Stefan Koldehoff

Die Bilder sind unter uns

Das Geschäft mit der NS-Raubkunst
Cover: Die Bilder sind unter uns
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783821858449
Gebunden, 288 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Mit 20 Abbildungen. Gemälde von Picasso, Kirchner, Rembrandt, van Gogh oder Tizian - die Liste der zwischen 1933 und 1945 den Juden gestohlenen oder weit unter Wert gekauften Bilder ist lang. Unzählige Galeristen, Händler, Auktionshäuser und Kuratoren waren an diesem Unrecht beteiligt - und zwar so systematisch und gründlich, dass sie über dieses Netzwerk bis heute Museen und Sammler ohne Probleme mit Raubkunst versorgen können. Die direkt Verantwortlichen wurden nicht zur Rechenschaft gezogen und verdienten mit den gestohlenen Bildern ein Vermögen - und die heute involvierten Museen und privaten Sammler fordern unverhohlen einen Schlusstrich und weigern sich, den überlebenden Erben die Bilder ihrer ermordeten Familien zurückzugeben. Stefan Koldehoff zeigt in seinem Buch, wie das Kartell der Kunsthändler funktioniert und warum die Politik auf höchster Ebene darüber kein Wort verliert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.04.2014

Harry Nutt empfiehlt die Neuauflage dieses Buchs von Stefan Koldehoff. Den Autor nennt Nutt einen Experten, der sich lange vor dem Fall Gurlitt mit den Bedingungen und den Auseinandersetzungen rund um die Rückgabe von NS-Raubkunst befasst hat. Themen sind laut Nutt neben dem Fall Gurlitt das Verdrängte, die kollektive Verantwortung und das perfide System, mit dem die Nazis jüdischen Besitz verwalteten. Nutt lobt die Recherchearbeit des Autors wie auch dessen Vorschlag zur Einrichtung einer Stiftung mit dem Zweck der Rückführung von Raubkunst.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.03.2014

Verärgert reagiert Michael Sontheimer auf diese Neuauflage von Stefan Koldehoffs Buch "Die Bilder sind unter uns". Den ursprünglich 2009 erschienene Band des Kunsthistorikers schätzt Sontheimer dabei als ein höchst instruktives Standardwerk über die Raubkunst. Die nun vorliegende Neuauflage scheint ihm aber primär Ergebnis einer unausgegorenen Marketingidee. So mutmaßt er, dass Verlag und Autor die Gunst der Stunde nutzen wollten und das sonst kaum überarbeitete Werk einfach um ein 28 Seiten kurzes Kapitel über den aktuellen Fall Gurlitt erweiterten. Dass dieser Fall in jeder Hinsicht unabgeschlossen ist, führt nach Ansicht des Rezensenten zu zahlreichen Unklarheiten und Ungereimtheiten in besagtem Kapitel. Zudem vermisst er darin Präzision und Hintergründe und konstatiert eine erhebliche Anzahl von Fehlern. Angesichts dieses Umstands empfehlt Sontheimer interessierten Lesern, zur alten Ausgabe zu greifen und bezüglich des Falls Gurlitt zu warten, bis "irgendwann ein ordentliches Buch" darüber erschienen ist.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.03.2010

Ausgezeichnet recherchiert und geschrieben findet Götz Aly diese Dokumentation des Geschäfts mit Raubkunst bis in die Gegenwart. Stefan Koldehoff argumentiere genau und knapp, zeige, wie der "sich vornehm gebende" Kunsthandel bis heute glänzend von der noch immer zirkulierenden Nazibeute lebe. Bitter breitet Aly auch ein paar Fakten aus, die Doppelmoral, Ignoranz oder Skrupellosigkeit der nutznießenden Parteien belegen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.01.2010

Kia Vahland schätzt Deutschlandfunk-Redakteur Stefan Koldehoff als ausgewiesenen Kenner für NS-Raubkunst und hat seine Fallgeschichten um gestohlene und unrechtmäßig erworbene Kunstwerke gespannt und entsetzt zugleich verfolgt. Denn der Autor lässt keinen Zweifel an der "unheimlichen Kontinuität", die den Kunsthandel auch nach dem Ende des Nationalsozialismus beherrscht und ihn willentlich die Augen vor zweifelhaften Provenienzen der von ihnen nach 1945 erworbenen Kunstwerke verschließen ließ, so die Rezensentin. Besonders erschütternd findet sie auch die Fälle von missbrauchtem Vertrauen wie etwa im Fall der Kunstkritikerin Charlotte Weidler, die ihr zur Aufbewahrung übergebene Bilder des ins KZ deportierten Kunsthistorikers Paul Westheim nach dem Krieg verkaufte. All dies wird sachkundig und fesselnd dargelegt, lobt Vahland, die auch ohne den in ihren Augen allzu verschwenderischen Gebrauch von "wertenden Adjektiven" das Gebaren des Kunsthandels als"unanständig" erkannt hätte.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.10.2009

Da die Verstrickung des Kunsthandels bei Raub und faktischer Enteignung von jüdischem Kunstbesitz in der Nazizeit längst nicht aufgearbeitet ist, kommt Robert Schröpfer ein Buch zum Thema gerade recht. Doch wie er es hier von Stefan Koldehoff lesen muss, ist es dann wohl doch eher ein Ärgernis für den Rezensenten. Nicht nur der suggestive Enthüllungstonfall mindert in den Augen Schröpfers die Seriosität des Buches. Was ihn nachhaltig stört ist, dass der Kölner Journalist alle Protagonisten, die für Verkauf, Erwerb oder Enteignung von Beutekunst in Erscheinung getreten sind, über denselben Kamm schert und sich da um Differenzierungen nicht bemüht, egal ob es sich um Adenauer, Albert Speer oder einen amerikanischen GI handelt. Sprachliche Schwächen und fehlende Belege vervollständigen die Mängelliste und so wird das Buch zu diesem wichtigen Thema für Schröpfer zur Enttäuschung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2009

In diesem Buch fasst Stefan Koldehoff den aktuellen Stand des Wissens in der Kunstraubforschung in Deutschland zusammen. Er stellt die Kontinuitäten dar, die dazu führten, dass der Kunsthandel nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs oft einfach weitermachte, mit Sammlern und Besitzern von Raubkunst unter einer Decke steckte und zum Teil bis heute noch darunter steckt. Exemplarisch unter die Lupe genommen wird, so der Rezensent Niklas Maak, etwa das hoch problematische Gebaren des Kölner Kunsthauses Lampertz. Maak legt das Buch jedem am Thema Interessierten ans Herz und lobt es ausdrücklich als "spannend" und "faktenreich".
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