Wolfgang Matz

Eine Kugel im Leibe

Walter Benjamin und Rudolf Borchardt: Judentum und deutsche Poesie
Cover: Eine Kugel im Leibe
Wallstein Verlag, Göttingen 2011
ISBN 9783835309463
Gebunden, 170 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Jahrzehntelang sind Walter Benjamins Texte unter dem Aspekt des Gegensatzes zwischen materialistischem und jüdischem Denken diskutiert worden. Dabei wurde die einzige Sphäre, die ihm tatsächlich lebenslang gegenwärtig war, in der er "ganz zu Hause" war, beiseite geschoben jene ästhetische, politische, kunst-religiöse Welt, die den Jahren vor und nach dem europäischen Zusammenbruch von 1914-1918 ihre Prägung gab und die mit den Namen Stefan George, Hugo von Hofmannsthal und Rudolf Borchardt verbunden wird. Wie kritisch Benjamin dieser Welt in wechselnden Lebensphasen auch gegenüberstand, sie war und blieb der verborgene Maßstab seines Denkens. Borchardt (1877-1945) und Benjamin (1892-1940) haben einander nicht gekannt, einander nicht geschrieben, und während der Weimarer Republik gehörten sie zu vollkommen unterschiedlichen, ja gegnerischen Lagern in Politik und Literatur.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.12.2011

Mit Lob bedenkt Manfred Koch Matz' Buch über Walter Benjamin und Rudolf Borchardt. Das Werk scheint ihm allerdings nur auf den ersten Blick eine Beziehungsstudie. So sind sich Benjamin und Borchardt auch nie persönlich begegnet, haben von einander kaum Notiz genommen. Koch versteht das Werk eher als ein "Panorama deutscher Kulturgeschichte". Im Mittelpunkt sieht er die Rekonstruktion des geistigen Beziehungsgeflechts, in dem sich Benjamin und Borchardt bewegt haben, ihrer Verbindungen mit Autoren wie Adorno, Scholem, Kracauer, Bloch, Buber und Rosenzweig. Dabei hebt er die Bedeutung Stefan Georges als wichtiger Bezugsfigur der intellektuellen Debatten hervor, in denen sich Benjamin und Borchardt unterschiedlich positioniert haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.09.2011

Vornehmste Aufgabe eines Philologen, eine jüdische Intellektuellen-Existenz zu rekonstruieren, meint Heinz Schlaffer. Bei Wolfgang Matz kommt für ihn erfreulicherweise hinzu, dass der Autor zwar einzelne Aussagen zu Themen, zu sprechenden Bildern zu präzisieren vermag, die weder Walter Benjamin noch Rudolf Borchardt so vor Augen gestanden haben mögen, es aber nicht darauf anlegt, zu entlarven und zu verurteilen. Schlaffer erkennt so die sternische Verbindung, die tiefe Verwandtschaft der beiden Zeitgenossen, die sich doch nie begegnet sind.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.08.2011

Großer Jubel bei Thomas Karlauf über dieses Musterbeispiel einer intellektuellen Biografie. Ganz anders als in Ulrich Raulffs George-Buch (und ihm doch vergleichbar) sieht er hier George quasi stets im Untergrund rumoren, denn eigentlich geht es um: Walter Benjamin. Den nun hat er so aufregend und auf so engem Raum noch nicht betrachten dürfen. Angeleitet von Wolfgang Matz wagt der kritische Leser die Abweichung von den ausgetretenen Pfaden der Forschung, setzt Benjamins geistige Koordinaten neu und erkennt die "lebenslange Überidentifikation Benjamins mit George", auf Umwegen über den von Benjamin so verabscheuten Möchtegern-Nachfolger Rudolf Borchardt, der sich auf einen "Turm von Lüge gestellt" habe, um von seiner Zeit gesehn zu werden.
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