Stefan Weidner

Manual für den Kampf der Kulturen

Warum der Islam eine Herausforderung ist
Cover: Manual für den Kampf der Kulturen
Verlag der Weltreligionen, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783458710127
Gebunden, 221 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Als Samuel Huntington Mitte der 1990er Jahre seine These vom Kampf der Kulturen vorlegte, stieß er auf breite Ablehnung. Mittlerweile hat sich der Konflikt mit dem Islam als Dauerbrenner in den Medien etabliert, und man kommt kaum umhin, von einem echten Kampf der Kulturen zu sprechen. Die Auseinandersetzung erschüttert unser Selbstverständnis nicht weniger als das der Muslime, denn sie legt das Gewordensein und die Relativität der eigenen Position im Spiegel des anderen schonungslos offen. Stefan Weidners Essay unternimmt es, nach den Gründen zu fragen, weshalb ausgerechnet der Islam diese Rolle für uns spielt und warum Muslime ebensooft die Grenzen des für uns Hinnehmbaren überschreiten wie wir die des für sie Akzeptablen. Dabei interessiert nicht die Frage, wer jeweils Recht hat, sondern nach welchen Gesetzen die Auseinandersetzung abläuft, wo auf beiden Seiten die blinden Flecken zu suchen wären, wie wir uns in diesem Konflikt allmählich verändern und in welche Richtung.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.01.2009

Als "polemischen und leidenschaftlichen Langessay" lobt Rezensent Jörg Plath Stefan Weidners Auseinandersetzung zur Frage, wie der Westen und der Islam "übereinander denken, fühlen und sprechen" würden. Dabei bemühe sich Weidner um die Entzerrung der wechselseitigen Bilder voneinander, insbesondere das westliche Zerrbild des Islams. Die Stärke der Argumentation sieht Plath in einer differenzierten Betrachtung und der säuberlichen Trennung von Politik und Religion. Weidner, der den Rezensenten mit seiner "stupenden Kenntnis" des Islams beeindruckt, arbeite sich durch die Debatten der letzten 40 Jahre und balanciere virtuos, nach allen Seiten Hiebe austeilend, zwischen Diskurs-, Ideologiekritik und Ethik. Dabei führe das Buch bereits überzeugend vor, was es selber fordere: in den vom Westen so verschiedenen Positionen des Islam statt einer Bedrohung eine Herausforderung zu sehen. Nur manchmal fragt sich Plath, ob Weidner hier nicht selbst ein Islambild produziert, freilich ein freundliches.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.01.2009

Mit seiner Eloge auf dieses Buch gibt sich Joseph Hanimann als wissbegieriger Kulturstreitlustiger zu erkennen. Insofern ist das Buch mit seiner eher unsystematischen Argumentation und seiner Vielzahl an Detailaspekten zum Thema Islam eine Fundgrube für ihn. Durch den Wust an Material arbeitet sich Stefan Weidner dennoch geschickt und besonnen genug hindurch, dass Hanimann die von Weidner aufgemachte Opposition Islam-postmodernes Menschenbild nachvollziehen und den Einwänden des Autors gegen Begriffe wie Kulturrelativismus oder Menschenrechtsuniversalimus folgen kann. Kluges zur Entstehung, Geschichte und Aktualität des Islam sucht Hanimann in diesem Buch gar nicht erst, versteht er es doch als eine der Zuwendung zum Menschen entspringende Analyse der Debattenlage und Reflexion über den Islam im globalen Kontext.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.01.2009

Ungeachtet des kämpferisch klingenden Titels handelt es sich in Stefan Weidners kurzer Schrift nicht um eine Streitschrift, erklärt Rezensent Lukas Wick und präzisiert den Untertitel: Der Islam sei vor allem eine Herausforderung für die westliche Wahrnehmung. So untersucht Weidner Antagonismen zwischen Orient und Okzident sowie die wechselseitigen Wahrnehmungen und benennt als einen Hauptgrund für ihre "Verzerrungen" die Fixierung auf die Gegenwart. Weidner argumentiert dem Rezensenten zufolge ausgewogen, macht sich weder die Positionen eines naiven Multikulturalismus zu eigen noch etwa einer marxistischen Religionskritik und sieht im vielgesichtigen Islam zwar keine generelle Bedrohung, stellt aber das destruktive Potenzial radikaler Auswüchse nicht in Frage. Die These, sie könnten durch eine Verbesserung der Lebensumstände entschärft werden, findet Wick jedoch zu "unkritisch". Insgesamt hat er das Buch, das "dem westlichen Leser den Spiegel" vorhalte, mit Gewinn gelesen und stört sich nur an zu ausführlichen autobiografischen Einschüben.

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