Theodore Ziolkowski

Berlin

Aufstieg einer Kulturmetropole um 1810
Cover: Berlin
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2002
ISBN 9783608940336
Gebunden, 326 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Die Zeitgenossen von Kant, Goethe und Hegel formten vor 200 Jahren aus Berlin eine der geistigen Weltmetropolen. Sie stellten eine für Deutschland ungeahnte kulturelle und literarische Öffentlichkeit her. Aus ihr ging die ästhetische Moderne Europas hervor. Diese Form der Öffentlichkeit bereitete entscheidend die Demokratisierung Deutschlands vor. Ob heute die aktuelle Rede einer 'Berliner Republik' zutreffend ist, wird zur Nebensächlichkeit angesichts der Bedeutung, die Berlin vor etwa 200 Jahren errang: eine Weltmetropole des Geistes und der Kultur. Dieses 'andere', hochkultivierte Berlin und die Geniezeit der deutschen Geistesgeschichte zwischen Spätaufklärung, Klassik und Romantik lässt der amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaftler Theodore Ziolkowski vor dem geistigen Auge seiner Leser entstehen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.10.2002

Hans Reiss steigt genüsslich ein in das Berlin um 1810, das eine große Anzahl bedeutender geistesgeschichtlicher Persönlichkeiten hervorgebracht hat. Wie auch schon die früheren Werke Ziolkowskis über die Romantik, findet der Rezensent das neue Werk des Literarhistorikers der Universität Princeton "anregend, solide und lesbar". Die Beschreibungen der Zeit nach dem Untergang des friderizianischen Preußen, in der sich eine neue intellektuelle Welt etabliert hatte, vermitteln ein "gelungenes Bild" davon, wie literarische Bilder und Beschreibungen unsere Auffassung von einer Stadt prägen, so Reiss, und wie aus Berlin eine Kulturmetropole wurde, die wesentlich zum Wandel der deutschen Denkweise beigetragen hat. Der Rezensent äußert sich nicht weiter über die verlässliche Arbeit Ziolkowskis, sondern richtet seinen Blick allein auf den Inhalt, auf die Verdienste Fichtes, Humboldts und Kleists.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.09.2002

Eine der aufregendsten Zeiten in der Geschichte Berlins waren, wie man spätestens nach der Lektüre dieses Buches des amerikanischen Germanisten Theodore Zielkowski zugeben muss, die Jahre 1810 und 1811, schreibt Rezensent Jens Bisky. Der Aufbruch begann mit der Verklärung der jüngst verstorbenen Königin Luise, Schinkel entwarf eine Begräbniskapelle, passend dazu wurde Caspar David Friedrichs "Mönch am Meer" ausgestellt. Heinrich von Kleist wurde Herausgeber der "Berliner Abendblätter", die Universität wurde gegründet, Fichte, Savigny, Niebuhr wurden zu Professoren berufen. Der Abstieg aber, stellt Bisky fest, begann bereits im Januar 1811, mit der Gründung der Berliner Tischgesellschaft, für die Clemens Brentano ein judenfeindliches Manifest schrieb, im November erschießt Kleist seine Freundin Henriette Vogel und sich selbst. Nichts von allem, das Zielkowski schildert, ist völlig neu, räumt Bisky ein, aber die Zusammenschau findet er beeindruckend - und Ähnlichkeiten mit der Gegenwart und dem Ende der Berlin-Euphorie sind, meint er, auch festzustellen.
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