Susanne-Sophia Spiliotis

Verantwortung und Rechtsfrieden

Die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft
Cover: Verantwortung und Rechtsfrieden
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783596160440
Taschenbuch, 320 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Die Diskussion um die Entschädigung der Zwangsarbeiter hat zweierlei gezeigt: Das Völkerrecht, das die nationale Privatwirtschaft vor gerichtlicher Inanspruchnahme im Zusammenhang mit Kriegsgeschehen schützt, stößt im Umfeld globaler wirtschaftlicher Expansion an seine moralischen Grenzen. Durch die "Justitialisierung" historischer Vorgänge wird die politische Agenda auf nationaler und internationaler Ebene nachhaltig erweitert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.07.2003

Die Autorin dieses Buches, das die Geschichte der Entschädigung von Zwangsarbeitern des Naziregimes dokumentiert, erfährt man von Klaus Peter Krause, hat das Buch im Auftrag der der deutschen Stiftungsinitiative geschrieben. So erläutert Susanne-Sophia Spiliotis, berichtet Krause, unter anderem die Rechtsauffassung der deutschen Unternehmen, die zunächst alle Ansprüche ihnen gegenüber abwehren sollte: Bei der Zwangsarbeit handele es sich um Unrecht im Zusammenhang mit Kriegsgeschehen, wofür nach dem Völkerrecht allein der Staat hafte. Weiterhin stellt die Autorin, erfahren wir, das Gefüge internationaler politischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Interessen vor, das die Entschädigungsverhandlungen so schwierig gemacht habe. Sie verschweige allerdings auch nicht, wie schwer es war, das Geld bei den deutschen Unternehmen zusammen zu bekommen. Kritisch äußert sich der Rezensent zu der im Vorwort durch den Daimler-Benz-Vorstand und Verhandlungsführer der Stiftungsinitiative, Manfred Gentz, getroffenen Feststellung, es sei "sicher etwas Außergewöhnliches, dass sich die Wirtschaft eines Landes zu ihrer Verantwortung" bekenne. Dass dieses Verantwortungsgefühl "sich nicht sonderlich freiwillig" entwickelt habe, komme bei Gentz nur diplomatisch verklausuliert vor.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.07.2003

Marianne Heuwagen bespricht in einer Doppelrezension zwei Bücher über die Geschichte der Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter in Deutschland. In dem Buch "Verantwortung und Gerechtigkeit", das Susanne-Sophia Spiliotis für die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft erarbeitet hat, werden die schwierigen Verhandlungen und deren Ergebnisse dargestellt. Die Rezensentin lobt zwar den Anhang des Buches, in denen die Chronologie der Verhandlungen, Verträge und Gesetzesentwürfe einzusehen sind, als "hilfreich". Alles in allem aber handelt es sich nach dem enttäuschten Dafürhalten der Rezensentin um ein zwar "sorgfältig recherchiertes" aber dennoch allzu "braves Nachschlagewerk". Was Heuwagen am meisten vermisst, ist eine Darstellung von "wesentlichen Interna der Stiftungsinitiative". So würden weder Informationen zur Rechtsform der Initiative, noch eine "Liste der Firmen", die sich zu Entschädigungszahlen bereitgefunden haben, mitgeteilt, so die Rezensentin unzufrieden.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.07.2003

Susanne-Sophia Spiliotis' Buch über die Verhandlungen zwischen Industrie und Opferverbänden über die Entschädigungen der NS-Zwangsarbeiter leidet nach Ansicht von Rezensent Christian Semler vor allem darunter, dass sie sich "unkritisch" die Haltung der deutschen Manager, von denen die Stiftungsinitiative ausging, zu eigen macht. Dennoch hat das Buch in Semlers Augen seine Verdienste. So verstehe es die Autorin, die Schwierigkeiten zu verdeutlichen, die deutsche Firmen hatten, um zu erreichen, dass künftigen Klagen in Amerika abgewiesen werden. Daneben schildere sie die zahllosen Winkelzüge, vermittels deren sich ein Großteil der Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigt hatten, vor Zahlungen zu drücken versuchten. Die von der Stiftungsinitiative verfolgte Strategie der strikten "Freiwilligkweit" stellt Spiliotis allerdings nicht in Frage, hält Semler fest. Er kritisiert zudem, dass Spiliotis nicht auf die Vorgeschichte der Verhandlungen eingeht, die Frage "Warum so spät?" nur floskelhaft beantwortet und zudem das Engagement von zivilgesellschaftlichen Akteuren wie Hans-Jochen Vogel für die erreichte Einigung sowie die Einflussnahme der Medien auf einen beschleunigten Gang der Verhandlungen ignoriert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.03.2003

Rudolf Walther hat an Spiliotis' Geschichte der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft nichts auszusetzen. Sie gewähre einen "guten Einblick" in die Probleme, die überwunden werden mussten, bis im Juni 2001 die ersten Gelder aus dem 10-Milliarden-Topf an ehemalige Zwangsarbeiter überwiesen werden konnten. Obwohl die Autorin selbst am Projekt beteiligt war und somit aus der "Binnenperspektive" berichte, würden auch die Kritiker der Initiative gehört, die in der amerikanischen Sammelklage eher Erpressung als Gerechtigkeit witterten. Mit dieser seriösen Neutralität verdient sich Spiliotis das Lob des Rezensenten.