Ruth Gay

Narrele, was lachst du?

Ostjuden in Amerika
Cover: Narrele, was lachst du?
Siedler Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783886807178
Gebunden, 265 Seiten, 20,40 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Christian Wiese. Für ihr neues Buch hat die Historikerin Ruth Gay ein Thema ihres eigenen Lebens gewählt: Sie wurde 1922 als Kind ostjüdischer Einwanderer in New York geboren. Ruth Gay nennt sie "unfinished people", es waren oft Kinder und Heranwachsende und darum unvollkommene, unfertige Menschen. Die jungen Einwanderer waren arm, oft nicht ausgebildet, unvertraut mit der Neuen Welt, doch voller Hoffnung auf ein besseres Leben. Es war der "american dream", dessen ostjüdische Variante kaum je beschrieben worden ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.10.2001

Gleich der Blick ins Inhaltsverzeichnis hat dem mit jsl. zeichnenden Rezensenten Freude bereitet: Kapitelüberschriften wie "Gelächter - Fußböden - Stühle - Markisen" etc. findet er allemal "erfrischend". Noch viel erfreulicher ist es, dass die Kapitel die Versprechen ihrer Überschriften halten. Es gelingt der Autorin, so der Rezensent, Autobiografisches mit Allgemeinerem, die Geschichte ihrer Kindheit in New York mit "dem kultur- und sozialhistorischen Hintergrund" schlüssig in Verbindung zu bringen. Die Folgen des Zusammentreffens ostjüdischer Traditionen mit der Neuen Welt werden "direkt und anschaulich" beschrieben. Nicht zuletzt wird, so jsl., auch die Ähnlichkeit zu gegenwärtigen Situationen sichtbar.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.05.2001

Nach einigen Bemerkungen zur Autorin und deren bisherigen historischen Werken, in denen man bereits die Entstehung der Geschichte aus der Schilderung des Alltagslebens spüren könne, charakterisiert Thomas Vorwerk dieses Buch über die Assimilierung der Ostjuden in Amerika entsprechend weniger als Familienchronik, sondern vielmehr als Beschreibung einer Lebensart. Vor allem der Generationenkonflikt bezüglich der jüdischen Anschauung und der alltäglichen Lebensweise beschreibe die Autorin in "vielen kleinen Kapiteln". Der Alltagscharakter und das Anekdotenhafte machen demnach das Buch aus. Es werden sogar einzelne Rezepte niedergeschrieben, was dem Rezensenten aber weniger gefällt, denn es störe den Leserhythmus. Außerdem bemerkt er, dass "einige detaillierte Beschreibungen allzuviel Erfolg damit haben, die Zeit buchstäblich zum Stillstand zu bringen". Trotzdem würde er sie - "für soviel Chuzpe" - für den National Jewish Book Award empfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.03.2001

Eine Kulturgeschichte der jüdischen Stadt New York, aber auch eine Geschichte als Folge von Geschichten. So beschreibt Elisabeth Bauschmid dieses Buch. Gefallen hat ihr die hier praktizierte Art des Erzählens - nicht in Form einer Abhandlung, sondern "in bester jüdischer Tradition". Aus einem reichen Fundus von Erinnerungen sich speisend, aus selbst Erlebtem, aus der Literatur oder aus den Medien, so Bauschmid, mischen sich Dichtung und Wahrheit, Nachricht und Anekdote, Gehörtes, Gerochenes und Geträumtes zu einer vergnüglichen wie informativen Geschichte vom Aufstieg der Juden New Yorks - für die Rezensentin Menschen wie gute Bekannte.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2001

Das Buch über die Assimilierungsprobleme der Ostjuden in Amerika und New York findet Willi Jasper beeindruckend, und so zeichnet er einige Momente der Geschichte der amerikanischen Ostjuden nach: Obwohl die jüdische Diaspora in New York im Allgemeinen als glückliches Beispiel für Integration gilt, ist die Kultur der Emigranten voller Identitätsbrüche und Melancholie, die die Kinder zur Ernsthaftigkeit anhielt (daher der Titel). Die Auseinandersetzung der eigenen Existenz mit der ostjüdischen Tradition und der amerikanischen Moderne führte dazu, dass sich viele Juden als "Mischwesen" fühlen. Mit Bekanntwerden des Holocaust rückt die ostjüdische Gemeinde wieder enger zusammen und beruft sich auf seine spezifische Kultur, die es, auch trotz der Gründung des Staates Israel, zu bewahren lernt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.03.2001

Jutta Stössinger verliert in ihrer Rezension lediglich einen einzigen bewertenden Satz zu diesem Buch: Es sei "erhellend, unsentimental und wunderbar". Damit scheint ihrer Ansicht nach über die Stärken (oder auch Schwächen) dieses Buch alles gesagt zu sein, denn ansonsten läuft ihre Rezension vor allem auf eine Inhaltsangabe hinaus. So erfährt der Leser, dass es hier um die in die USA eingewanderten Ostjuden geht, die - meist arm und wenig gebildet - nicht nur in ein anderes Land umsiedelten, sondern gleichzeitig einen "Zeitsprung von Jahrhunderten" vollzogen. Nach Stössinger wird in Gays Buch vor allem die Zerrissenheit geschildert, sowohl was religiöse Fragen betrifft, aber auch den Alltag oder das Berufsleben.