen in ihrer Bedeutung kaum wahrgenommen. Eckert attestiert Mishra nun, eine mit "analytischer Schärfe" und erzählerischer Eleganz eine "faszinierende" Geschichte zu schildern. Eckert betont, dass sich Mishra durchaus auf inzwischen vorhandene Fachliteratur stützen kann, bleibt aber dennoch etwas verhalten, was Mishras Porträts der frühen antikolonialistsichen Denker angeht, etwa bei Jamal al-Din al-Afghani, der in seinen jungen Jahren eher liberale Positionen vertrat, sich aber zunehmend radikalisierte, so dass er für "Islamisten unterschiedlichster Couleur" zur antiwestlichen Ikone wurde.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.01.2014

Pankaj Mishras Buch über die Entwicklung des modernen Asiens seit dem 19. Jahrhundert hat Steffen Vogel sichtlich beeindruckt. Er attestiert dem Autor eine fesselnde Darstellung der Auflehnung gegen westliche Unterwerfung und Kolonisierung sowie der Suche nach eigenen Wegen. Besonders unterstreicht er Mishras Verbindung von Ideen- und Sozialgeschichte mit den Biografien bedeutender Denker wie Liang Qichao (1873-1929) oder Jamal al-Din al-Afghani (1838-1897), ohne die ein tieferes Verständnis der gegenwärtigen Entwicklungen in Asien nicht möglich ist. Das Fazit des Rezensenten: ein "großartiges und gut lesbares Epochenporträt".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.11.2013

Ein Nebeneffekt dieser Lektüre ist für Jürgen Osterhammel die Erkenntnis, dass es mehr Übersetzungen der Schriften von Intellektuellen aus dem asiatischen Raum braucht. Bewusst wird ihm das am Ende des Buches, wenn der Autor Pankaj Mishra die Weltlage nach '45 zu deuten versucht und dabei die Genauigkeit, Tiefe und Differenziertheit vermissen lässt, die er in den Anfangskapiteln noch bewiesen hat. Warum? Weil er bei der Quellensuche auf Anthologien und Ausschnitte von Texten aus dem Arabischen, Türkischen oder Chinesischen angewiesen ist, meint Osterhammel. Wie dem auch sei, bis dahin findet er Mishras Erzählung von den vielen kleinen Revolten Asiens gegen den Imperialismus sowie die intellektuellen Profile von Gandhi, Tagore und Liang Qichao äußerst kennntnisreich und lebendig.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.11.2013

Der indische Autor Pankaj Mishra beschreibt in seinem Buch "Aus den Ruinen des Empires" die letzten hundertfünfzig Jahre aus einer dezidiert nichteuropäischen, nichtweißen Perspektive und bedient sich dafür vor allem der Schriften Jamal al-Din al-Afghanis, eines persischen Journalisten, Gelehrten und Aktivisten, der im Neunzehnten Jahrhundert lebte, und Liang Qichaos, eines chinesischen Reformers, der sich für eine eigenständige Entwicklung der chinesischen Ökonomie und Gesellschaft einsetzte, berichtet Andrea Böhm. Über die Kritik am "kapitalistischen Modernisierungsdogma vom ewigen ökonomischen Wachstum" lässt sich kaum streiten, meint die Rezensentin, Mishra richtet seine Kritik nur an die Falschen, wenn er die ehemaligen Kolonien dafür mitverantwortlich macht, findet Böhm, der Paradigmenwechsel müsste in Europa und den USA beginnen, glaubt sie.