13.11.2014. Erinnerungen
Erinnerungen Es scheint, als sei
Adam Zagajewskis "Die kleine Ewigkeit der Kunst" eines der Bücher, die man in dieser Saison unbedingt lesen muss. Der Lyriker erweist sich hier als Essayist und Memorialist. Allein, dass er über seine Geburtsstadt
Lemberg schreibt, macht einen in dieser Saison besonders neugierig. Zweierlei leistet Adam Zagajewski in seinem Essayband, berichtet Artur Becker in der
FR: zum einen das autobiografische Projekt seiner
Familiengeschichte mit Stalinismus und Vertreibung, zum anderen der intellektuelle Reise- und Erfahrungsbericht eines
dichtenden Kosmopoliten samt kunsttheoretischen Reflexionen. Einen Spaziergang mit einem anderen Kosmopoliten unternimmt
NZZ-Rezensentin Ilma Rakusic, die sich in
"Lange Schatten in Berlin" verzaubert von
Bora Cosic durch die Jahrhunderte und die Städte
Belgrad und Berlin führen lässt beim
Perlentaucher).
Nicht allzu weit von Lemberg entfernt dürften
Herta Müllers Erinnerungen in
"Mein Vaterland war ein Apfelkern" spielen, ein besonderes Buch in der Veröffentlichungsliste der Autorin, ein Gesprächsband. Ihre Lektorin Angelika Klammer gibt ihr
Stichwörter, sie schweift aus, wie nur sie ausschweifen kann: präzise. So schreiben es zumindest die Rezensenten, Jörg Magenau in der
SZ und Jürgen Verdofsky in der
FAZ. Sie spricht noch einmal über die Bedrängnisse des Ceaucescu-Regimes, schreibt Jörg Magenau. Und beiden Rezensenten geht gerade im Gespräch noch einmal die Rolle auf, die
Sprache für Müller bei der Bewältigung ihrer Erlebnisse spielt. Ein erschütterndes und historisch-literarisch einzigartiges Dokument empfiehlt in der
NZZ Andreas Breitenstein mit
"Aber der Himmel - grandios" den Erinnerungen der litauischen Autorin
Dalia Grinkeviciute, die 1941 - sie war 14 damals - mit ihrer Familie nach Sibirien deportiert wurde, floh und wieder deportiert wurde.
Etwas unernst wirkt dagegen
Hans-Magnus Enzensberger in seiner Erinnerung an die Jahre des
"Tumults" so
schreibt es etwa Michael Angele im
Freitag, der Enzensberger die Leichthändigkeit, mit der er seine politischen Irrtümer aus längst vergangenen Jahrzehnten abtut, nicht abnehmen mag. Der andere sich erinnernde Großautor ist
Botho Strauß, der zur Begeisterung der Rezensenten seine "intellektuelle Abgesondertheit" nun in seiner
"Herkunft" zurückverwurzelt.
U
nd schließlich ist da noch
Georg Stefan Troller, dessen Fernsehporträts ein Monument des öffentlichen-rechtlichen Fernsehens in seiner großen Zeit waren. Hier begegnet er den von ihm Porträtierten noch einmal - und der Zauber seiner Stimme wirkt auf
FAZ-Rezensent Uwe Ebbinghaus auch
"Mit meiner Schreibmaschine" ! Schließlich hat
Qais Akbar Omar mit
"Die Festung der neun Türme" große Empathie bei den Kritikern ausgelöst: Seine Erinnerungen an
Afghanistan sind zugleich persönliche, National- und Globalgeschichte. Und er hofft nach wie vor auf Frieden in seinem Land.
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