Wolfgang Martynkewicz

Das Zeitalter der Erschöpfung

Die Überforderung des Menschen durch die Moderne
Cover: Das Zeitalter der Erschöpfung
Aufbau Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783351035471
Gebunden, 427 Seiten, 26,99 EUR

Klappentext

Um 1900 entsteht ein neues Leitbild: die vitale Persönlichkeit. Es ist der Anfang einer radikalen Mobilmachung, welche die ganze Gesellschaft erfasst. Rilke unterzieht sich einer Kräftigungstherapie: gymnastische Übungen, kalte Bäder, Waldlauf; sogar Holzhacken steht auf dem Programm. Auch Kafka sieht sich unter Zugzwang. In der Naturheilanstalt Jungborn klettert er auf Bäume, pflückt Kirschen und nimmt zu seinem Entsetzen nackt auf einer Wiese Luftbäder. Thomas Mann bekämpft derweil seine Trägheit im Züricher Sanatorium Bircher-Benner. Und selbst Bismarck, der ein großartiger Fresser und Säufer (Kafka) war, versucht es zur Abwechslung mal mit Obst und frischer Luft. Doch sosehr man die Gifte und Reize der Zivilisation abzuwehren sucht, der Mensch ist dem neuen Leben nicht gewachsen. Das Gespenst der Erschöpfung geht um, Untergangsbilder kursieren, Europa scheint am Ende.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.10.2013

Franz Viohl pflichtet dem Autor bei: Die Moderne und ihre Erschöpfungs-Metapher haben nie aufgehört beziehungsweise an Bedeutung verloren. Die Parallelen zwischen der Epoche um 1900 und unserer Zeit, die Wolfgang Martynkewicz höchst "kenntnisreich" aufzuzeigen vermag, findet der Rezensenten durchaus überraschend. Gestört hat Viohl sich nur an den vielen kuriosen Details. Bismarcks Essgewohnheiten etwa tragen wenig zu einem Epochenbild bei, meint er. Das Fazit, auf das ihn der Autor bis zum Schluss warten lässt, fällt dann auch nicht so bahnbrechend aus. Dass die Moderne den Homo oeconomicus erschaffen hat, wusste er bereits.
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