Wilhelm von Sternburg

Als Metternich die Zeit anhalten wollte

Unser langer Weg in die Moderne
Cover: Als Metternich die Zeit anhalten wollte
C. Bertelsmann Verlag, München 2003
ISBN 9783570004869
Gebunden, 352 Seiten, 23,90 EUR

Klappentext

Was um alles in der Welt hat Metternichs Zeit mit unseren Tagen der Postmoderne zu tun, in der Global Players, Börsencrashs, Arbeitslosigkeit und Europas schwierige Suche nach dem Weg in die Zukunft die Menschen bewegen und immer wieder neu ausbrechende Kriegsherde die Gesellschaft ängstigen? Weit mehr als man glaubt. Um Chancen und Gefahren der gegenwärtigen Entwicklungen besser zu erkennen, beschwört Wilhelm von Sternburg den Beginn der Moderne vor 200 Jahren herauf. Auch dieser Epochenwechsel wurde von der Neuausrichtung Europas, machtpolitischer Eroberung der Welt, Triumph und Fluch der Industrialisierung und zunehmenden nationalistischen Tendenzen geprägt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.11.2003

Nicht leicht gehabt hat es Thomas Krüger mit Wilhelm von Sternburgs "Als Metternich die Zeit anhalten wollte" gleich auf mehrfache Weise: Sternburg, bekannt unter anderem durch Biografien zu Konrad Adenauer und Lion Feuchtwanger, wie uns der Rezensent erklärt, habe diesmal nämlich keinesfalls eine Biografie geschrieben, auch wenn Metternich fortwährend "im Hintergrund stehe", ein Fachbuch sei es jedoch auch nicht. Überhaupt habe der Autor "alles" gewollt, weshalb folglich vieles "zu kurz kommen" musste. Denn allen voran mangelt es diesem Werk ungeachtet oder gerade wegen des großen Faktenreichtums an innerer Struktur, befindet Thomas Krüger, der sich insbesondere an von Sternburgs undifferenzierter Pauschalschelte gegen den Konservatismus gestoßen hat. Zahlreiche "Kurzschlüsse" hat der Rezensent ausgemacht, die das Buch "nachhaltig entwerten", garniert noch mit "rein gar nichts erläuternden historischen Gleichsetzungen" und einer Portion Disziplinlosigkeit.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.06.2003

Auch wenn der Titel es vermuten lasse, gehe es in diesem Buch nicht um eine Biografie Metternichs, jenes Architekten des Wiener Kongresses, klärt Harro Zimmermann auf. Dieser interessiere den Autoren nur als eine historische Figur, "an der ein Jahrhunderte währender Prozess von Modernisierung und Antimodernität messbar wird." Die späte Bildung des deutschen Nationalstaats, die Schwäche der liberalen Kräfte, die Übermächtigkeit der traditionalen Adelsgewalten, welche lange dem Druck der Modernisierung widerstehen konnten, werden hier in einem "gut geschriebenen und originell argumentierten" Überblick dargestellt und die trotz des Rückgriffs auf vertraute historische Leitthesen. Ebenso beschreibt der Autor die Auswirkungen der ausbleibenden Modernisierung bis in die jüngste deutsche Geschichte. Hart greift er dabei den deutschen Konservativismus an, "diese Melange aus Junker-Arroganz und bourgeoiser Aufgeblasenheit" welcher spätestens um die Mitte des 19. Jahrhunderts versagt habe, als er den Liberalismus der 48er zu Fall brachte. Dieses Demokratiedesaster habe schließlich dazu geführt, das es hundert Jahre gedauert habe, bis daraus endlich ein Sieg werden konnte, mit allen schrecklichen und ungeheuerlichen Abwegen in Deutschland. Manche Hypothek aus diesen Zeiten werde heute noch sinnfällig, meint der Autor. "