Der Ukraine-Krieg war immerhin gut dafür, dass der Westen einiges über das Wesen des russischen Kolonialismus lernen konnte. Es handelt sich um einen
Expansionismus,
so Françoise Thom, und dieser hat mehrere Prinzipien, zum Beispiel, dass man immer mal
Komplizen mit profitieren lässt, wenn man sich Territorien aneignet (Hitler-Stalin-Pakt), dass man die Bevölkerungen unterworfener Länder einsetzt, um weitere Länder zu erobern (wie jetzt die Tschetschenen). Und schließlich kommt das Prinzip der
absoluten Macht des Anführers hinzu: "Die absolute Macht des Monarchen wird durch die ständige Vergrößerung des Territoriums gerechtfertigt, das wiederum zu seiner Erhaltung eine despotische Herrschaft erfordert. Die territoriale Expansion legitimiert die Autokratie: 'Die große Ausdehnung des Staates erfordert, dass die absolute Macht sich in der Person verkörpert, die die Regierung sicherstellt, eine
Großmacht fordert eine
despotische Herrschaft', schrieb Katharina II… Voltaire vertraute sie an: 'Wir haben keine anderen Mittel gefunden, unsere Grenzen zu sichern,
als sie zu erweitern.' Der Sekretär Katharinas II. schrieb: 'Die kleinste Schwächung der Autokratie würde zum Abfallen vieler Provinzen, zur Schwächung des Staates und zu unzähligen Unglücksfällen für das Volk führen... ' Davon sind die Russen auch heute noch überzeugt. Es ist also nicht verwunderlich, dass Putin zu einem Zeitpunkt, an dem er sich de facto zum lebenslangen Diktator erklärt, einen
Eroberungskrieg führt."
Laetitia Spetschinsky
zeigt auf, wie Wladimir Putin nach und nach die russischen Eliten "austauscht". Mit unterschiedlichen Maßnahmen werden Kreml-treue Akteure in Politik, Verwaltung und Militär gefördert Personen, die 'zuverlässig sind und ihre Loyalität bewiesen haben', zitiert Speschinsky aus einer Rede Putins vom Februar 2024, sollen diejenigen ersetzen, die sich 'diskreditiert haben', indem sie in den 1990er Jahren Vermögen und Privilegien angehäuft haben. Es ist klar: "Putin will die Nation
nach seinem Bild umgestalten, seine Prinzipien in den tiefsten Winkeln der föderalen Verwaltung verankern und die Reihen für eine langfristige ideologische Konfrontation mit dem Westen schließen. Diese neue
Säuberung der Eliten, diesmal in Wirtschaft und Justiz, kündigt eine große Herausforderung für Europa an: Es muss sich auf unbestimmte Zeit mit einem Staat auseinandersetzen, der auf allen Ebenen von der Generation 'Z' (nach dem Symbol des Krieges in der Ukraine) geführt wird, die sich ihre Sporen in
der Abneigung gegen den Westen verdient hat und ihr neues Glück allein dem Herrn im Kreml verdankt - und seinem militärischen Abenteurertum."