Richard Overy

Der Bombenkrieg

Europa 1939 bis 1945
Cover: Der Bombenkrieg
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783871347825
Gebunden, 1056 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hainer Kober. In der ersten umfassenden Darstellung erzählt Richard Overy die Geschichte des Bombenkrieges, die Anfänge der neuen Strategie des "Moral Bombing", ihre Entwicklung wie schließlich ihr Scheitern, und er deckt zahlreiche Mythen und Irrtümer auf, die bis heute kursieren. Erstmals entsteht ein internationales Gesamtbild, von der Offensive gegen das Ruhrgebiet bis zu den "Baedeker-Angriffen", die unschätzbares historisches Erbe auslöschten, von den deutschen Bomben auf Stalingrad bis zu wenig bekannten Schauplätzen wie Rom oder Bulgarien. Overy zeigt, warum der Luftkrieg trotz Ineffektivität und mörderischer Kosten ausgeweitet wurde, welche Rolle Hermann Göring oder General Harris dabei spielten. Aber auch die kulturellen und menschlichen Verheerungen treten vor Augen, die Not und Hoffnung in den Luftschutzkellern wie bei den Piloten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.01.2015

Das "Zeug zum Standardwerk" attestiert Stig Förster dieser Darstellung des Bombenkriegs, die der Historiker Richard Overy zunächst einmal, wie der Rezensent feststellt, für eine britische Leserschaft geschrieben hat. Overy geht es dabei nicht um moralische Rechtfertigung oder Verurteilung, sondern um die Frage, was die gnadenlose Bombardierung der deutschen Städte den Alliierten tatsächlich gebracht hat. Dafür untersucht er die Entwicklung des Bombenkriegs in militärischer Theorie und Praxis, beschreibt die anfänglichen Bombardements der deutschen Luftwaffe oder die taktischen und strategischen Unterschiede im amerikanischen und britischen Vorgehen. Das findet der Rezensent alles einwandfrei, Overys These jedoch, dass der britische Luftkrieg im Grunde kontraproduktiv gewesen sei, sieht er nicht bewiesen. Im Gegenteil. Zum einen zeige Overy, dass das anfänglich zurückhaltendere Vorgehen der Amerikaner nichts brachte, zum anderen, dass die Bombardements die NS-Führung zwang, enorme Ressourcen auf die Verteidigung zu verwenden. Das Hauptziel aber, die Bevölkerung zu demoralisieren, hat er eindeutig verfehlt, das gibt der Rezensent zu.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.12.2014

Christian Hartmann schätzt Richard Overy als einen der bedeutendsten Militärhistoriker und seine Geschichte des Bombenkriegs als beispiellos. Overy, bemerkt der Rezensent beeindruckt, stützt sich auf ein gewaltiges Quellenfundament und bemüht sich stets, den verschiedenen konfligierenden Perspektiven gerecht zu werden. Neben viel profundem Wissen nimmt der Rezensent als bittere Einsicht aus der Lektüre mit, dass es die westlichen Demokratien waren, die den "mitleidlosen Luftkrieg" perfektionierten, während die Diktature in Deutschland, Italien und Japan ihn eigentlich nur partiell einsetzten. Dennoch scheint es dem Rezensenten an zu hohen Erwartungen bemessen, wenn Overy den Luftkrieg für militärisch unergiebig und moralisch verwerflich beurtielt. Schließlich hätten die USA und Großbritannien in den Jahren 1940 bis 1943 keine andere und eigentlich keine echte Chance auf einen Sieg über das nationalsozialistische Deutschland gehabt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.11.2014

Volker Ullrich ist sich sicher: Dies wird dereinst ein Standardwerk zu diesem Thema sein. Besonders dankt er dem Autor, dass er nicht emotionalisiere und den bisherigen britischen Standpunkt - der Bombenkrieg gegen die Deutschen war hässlich, aber gerechtfertigt - nicht antastet. Ullrich lobt den Autor auch dafür, dass er nicht nur die Bomben der Deutschen auf die Briten und umgekehrt in den Blick nimmt, sondern den Bombenkrieg auch in allen anderen Ländern Europas bilanziert, auch wenn der Hauptfokus auf Deutschland einerseits und die amerikanischen und britischen Bomben andererseits gewahrt bleibe. Als Lehre aus der Geschichte nimmt Ullrich mit, dass die Zahl der Opfer in Deutschland weit geringer sei als bisher angenommen (nämlich 353.000 deutsche Zivilisten) und dass die Moral der Bevölkerung auch durch den Bombenkrieg nicht zu brechen gewesen sei. Gelungen sei es allerdings, die Abwehrkräfte der deutschen Kriegsmaschine zu schwächen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.10.2014

Lakonisch, genau und unbestechlich nennt Cord Aschenbrenner Richard Overys Geschichte des alliierten Bombenkrieges, die er sehr empfehlen kann, wenn sie auch nicht ganz so mitreißend erzählt sei wie Overys bekanntes Werk "Russlands Krieg". Wie Aschenbrenner darstellt, misst Overy vor allem die Briten weniger an moralischen Ansprüchen als an ihren eigenen Zielen und stellt so fest, dass durch das Bombardement, dem insgesamt 600.000 Menschen in Europa - "Gerechte und Ungerechte" - zum Opfer fielen, weder die Industrie empfindlich getroffen noch die Zivilbevölkerung vom NS-Regime abgebracht wurde. Eher im Gegenteil. Die Deutschen klebten an ihren Führern und die Industrie produzierte unter dem - äh - Druck von oben noch effizienter. Auch die Darstellung von Arthur Harris als "brutalen, wiewohl gescheiten Sturkopf" findet Aschenbrenner treffend.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 20.09.2014

Alan Posener zieht seine eigenen Schlüsse aus dem Bombenkrieg zwischen Deutschland und den Alliierten. Fast scheint es, als bräuchte er Richard Overys Studie nicht dazu. Weshalb er sie dennoch für das erste starke Standardwerk zum Thema hält, begründet Posener mit der Fähigkeit des Autors, auf plüschige Prosa mit vielen Adjektiven und auf zweifelhafte Statistiken zu verzichten. Am besten gefallen haben Posener Overys Beschreibungen der Luftschutzmaßnahmen. Hier wird für den Rezensenten besonders deutlich, dass sich der ganz großen Apokalypse durch einen Bombenkrieg doch etwas entgegensetzen ließ.