Sibylle Thelen

Die Armenierfrage in der Türkei

Cover: Die Armenierfrage in der Türkei
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783803126290
Taschenbuch, 94 Seiten, 9,90 EUR

Klappentext

Die offizielle Geschichtsschreibung der Türkischen Republik kennt keinen Völkermord an den Armeniern. Die "Umsiedlungen" gelten als unschöne, aber unabwendbare Folge des Ersten Weltkrieges. Die Entdeckung der Erinnerung hat jetzt Bewegung in die öffentliche Diskussion gebracht: Die Generation der Enkel beginnt, von den Großeltern zu erzählen. Diese Geschichten handeln vom Weiterleben nach dem Untergang des Vielvölkerreichs, von Leid, Schweigen und Verwüstung. Sie gehen den Menschen ans Herz. Sie rufen Anteilnahme, nicht aber ideologische Abwehrreflexe hervor. Viele in der Türkei haben sich inzwischen aufgemacht, die Vergangenheit mit anderen Augen zu erkunden. Mit ihren Erkenntnissen sind sie eine Provokation für die Hüter der offiziellen Doktrin.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.04.2015

Angesichts des neuerlichen Versuchs der türkischen Regierung, sich von der Schuld am Völkermord an den Armeniern freizusprechen, indem sie sich darauf bestehen, es habe nie die Absicht des Genozids bestanden, findet Ingo Arend es besonders wichtig, dass Bücher wie Rolf Hosfelds "Tod in der Wüste" und Sibylle Thelens "Die Armenierfrage in der Türkei" klipp und klar aussprechen, dass mittlerweile keine Zweifel an der historischen Sachlage mehr angemessen sind. Die Politikwissenschaftlerin Thelen führt in die "komplizierte Diskursgeschichte" ein, die den "ideologischen Antimultikulturalismus" schon lange vor dem Stichtag des 24.04.1915 sichtbar macht, so der Rezensent. Thelen setzt mehr auf eine ausgeprägtere, breitere Erinnerungskultur in den europäischen Zivilgesellschaften als auf parlamentarische Symbolakte, verrät Arend, der seinerseits seine Skepsis nicht verheimlicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.04.2010

Gleich zweimal in seiner kurzen Besprechung nennt Wolfgang Günter Lerch das Buch der Turkologin und Journalistin Sibylle Thelen ein "Büchlein". Worum es in dem Buch geht, welches Anliegen die Autorin verfolgt, erfahren wir von Lerch in recht knapper Form. Von Thelen erfährt der Rezensent, wie der Völkermord an den Armeniern innerhalb der türkischen Gesellschaft erst allmählich ins Bewusstsein rückt und zwar durch Berichte, Bilder und Erzählungen in den Familien. Ob es der Autorin tatsächlich gelingt, dialogfördernd aufzuklären, anstatt anzuklagen? - Lerch hüllt sich in Schweigen.
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