Ted Hughes

Wie Dichtung entsteht

Essays
Cover: Wie Dichtung entsteht
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783458170600
Gebunden, 450 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Ausgewählt und übersetzt von Jutta Kaußen, Wolfgang Kaußen und Claas Kazzer. Mit einem Nachwort von Claas Kazzer. Mit autobiografischen Stücken beginnt die Auswahl: mit dem Felsen, in dessen bedrohlichem Schatten Ted Hughes aufwuchs, mit ersten Leseerfahrungen. Sodann geht es um Grundsätzliches: um kindliche Sensibilität und poetische Erfahrung, um das Verhältnis von Lyrik und Gewalt, um die Beziehung von Mythos und Erziehung. Der Mittelteil nimmt die Beziehung zu seiner ersten Frau ein: Sylvia Plath. Eine knapp gefasste Darstellung der englischen Sprach- und Dichtungsgeschichte führt mitten hinein in umfangreiche Studien zu Shakespeare und T. S. Eliot, bevor die Auswahl sich auf das konzentriert, was Ted Hughes unter den regenerativen Energien von Dichtung und bildender Kunst verstanden hat: auf ihre archaischen Wurzeln, auf ihre Nähe zum Schamanismus und zur mystischen Frömmigkeit des Islam, auf ihre Parallelität zum Immunsystem des menschlichen Körpers.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.10.2001

Der Dichter Ted Hughes war gerade zum Ende seines Lebens hin besonders produktiv, berichtet Werner von Koppenfels, und davon zeugt seiner Ansicht nach auch diese Sammlung von essayistischen Prosaarbeiten. Er nennt den Band "ungewöhnlich und lohnend genug" und bespricht manche der Essays sehr detailliert. Die Essaysammlung enthält die verschiedensten Einblicke in das Leben des Dichters, es finden sich "autobiografische Schlüsselmomente" ebenso wie "kulturkritische Reflexionen". Sie erlauben interessante Perspektiven auf das Gesamtwerk des Dichters, findet der Rezensent. Hughes sucht in seinem Werk das "vollen Leben [...], das die modernen Umstände, dem Menschen zu verwehren drohen". Er setzt "die vitale Gewaltsamkeit der Natur" gegen die Gewalt der Gesellschaft. Für den Leser möglicherweise schwindelerregend ist von Koppenfels' Meinung nach des Dichters "mythenschaffender Synkretismus und seine assoziativen Höhenflüge". Trotzdem lohnt sich die Mühe, findet der Rezensent. Er lobt die Übersetzungsarbeit von Jutta und Wolfgang Kaussen und von Claas Kazzer. Das einzige, was ihm an diesem Sammelband nicht gefällt, ist, dass nur zwei Drittel der Texte aus der englischen Originalausgabe übernommen wurden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.07.2001

Er war offizieller Hofdichter und als solcher belächelt, schreibt Kurt Oesterle über den englischen Dichter Ted Hughes, der sich nicht scheute, seine Gedichte vor Schulklassen vorzutragen. Und er war ein Grüner, der den Impuls, Gedichte zu schreiben, vom Jagd- und Sammlertrieb ableitete, erläutert Oesterle weiter in seiner Rezension des Essaybandes. Angler ließ er auch gelten, heißt es dort lakonisch, denn auch die verfügten über die für Hughes "unverzichtbare Konzentrations- und Kontemplationsfähigkeit". Hughes' Poetik sei "modern, aber nicht modernistisch", meint der Rezensent, dem allerdings das "Schamanentum" des Dichters gelegentlich auf die Nerven geht. Seine Gedichte, so Oesterle, haben Gott sei Dank weit über diese naturmystischen Spekulationen hinausgereicht.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.04.2001

Wenn Dichter über ihre Kunst schreiben, ist dies nur selten erhellend, meint Elke Schmitter. Denn würden sie dabei zu konkret, "wär es ja kein Wunder mehr". Ted Hughes Band hebt sie dagegen als löbliche Ausnahme hervor. Der amerikanische Dichter schreibe ganz "ohne Allüren" etwa über den Zusammenhang zwischen seiner Jagd auf Taschenmäuse als Kind und seinen späteren Tiergedichten. "Ein Werkstattbericht, schön eigensinnig", lobt Schmitter. Nur auf die Aufsätze zu Sylvia Plath hätte sie verzichten können. Dieser "Kirchenstreit" sei heute nur noch für ein Publikum interessant, das sich an seiner "Empörung ergötzen will".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.03.2001

Es gibt zwei Vorwürfe, mit denen sich Ted Hughes Zeit seines Lebens auseinandersetzen musste: man kreidete ihm den Selbstmord seiner Frau Sylvia Plath an und man verdächtigte ihn der Verherrlichung von Gewalt. Also, so Rezensent Jan Wagner, stürze man sich als Leser zuerst auf die Essays, in denen sich Hughes diesbezüglich geäußert hat, und, siehe da, jubelt der Rezensent, ein anderer Hughes komme zum Vorschein, der sich sensibel, aber distanzierter als in den kürzlich veröffentlichten "Birthday letters" über Plath äußert und den Gewaltvorwurf eloquent widerlegt. Hughes beklage eine "westliche Bewusstseinsspaltung" im Verhältnis zur Natur; deutlich werde, worum es dem Autor in seiner Lyrik eigentlich zu tun gewesen sei: Treue, ein Bekenntnis zum Leben. Sprachlich findet Wagner Hughes Betrachtungen über dessen Kindheit interessanter. Auch darin berichte der Engländer Hughes im übrigen von seinem Verhältnis zur Natur, zur Fauna, zur Jagd: very british, aber, wie Wagner versichert, äußerst intelligent und charmant.
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