Salomon Wolkow

Stalin und Schostakowitsch

Der Diktator und der Künstler
Cover: Stalin und Schostakowitsch
Propyläen Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783549072110
Gebunden, 420 Seiten, 29,00 EUR

Klappentext

Kaum je in der Kulturgeschichte hat es ein so schicksalhaftes Verhältnis zwischen Potentat und Künstler gegeben wie dasjenige von Stalin und Schostakowitsch. Solomon Wolkow, langjähriger enger Mitarbeiter des großen Komponisten, hat sich wie kein zweiter in diese ungleiche Beziehung vertieft. Er versteht es meisterhart, sie als Lehrstück von Macht und Kunst vor dem Hintergrund der von Repression und Aufbegehren geprägten russischen Kulturgeschichte zu erzählen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.06.2004

Das Verhältnis zwischen dem Diktator Stalin und dem Komponisten Schostakowitsch war intensiv, aber auch gefährlich - dies natürlich nur für letzteren. Was den Komponisten angesichts des immer wieder aufbrechenden Unwillens Stalins gerettet habe, so Thomas Urban, war gelegentlich wohl Glück, dann aber auch der musikalische Unverstand des Diktators. Die subversiven "Subtexte", die Schostakowitsch in seine Sinfonien einbaute, habe nämlich weder Stalin wahrgenommen noch sein parteiideologisch gehorsamer Musikexperte Andrej Schdanow. Diese Verhältnisse weiß Solomon Wolkow glänzend darzustellen, lobt der Rezensent, passagenweise sogar so "spannend wie ein Detektivroman". Die Nähe des Autors zu Schostakowitsch - dieser hatte ihm in seinen letzten Lebensjahren seine Memoiren diktiert - kommt dem Buch zu Gute, das über das Verhältnis der beiden hinaus aber auch zum "überaus wichtigen und überdies lebendigen Beitrag zu einem der großen Themen unserer Zeit" geworden ist, nämlich zur politischen Verführbarkeit des Intellektuellen. So wird Wolkows Studie zu einer "eindrucksvollen Untersuchung".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.06.2004

Durch die Detailfülle seines Buchs hat Solomon Wolkow Rezensent Oswald Beaujean überzeugt. Der Autor und Musikwissenschaftler, der den sowjetischen Komponisten Dimitri Schostakowitsch porträtiert, liefert Informationen, die sonst "bestenfalls der Insider" kennt. Anschaulich schildere er das höchst komplexe Verhältnis zwischen Stalin und dem Komponisten, das er mit der Beziehung von Zar Nikolaus I. zu Alexander Puschkin vergleicht und diese Theorie auch "überzeugend ausbreitet". So "entlarvt" er die zweite und dritte Sinfonie, die häufig als Beleg für angebliche sozialistische Neigungen des Komponisten bemüht wurden - als "reine Kompromisse", stellt der Rezensent erfreut fest. Wie es Schostakowitsch gelang, Stalin zu überleben und zum "einzigartigen Chronisten" von dessen Herrschaft zu werden, ist bisher "noch nie so packend" beschrieben worden.