Was bleibt ein Jahr später vom
Fall Till Lindemann? Das fragt sich Dirk Peitz in der
Zeit angesichts eines Buchs und zweier Podcasts, die sich mit den strafrechtlich nicht aufgegriffenen Vorwürfen gegen den Rammstein-Sänger beschäftigen. Ob die Geschichte #MeToo eher genützt oder geschadet habe, ist laut Peitz völlig offen. Es fehlen da schlicht die Kriterien. Ein Dorn im Auge ist dem Autor ein nicht unbedeutender Aspekt der Auseinandersetzung: "Eine echte Schwäche der Diskussion in Deutschland ist nun der zwanglose, wenig reflektierte
Umgang mit dem Begriff Macht. Zunächst einmal ist Macht keine juristische oder gar strafrechtlich relevante Kategorie. Benutzt man das Wort also, erweitert man implizit mögliches Fehlverhalten etwa von Männern weit über das hinaus, wofür sie von einem Gericht verurteilt werden könnten. Das ist im Sinne einer Verbesserung der Geschlechtergerechtigkeit oder auch bloß einer Forderung nach Anstand und also anständigem Verhalten völlig richtig - bloß ist ebenso völlig unklar, was genau Macht sein soll. Dieser Begriff ist entgrenzt und entgrenzend, er kann alles und nichts bedeuten und seine Verwendung droht wahllos zu werden."
Wolfgang Sandner zeigt sich in der
FAZ begeistert von den Liedern der chilenischen Sängerin
Camila Meza, die im Sendesaal des Hessischen Rundfunks mit der hr-Bigband musiziert. Meza, weiß er zu berichten, ist "keine Agitatorin. Ähnlich wie bei
Violeta Parra, der großen Volkssängerin, Liedermacherin und Sozialkritikerin ihres Landes, von der sie 'El amor' und 'En los jardines humanos' in ihr Programm aufgenommen hat, ist auch ihr Gesang, etwa wenn sie das überaus populäre 'Cucurrucucu Paloma' nur sich selbst auf der Gitarre begleitend und ohne allen Folklore-Kitsch interpretiert, mit einem Trauergestus umgeben, in den alles Leid der Menschheit eingewoben zu sein scheint. Hier singt sie mit einer Inbrunst, zugleich mit einem Nuancenreichtum bis in
nahezu unhörbar hohe Frequenzen, die einem den Atem verschlagen." In der
FR findet Stefan Michalzik ebenfalls Gefallen an der Kombination Meza-Bigband.
Außerdem:
François-Xavier Roth, Dirigent des Kölner Gürzenich-Orchesters, lässt nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung seine Arbeit vorläufig ruhen,
weiß Zeit Online. Robert Miessner
freut sich in der
taz auf die
Musikfestivals des Sommers. Joachim Göres
erklärt uns ebenfalls in der taz, was es mit "Rudelsingen" auf sich hat. Wolfgang Sandner
gratuliert in der
FAZ dem Jazz-Saxofonisten
Marshall Allen zum 100. Geburtstag. Guido Holze stellt in der
FAZ die Arbeit des
Kulturkreises Taunus-Rhein-Main vor, der junge Musiker fördert. Das Klassikfestival Bad Kissingen experimentiert mit Techno, berichtet Eva-Maria Magel ebenfalls in der
FAZ. In Berlin findet, wie Stefan Hochgesand in der
Berliner Zeitung durchgibt, am Sonntag ein Konzert statt, das dem Gedenken an die
Hamas-Geiseln gewidmet ist.
Besprochen werden
Yaya Beys Album "Ten Fold" (
taz), ein Konzert des Geräuschmusikers
Fred Firth im Berliner Exploratorium (
taz), ein von
Yoel Gamzou dirigiertes Mahler-Konzert des Hessischen Staatsorchesters (
FAZ), ein Konzert des HR-Sinfonieorchesters mit Werken von
Mozart, Webern und Bruckner (
FR), das
Talking-Heads-Tributalbum "Everyone's Getting Involved: A Tribute to Talking Heads' Stop Making Sense" (
SZ), ein Konzert der Wiener Symphoniker im Wiener Konzerthaus mit Musik von
Mozart und Bruckner (
Standard), ein Auftritt des Neoklassik-Soundkünstlers
Nils Frahm im Linzer Brucknerhaus (
Standard) und
Dua Lipas Album "Radical Optimism" (
FR).